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Falsche Nähe

Falsche Nähe

Titel: Falsche Nähe
Autoren: Alexandra Kui
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Motorrad wird gestartet, eine schwere Maschine. Noa begreift, dass er das Gefährt als Bestandteil seiner Mordwaffe im Bulli hierhergeschafft haben muss, um seinen Plan zu Ende zu bringen. Er ist eiskalt.
    Es gelingt ihr, sich nicht umzudrehen. Nur keine Zeit verlieren, wenn jede Millisekunde zählt. Ihre Schritte werden sicherer, effektiver, sie rennt um ihr Leben, als plötzlich ein zweites Motorengeräusch hinzukommt, hochtourig, PS-stark. Es scheppert ganz in ihrer Nähe, kurz bevor Audreys BMW neben ihr auftaucht. All das geht unglaublich schnell, zu schnell, um es richtig zu begreifen, und läuft doch vor Noas Augen ab wie in Zeitlupe. Wie sie die Tür aufreißt, sich hineinwirft – ein vollendeter Stunt. Wie sie sich, eben noch todgeweiht, plötzlich in Sicherheit befindet. Magie. Nein, Liebe! Neben ihr sitzt Moritz und hält das Steuerrad fest umklammert, im Fackelschein des Bullis scheint sein ganzer Rotschopf ebenfalls lichterloh zu brennen.
    »Da, er haut ab.« Noa zeigt auf Tom, der nach einer Kollision mit dem Wagen zwar gestürzt ist, mit den Zauberkräften seines Wahns ausgestattet jedoch unglaublich flink wieder auf die Beine kommt und sich anschickt, das Motorrad erneut zu starten. Soweit sie erkennen kann, ist er auf Audreys Suzuki unterwegs.
    »Fahr ihn um!«
    Moritz gibt Gas. Noa kneift die Augen zu, während die Beschleunigung sie zurückwirft, macht sich auf einen Aufprall gefasst, um darauf in den Airbag katapultiert zu werden. Statt dessen bricht der Wagen zur Seite aus und ihre Schulter knallt unsanft gegen die Tür.
    Noa öffnet die Augen, blickt sich um. Tom sitzt sicher im Sattel, rast quer über die weite, freie Fläche.
    »Spinnst du? Warum hast du ihn nicht umgefahren?«, brüllt sie Moritz an. »Jetzt haut der ab. Fahr hinterher. Der wollte mich umbringen.«
    »Das weiß ich! Ich hab das Schwert gesehen. Wir müssen anhalten und es sicherstellen. Als Beweisstück. Er hat es fallen lassen.«
    »Nein, fahr ihm nach. Er hat Audrey.«
    Nach einem Zögern nimmt Moritz die Verfolgung auf. Unterdessen lässt Noa sich sein Handy geben und wählt den Notruf. Jeder von ihnen kämpft seinen eigenen Kampf. Sie stehen beide auf verlorenem Posten. Noa gerät an eine Dumpfbacke nach der anderen, wird unverkennbar als Spinnerin abgestempelt. Eine Jugendliche, die sich einen üblen Scherz erlaubt. Wahrscheinlich melden sich schon den ganzen Tag lang Hunderte von der Sorte, angesichts des Medienrummels wegen der Mordfälle. Moritz müht sich mit dem schweren SUV , der auf diesem Terrain klar im Nachteil ist. Sobald sie den vierspurigen Veddeler Damm erreichen, ist der Verkehr viel zu dicht, um an einem Motorrad dranzubleiben, zumal Thomas sich als exzellenter Fahrer erweist, der Haken schlägt und sich, gewissenlos wie er eben ist, überall durchzwängt, wobei er nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel setzt.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Moritz schlägt mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Was sagen die Bullen?«
    »Warteschleife.«
    »Woher weißt du überhaupt, dass er Audrey auch entführt hat?«
    »Er hat es mir gesagt: ›Jetzt seid ihr alle hier.‹ So hat er es formuliert«, rekonstruiert Noa. Sie geht davon aus, dass ihre Schwester sich noch in Toms Wohnung befindet. Wo seine Freundin Laura steckt, ist ihr ein Rätsel. Entweder sie ist verreist, was ab und an der Fall ist, da sie im Gegensatz zu ihm gern zeltet. Schlimmstenfalls hat er sie auch umgebracht.
    »Hauptkommissar Straub«, tönt es an ihrem Ohr. Eine tiefe männliche Stimme.
    Noa beschließt strategisch vorzugehen. Sie beschränkt sich auf ihren Namen, Toms Adresse und die Information, dass sich eine entführte Frau in der Wohnung befindet. Der Täter sei auf dem Weg dorthin, bewaffnet und gewaltbereit. Danach legt sie ohne Vorwarnung auf.
    »Und?«, fragt Moritz und flucht erneut, weil der Wagen vor ihm vor einer gelben Ampel stoppt, weshalb er ebenfalls zum Stehen kommen muss. Nicht dass es noch eine Rolle spielen würde. Tom ist längst über alle Berge.
    »Ich hoffe, sie schicken wenigstens eine Streife«, sagt Noa.
    Das Apartment mit seinen neuen, kostspieligen Designer-Möbeln erstreckt sich vor Noa wie eine Wüste. Trist und leer. Jedweder Luxus: ganz nett, aber überbewertet.
    Sie steht mit dem Rücken zum Fenster, Pancake auf dem Arm, und fühlt sich, als wäre sie am Verdursten, obwohl sie mehr als einen Liter Wasser in sich hineingeschüttet hat, ihr Hals geschwollen vom Weinen. Auch sonst geht es ihr mies. Ihre
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