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Verzaubert in Florenz

Verzaubert in Florenz

Titel: Verzaubert in Florenz
Autoren: Catherine George
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flüchtigen Blick auf ihn. “Vielleicht hat er sich an euer Gespräch im Flugzeug erinnert. Seltsam, sein Blick ist irgendwie unfreundlich. Soll ich hingehen und ihn fragen, weshalb er dich so anstarrt?”
    “Wag es ja nicht!”, fuhr Georgia ihn an. Dann lächelte sie entschuldigend. “Tut mir leid, Tom. Vielleicht glaubt er, mich zu kennen, was nicht stimmt.” Sie aß weiter. Ganz sicher würde sie sich von diesem eingebildeten Schönling nicht den Appetit verderben lassen.
    “Die Ober umschwirren ihn genauso wie das Personal im Flugzeug”, stellte Tom interessiert fest.
    “Ich frage mich, wer er ist.” Georgia legte das Besteck aus der Hand und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. “Mmh, es hat einfach wundervoll geschmeckt.”
    “Wie steht’s mit einem Dessert?”
    Sie überlegte. “Die Versuchung ist groß, aber nein, lieber nicht. Lass uns zu Charlotte zurückkehren.”
    “Gut.” Tom stand auf und rückte ihren Stuhl nach hinten. “Den Kaffee können wir ja zusammen mit dem Imbiss für Charlotte beim Zimmerservice bestellen.”
    Georgia, die vor Tom den Speisesaal durchquerte, versteifte sich unwillkürlich, als sie am Tisch des Fremden vorbeikam. Sie hatte beschlossen, ihn zu ignorieren, doch ihr Blick wurde magnetisch von ihm angezogen. Die unverhüllte Missbilligung in seinen Augen bestürzte sie. Hastig griff sie nach Toms Hand und zog ihn zur Tür.
    “Ich hätte schon keine Szene gemacht”, beschwerte sich ihr Schwager im Aufzug.
    “Ich wollte lieber sichergehen. Vergiss nicht, dass Signor Sardi meine Hotelrechnung bezahlt. Ich möchte nicht, dass er für zerbrochenes Mobiliar aufkommen muss.”
    “Ich leg mich doch nicht mit jemandem an, der einen Kopf größer ist als ich. Solche Leute erledige ich mit meinem vielfach im Gerichtssaal erprobten Spezialblick.”
    “Ach, lass uns diesen Widerling vergessen!”, sagte Georgia, betroffen darüber, wie sehr der kleine Zwischenfall ihr zugesetzt hatte. “Tom, ich bin hundemüde und verzichte lieber auf den Kaffee. Ich schau nur noch kurz, wie es Charlotte geht, und frage, was sie essen möchte. Dann geh ich ins Bett.”
    “Schade, dass wir nicht noch einen Tag gemeinsam in Florenz verbringen können, ehe du deinen Job antrittst.”
    “Ja, das tut mir auch leid, aber es ist nun mal nicht zu ändern. Und Michelangelos David, den ich mir seit Jahren ansehen will, läuft mir nicht davon.”
    Charlotte ging es mittlerweile wesentlich besser. Hungrig bat sie Georgia, ihr eine Gemüsesuppe und Sandwiches zu bestellen, und war ganz aufgeregt, als Tom ihr erzählte, dass der elegante Italiener aus dem Flugzeug im Hotelrestaurant nur einige Tische von ihnen entfernt gesessen habe.
    “Wenn Blicke töten könnten, wäre Georgia jetzt eine Leiche, so böse hat er sie angesehen”, berichtete Tom weiter. “Ich wollte ihn zur Rede stellen, aber Georgia hat mich aus dem Speisesaal gezerrt, weil sie Angst hatte, ich würde einen Streit mit ihm anfangen.”
    “Sehr vernünftig von ihr”, lobte Charlotte. “Soweit ich mich erinnere, ist er mindestens einen Kopf größer als du, Darling.”
    “Seid mir bitte nicht böse, wenn ich mich jetzt zurückziehe”, meinte Georgia und gähnte. “Ich bin todmüde.”
    “Du frühstückst aber morgen früh mit uns auf dem Balkon”, befahl Charlotte und gab ihrer Schwester einen Gutenachtkuss.
    Als Georgia ihre Zimmertür aufschloss, fand sie auf dem Boden ein Kuvert. Es enthielt eine kurze Mitteilung auf Italienisch, die besagte, dass jemand sie morgen früh um elf an der Hotelrezeption abholen und zur Villa Toscana fahren würde.
    Georgia runzelte die Stirn. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Zettel von Marco Sardi stammte. Der unfreundliche Ton, in dem die kurze Notiz verfasst war, unterschied sich zu sehr von den beiden äußerst höflichen und liebenswürdigen Briefen, die sie bisher von ihrem künftigen Arbeitgeber erhalten hatte. Sie zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Papierkorb. Vielleicht handelte es sich um einen Anruf, den ein Hotelangestellter nur sinngemäß notiert hatte.
    Sie holte eine Flasche Mineralwasser aus dem kleinen Kühlschrank, schenkte sich ein Glas ein und setzte sich damit auf den Balkon, um die warme Vollmondnacht zu genießen. Sie hatte ihre Müdigkeit nur vorgeschützt, weil sie plötzlich das Bedürfnis verspürt hatte, allein zu sein.
    Nachdenklich betrachtete sie den ungewohnt hell strahlenden Mond, der den Ponte Vecchio mit einem silbernen Schimmer
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