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Falsetto

Falsetto

Titel: Falsetto
Autoren: Anne Rice
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die Biegung ihres Arms und die Stelle, an der sich aus der gerundeten Fül-le ihr hübscher Nacken erhob. Er erwachte schweißgebadet und fühlte sich elend.
    In den folgenden Monaten träumte er noch zweimal davon, diese Frau zu küssen. Er nahm im Traum ihren Arm und gab ihr einen Kuß in die zarte Armbeuge. Eines Nachts glaubte er, als er aufwachte, in dem dunklen Schlafsaal um sich herum Geräusche zu hören. Da war ein Flüstern und Fußgetrappel gewesen, dazwischen immer wieder leises Lachen.
    Er vergrub seinen Kopf im Kissen. Vor seinem inneren Auge erschien eine Abfolge von Bildern. Er sah üppige Eunuchen, oder waren es Frauen?
    Tags darauf beim Gottesdienst stand Gino neben ihm, und Guido konnte den Blick nicht mehr von dessen Füßen wenden. Beim Anblick des Leders, das in den hohen Spann von Ginos Fuß schnitt, spürte Guido einen merkwürdigen Kloß im Hals. Er beobachtete, wie sich die Muskeln unter seinen engen Strümpfen bewegten. Die Biegung der Wade erschien ihm wunderschön, einladend. Er wollte sie berühren und sah dann trübselig zu, wie der Junge zur Kommunionbank ging.
    Eines Nachmittags im Spätsommer brachte er dann plötzlich keinen Ton mehr heraus, weil ihn der enge schwarze Rock eines jungen Maestro, der vor ihm stand, magisch anzog.
    Der Maestro war verheiratet, hatte Frau und Kinder. Er kam untertags, um Unterricht in Interpretation und Artikulation zu geben, was zu jenen Techniken gehörte, die alle Sänger gründlich erlernen mußten. Und warum, knurrte Guido in sich hinein, starre ich seinen Rock so an?
    Aber jedesmal, wenn sich der junge Mann umwandte, heftete Guido seinen Blick wieder auf den Stoff, der sich über dem Kreuz straffte, an der Taille eng saß und dann über den Hüften leicht ausgestellt war. Abermals wollte er den Rock berühren.
    Wenn er dem Muster mit den Augen folgte, fühlte er ein merkwürdiges Prickeln. Er schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, war ihm, als hätte der Lehrer ihn angelächelt. Der Maestro hatte Platz genommen, und während er sich auf seinem Stuhl zurechtsetzte, machte er eine rasche Handbewegung, um die Last, die zwischen seinen Beinen lag, bequemer anzuordnen. Sein Blick war voller Unschuld, als er Guido ansah. Oder doch nicht?
    Beim Mittagessen traf sich ihr Blick wieder. Stunden später beim Abendessen ebenfalls.
    Als die Dunkelheit hereinbrach, sich langsam und träge über die Berge senkte und aus den bunten Glasfenstern die Farbe saugte, so daß nur noch ein glanzloses Schwarz blieb, ging Guido einen leeren Korridor entlang, vorbei an Zimmern, die schon lange verlassen waren.
    Als er an der Tür des Maestro angelangt war, sah er aus dem Augenwinkel undeutlich die Gestalt eines Mannes. Silbriges Licht fiel durch einen offenen Fensterflügel auf die gefalteten Hände und die Knie des Mannes.
    »Guido«, flüsterte er aus dem Dunkeln heraus.
    Es war wie ein Traum. Doch als Guido hörte, wie seine Absät-ze auf dem Steinboden kratzten, wie sich die Tür hinter ihm leise schloß, da war dies prickelnder und zugleich unbeholfener, als je ein Traum gewesen war.
    Auf dem Hügel, der durch das Fenster zu sehen war, blinkten Lichter, verloren sich in den schwankenden Umrissen der Bäume.
    Der junge Mann stand auf und schloß die bemalten Fensterlä-
    den. Einen Augenblick lang konnte Guido nichts mehr erkennen. Sein Atem kam heiser und stoßweise aus seiner Brust, dann sah er wieder diese leuchtenden Hände, die den Rest des Lichtes in sich zu versammeln schienen und die jetzt die Hose des Mannes öffneten.
    Also war da jemand, der dieselben sündigen Gedanken hatte wie er.
    Er streckte die Arme aus, so als würde ihm sein Körper nicht mehr gehorchen. Dann sank er auf die Knie, spürte dabei den glatten, unbehaarten Bauch des Maestro an seinem Gesicht und nahm sofort dieses rätselhafte Organ, das länger und dik-ker als sein eigenes war, in den Mund.
    Er brauchte keine Anleitung. Er spürte, wie es anschwoll, als er es mit seiner Zunge und seinen Zähnen liebkoste. Sein ganzer Körper war nur noch Mund, während seine Finger sich in die Gesäßbacken des Maestro preßten, ihn zu sich heran-zogen. Sein Stöhnen, rhythmisch und verzweifelt, war lauter als das vorsichtige Seufzen des Mannes.
    »Ah, sachte...«, flüsterte der Maestro, »sachte.« Dann jedoch preßte er seinen Unterleib an Guidos Gesicht, so daß dieser die vermischten Düfte seines Körpers riechen konnte. Guido spürte das feuchte, lockige Schamhaar, die Haut darunter, roch
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