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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena
Autoren: du hättest vergessen Du dachtest
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Leena Lehtolainen
    Du dachtest, du
    hättest vergessen
    scanned 12_2007/V1.0
    »Auf Großmutters Beerdigung begriff ich, dass die schrecklichsten Dinge passieren können.« Diese Erkenntnis hat Katja nicht zufällig an einem Tag, an dem die ganze Familie versammelt ist. Und sie betrifft jeden Einzelnen, denn alle haben sich schuldig gemacht. Jahrelang hat die Familie über ein Geheimnis geschwiegen, das längst gelüftet werden musste. Katja ist nun fest entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dabei wollte sie eigentlich gerade ihr Leben neu ordnen. Aber Erkenntnisse, so grausam sie manchmal sind, können dazu verhelfen, noch einmal von vorne anzufangen
    …
    ISBN: 978 3 463 40474 5
    Original: Kun luulit unohtaneesi (2002) Deutsch von Gabriele Schrey-Vasara
    Verlag: KINDLER
    Erscheinungsjahr: 1. Auflage September 2007
    Umschlaggestaltung: any.way, Barbara Hartke/Cordula Schmidt Buch

    Fast fünfundzwanzig Jahre ist es her, dass Rane seinen Vater, einen jähzornigen Säufer, erschlagen hat. Offenbar in Notwehr, aber der junge Mann zerbricht an seiner Schuld – er erhängt sich im Gefängnis.
    Die Jahre vergehen, und Ranes Geschwister schweigen eisern über das Geschehene. Doch Katja, die Tochter von Ranes Schwester Sirkka, spürt, dass man ihr etwas verheimlicht. Sie möchte wissen, was damals wirklich geschah. Als ihre Großmutter stirbt und Katja zur Beerdigung von Helsinki ins abgelegene Pielavesi fährt, beschließt sie, dass es Zeit ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und bald stellt sie fest, dass die Schuld nicht Rane allein trifft – und Zorn ein Gefühl ist, das man nicht vergessen kann …

    Autor

    1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturkritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Mit ihrer Krimiserie um die Anwältin und Kommissarin Maria Kallio ist sie berühmt geworden. Heute ist sie eine der erfolgreichsten und renommier-testen Schriftstellerinnen Finnlands.
    www.leena-lehtolainen.de

    EINS
    Katja
    Alles ist möglich. Auf Großmutters Beerdigung begriff ich, dass die schrecklichsten Dinge passieren konnten. Es war Ende August, im Wald hinter Großmutters Haus reiften überall Preiselbeeren. Der rote Brei, den sie mit dem Grieß daraus kochte, war immer mein Leibgericht gewesen. Mutter bekam ihn nie so gut hin, und bei mir wurde er entweder klumpig oder zu süß. Ich saß in der Kirche, und mir war zum Weinen zumute.
    Tante Sara machte merkwürdige Geräusche, ich wusste nicht, ob sie lachte oder weinte, der Pfarrer gab süßliche Plattitüden von sich, Kaitsu und Veikko verlasen die Gedenkworte von der Schleife an unserem gemeinsamen Kranz. Danach sah ich den anderen Trauergästen beim Niederlegen ihrer Kränze zu, Großmutters Nachbarn und ihren Kollegen aus dem Laden. Es waren viele gekommen, Großmutter war beliebt gewesen.
    Der Leichenschmaus fand in ihrem Haus statt. Mutter hatte tagelang gebacken. Mein Bruder Kaitsu kochte Kaffee, ich goss ein und bot den Kuchen an. Veikko las die Beileidstelegramme vor. Es waren eine ganze Menge. Viele Kunden erinnerten sich noch an Großmutter, obwohl sie schon vor zehn Jahren in Frührente gegangen war. Sie wurde nur einundsiebzig, dabei war sie mir immer uralt vorgekommen. In den letzten Jahren hatte sie alles versucht, um mich unter die Haube zu bringen, denn immerhin wurde ich bald dreißig.
    Am Abend ging ich auf den Dachboden. Mutter räumte die Küche auf, Sara lag auf Großmutters Bett und weinte. Die Wirkung der Beruhigungspillen, die sie genommen hatte, ließ allmählich nach.
    Ich selbst hätte ohne Saras Betablocker die Aufnahmeprüfung zur Musikschule nie geschafft. Mutter war tagelang wütend gewesen, als sie davon erfuhr, aber als dann die Ergebnisse kamen, hatte sie Sara verziehen. Vor Prüfungen und Konzerten hatte Sara mir keine Beruhigungsmittel mehr zugesteckt, sie waren in den neun Jahren, die ich nun schon an der Musikschule studierte, regelmäßig danebengegangen.
    Mutter und Veikko wollten bleiben und das Haus leer räumen.
    Mutter hatte sich dafür im Buchladen ein paar Tage freigeben lassen, mein Onkel Veikko war Schriftsteller und konnte sich die Zeit selbst einteilen. Wir anderen würden gleich am nächsten Morgen zurückfahren, weil Kaitsu am frühen Abend wieder arbeiten musste.
    Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich Veikko und Kaitsu auf der Treppe sitzen und trinken. Sogleich kamen meine guten Vorsätze ins Wanken, ich spürte schon den ersten Schluck am Gaumen, das Brennen im Hals, die Wärme
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