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Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an

Titel: Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Autoren: Carly Phillips
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sich Halt suchend gegen die Wand. Mit diesem schmerzenden Schädel und dem nach altem Lappen schmeckenden Mund war nicht daran zu denken, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn einen klaren Satz zu sprechen.
    Ihr Haar war gewachsen, die blonden Strähnen fielen ihr über die Schulter und in die Stirn. Sie strich sich das Haar zurück und betrachtete ihn eindringlich, wobei sie ihre Nase krauszog. „Ich habe dich geweckt, oder?“, fragte sie in einem Tonfall, der nur wenig Unsicherheit verriet.
    Auf einmal fühlte auch er sich selbstbewusst, und er fuhr sich ebenfalls durchs verstrubbelte Haar. „Was machst du denn hier?“
    „Das ist eine lange Geschichte. Zu lang, um sie hier zwischen Tür und Angel zu erzählen. Darf ich nicht hereinkommen?“ Sie stellte sich auf Zehenspitzen, um über seine Schulter in die Wohnung zu schauen.
    Er war noch nicht richtig wach, sein Kopf schmerzte entsetzlich und ausgerechnet jetzt tauchte Molly auf, um mit ihm reden zu wollen. „Ja, ja komm rein!“ Daniel winkte sie hinein.
    Als sie an ihm vorbeiging, roch er ihr Parfum. Dieser köstliche Duft erinnerte ihn auf einmal an alles, was er niemals würde haben können, und diese Erkenntnis traf ihn wie eine Faust in die Magengrube. Der Geruch erinnerte ihn daran, dass er Tag für Tag vor sich hin lebte und sich einen feuchten Kehricht um alles scherte.
    Vorsichtig lenkte sie ihre Schritte in Richtung Fernsehzimmer, und er folgte ihr, wobei er seine Wohnung einem schnellen prüfenden Blick unterzog. „Ich würde dir gerne einen Platz anbieten, aber wie du siehst, gibt es hier keine freie Ecke.“
    „Ja, das sehe ich.“ Ihre Augen schauten ihn fragend an, als sie sich nach ihm umwandte.
    In ihren Augen erkannte er auch, was aus seinem Leben geworden war. Er sah es zum ersten Mal wirklich. Als Teenager bei Pflegeeltern und später im Jugendheim, hatte er sich gelobt, dass er über diese Vergangenheit hinwegkommen würde – nicht nur über die Eltern, die er niemals hatte, sondern auch über den Dreck und die Armut, die ihn umgaben. Obwohl er in einem sündhaft teuren Hochhaus in Albany wohnte, lebte er immer noch so wie damals mit seinen Eltern und später mit seinen Pflegeeltern. Leere Bierdosen lagen auf dem Tisch, Papiere und Unterlagen waren auf Couch und Boden verteilt, und ein leerer Pizzakarton zierte den Tresen, der die Küche vom Rest der Wohnung abtrennte. Es gab nichts Schlimmeres als von der Frau, für die er einmal alles getan hätte, um sie zu beeindrucken, unter diesen Umständen überrascht zu werden. Hunter war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    Er straffte seinen Rücken, bevor er sie ansah. Schließlich war er Molly keine Erklärung schuldig. Er war ihr überhaupt nichts schuldig. „Molly, was, zum Teufel, willst du hier?“
    „Na ja …“, sie atmete tief ein. Sein Blick blieb an ihrer Brust hängen, die sich unter dem engen, aber ungewöhnlich farblosen, beigen T-Shirt hob und senkte. Er hasste den Effekt, den das auf ihn hatte. Er hasste sich dafür, dass er sie immer noch begehrte, obwohl sie nichts mehr für ihn empfand. Falls sie je etwas für ihn empfunden hatte.
    „Hunter? Komm doch wieder ins Bett.“
    Allison. Er hatte sie völlig vergessen. „Mist.“ Er blickte an die Decke und meinte dort jene Risse wiederzuerkennen, die sich durch sein Leben zogen.
    Allison schlurfte in das Zimmer, sein offen stehendes Hemd nur notdürftig um ihren Körper gewickelt. „Es ist so kalt alleine im Bett, Baby.“
    „Oh mein Gott. Du bist nicht alleine“, sagte Molly, die den Horror in ihrer Stimme nicht verbergen konnte.
    „Wer ist das denn?“, fragte Allison verschlafen.
    Molly zuckte zusammen, als sie Allisons Stimme hörte. „Du hast gar nicht geschlafen. Du hast …“ Ihre Stimme versagte. „Oh Gott.“
    Und Hunter starrte eisig auf Mollys erschrockenen Gesichtsausdruck. Seine Kopfschmerzen waren nichts gegen die plötzlichen Krämpfe in seiner Magengegend. Es gab überhaupt keinen Grund, sich schuldig zu fühlen, als ob er bei einem Seitensprung erwischt worden wäre. Sie hatte ihn verlassen.
    „Hunter?“, fragte Allison noch einmal. „Wer ist sie?“
    „Ich bin … niemand. Es war ein Irrtum.“ Molly presste ihre Tasche an sich, drehte sich um und eilte zur Tür. Diese plötzliche Bewegung weckte Hunter aus seiner Erstarrung, in die ihn das plötzliche Wiedersehen mit Molly versetzt hatte.
    Er wandte sich an Allison und befahl ihr in einem barschen Tonfall: „Zieh dich bitte an.
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