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Verzaubert in Florenz

Verzaubert in Florenz

Titel: Verzaubert in Florenz
Autoren: Catherine George
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1. KAPITEL
    D er Abflug von London nach Pisa würde sich etwas verzögern, erklärte der Pilot über Lautsprecher. Durch die bis auf einen leeren Platz am Mittelgang voll besetzte Maschine ging ein hörbares Raunen, und die Stewardessen beeilten sich, mit beruhigendem Lächeln zu versichern, dass kein Anlass zur Sorge bestehe und man nur auf einen verspäteten Passagier gewartet habe.
    Georgia lehnte sich zu ihrer Schwester hinüber, die am Fenster saß. “Da kommt er ja!”
    Charlotte, schon leicht benommen von der Beruhigungstablette, die sie genommen hatte, verfolgte mit verzagtem Blick, wie ein großer dunkelhaariger Mann vom Flugpersonal zu dem leeren Platz neben Georgia auf der anderen Seite des Gangs geführt wurde. Zwei Stewardessen waren dem Mann dabei behilflich, sein Handgepäck zu verstauen, und Georgia lauschte amüsiert dem italienischen Wortschwall, mit dem die beiden Frauen den Spätankömmling überschütteten.
    “Was ist los?”, erkundigte sich Tom mit gedämpfter Stimme.
    “Sie entschuldigen sich, weil die erste Klasse ausgebucht ist und er mit der zweiten vorliebnehmen muss”, flüsterte Georgia ihrem Schwager ins Ohr. “Eine echte Zumutung!”
    Tom leitete die Nachricht an seine Frau weiter, die darauf nur matt lächelte. Georgia wusste, dass ihre Schwester sich im Moment nichts sehnlicher wünschte, als das Flugzeug auf dem schnellsten Weg zu verlassen und mit dem nächsten Zug nach Hause zu fahren. Die Motoren begannen zu dröhnen, und die beiden Stewardessen eilten zu ihren Plätzen. Tom Hannay griff nach der eiskalten Hand seiner Frau, als sich das Flugzeug in Bewegung setzte und Sekunden später vom Boden abhob.
    Georgia, die im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht unter Flugangst litt, lehnte sich zurück und beobachtete, wie die Maschine durch die Wolkendecke stieß. Dann drehte sie sich zu Tom um und stellte erleichtert fest, dass Charlottes Augen geschlossen waren. Die Tablette begann also zu wirken, und bald würde ihre Schwester tief und fest schlafen, wie Georgia aus Erfahrung wusste.
    Sobald die Aufforderung zum Anschnallen erloschen war, erhob sich der Spätankömmling und verstaute seine elegante Wildlederjacke in der Kleiderablage über den Sitzen. Dabei fiel ihm eine schmale Lederbrieftasche aus der Jacke und direkt in Georgias Schoß. Sie wartete, bis er die langen Beine ausgestreckt hatte, und gab ihm dann sein Eigentum zurück.
    Er sah sie mit seinen leuchtend blauen Augen bewundernd an. “Grazie!”, bedankte er sich lächelnd mit jener tiefen und leicht rauen Stimme, die nach Georgias Erfahrung ein typisches Merkmal italienischer Männer war. “Sie muss mir aus der Jacke gerutscht sein. Sie wurden doch nicht etwa verletzt?”
    “Nein”, erwiderte sie kühl.
    “Tut mir leid, dass sich meinetwegen der Abflug verzögert hat”, fuhr er unbeirrt fort. “Hoffentlich sind Ihnen dadurch keine Unannehmlichkeiten entstanden.”
    “Nein, absolut keine”, versicherte sie ihm, wissend, dass Tom dem auf Englisch geführten Gespräch amüsiert lauschte.
    “Reisen Sie nur bis Pisa oder weiter nach Florenz?”
    Georgia zog das Magazin aus der Tasche am Vordersitz und hoffte, der Mann würde den Wink verstehen. “Nach Florenz.”
    “Ist das Ihr erster Besuch dort?” Der Italiener lehnte sich bequem in seinem Sitz zurück. Offenbar gedachte er die Unterhaltung fortzusetzen, was Georgia erboste. Wieso der Mann sie so in Rage brachte, wusste sie selbst nicht. Vielleicht sah er einfach zu gut aus und war zu sehr von seiner Unwiderstehlichkeit überzeugt.
    “Ja”, beantwortete sie seine letzte Frage kurz angebunden. Er sollte sich bloß nicht einbilden, sie wäre entzückt, weil er sie eines Gesprächs für würdig erachtete.
    “Es wird Ihnen dort sicher gut gefallen”, meinte er und drehte sich ganz zu ihr. Sie empfand diese fast schon vertrauliche Geste als leicht irritierend. “Firenze ist keine gewöhnliche Stadt, sondern ein unvergessliches Erlebnis!”
    Sie lächelte ihn kühl an und atmete erleichtert auf, als das laute Rattern der Servierwagen ein weiteres Gespräch unmöglich machte. Sie klappte das am Vordersitz befestigte Tablett herunter und beobachtete aus den Augenwinkeln heraus, wie der Italiener dasselbe tat. Seine Mundwinkel umspielte ein ironisches Lächeln.
    Georgia nahm die Plastikschale mit dem Essen entgegen und machte sich als Erstes ein Käsebrötchen zurecht, das sie in eine Serviette wickelte und dann wegpackte. “Wenn Charlotte aufwacht, hat sie
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