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Falsche Froesche

Falsche Froesche

Titel: Falsche Froesche
Autoren: Sandra Schoenthal
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beschließen, Kosmetika künftig kritisch auf Inhaltsstoffe zu prüfen. Die Frage nach Deodorant hat sich erübrigt.
    Als die Sommerferien nahen, äußert er den Wunsch nach gemeinsamem Urlaub. Ihre spontane Vision, Sie beide verliebt in einem kleinen, feinen Hotel in Spanien, Italien oder Griechenland, erstirbt im Ansatz. Er möchte durch Kanada trampen. Dort, inmitten unendlicher Weiten, kaum besiedelter Waldgebiete, unverfälschter Natur, will er eines Tages leben. Sie sind auserkoren, sein Traumland mit ihm zu erkunden.
    Überlebenstraining samt der Option, von einem Grizzly gefressen zu werden, kommt nicht in Frage. Doch beherrscht, wer liebt, die Kunst des Kompromisses. Man einigt sich auf Camping an einem heimischen Bergsee. Wo wildes Zelten gottlob verboten ist, sodass Sie in den Genuss der sanitär wie gastronomisch erstklassigen Infrastruktur des Campingplatzes kommen werden.
    Mittlerweile verbringen Sie Ihre Wochenenden in der sommerlichen Weingartenidylle. Sie genießen die Natur, das langsame Fließen der Stunden, den schlichten Alltag in der Welt Ihres Lovers. Sie haben einen Zweitwohnsitz auf dem Land. Ihr Leben ist perfekt.
    HÖLLE
    Die Zeit ist reif, ihm Ihre Welt zu zeigen. Sie haben den Kühlschrank befüllt, die Wohnung geputzt, das Bett frisch überzogen. Voller Freude auf das gemeinsame Wochenende in der Stadt spazieren Sie Freitagnachmittag Richtung Café, den Liebsten zu treffen. Seine Verspätung stört nicht, im Gegenteil, vom schattigen Plätzchenwerden Sie den Moment auskosten, da der attraktive junge Mann den Garten betritt, nach Ihnen sucht und lächelnd auf Sie zugeht.
    Er trägt grasgrüne Shorts und ein vermutlich weißes T-Shirt , an dem die Kernseife spurlos vorübergegangen sein dürfte. Die Füße stecken in Trekkingsandalen. Zwecks Eleganz hat er Socken angelegt. In seiner Rechten hält er eine Hundeleine, an deren Ende Jara bellt, links einen Juterucksack. Das Candlelight-Dinner ist storniert. In diesem Aufzug kommt er Ihnen nicht in Ihr Lieblingsrestaurant.
    Den Mann kann man, hoffentlich unbeobachtet, nach Hause schleusen. Zumindest ist er stubenrein. Und dann auch noch Jara. Nie im Leben wären Sie auf die Idee gekommen, dass er das kalbgroße Vieh anschleppen könnte. Der Gedanke an Ihre Perserteppiche treibt Ihnen kalten Schweiß auf die Stirn. Keine Sorge, lacht der Lover. Ein Schüsselchen mit Wasser, ein Futternapf, dazu die Anweisung »Platz!«, und die Gute wird sich nicht vom Fleck bewegen. Pipi wie Kacki kündigt sie durch spezielles Winseln rechtzeitig an.
    Skeptisch öffnen Sie die Wohnungstüre. Derweil der Liebste à la Crocodile Dundee angewurzelt im Flur steht, ist Jara, weniger verklemmt, durch die gesamte Wohnung gefetzt. Sie muss sich orientieren in der fremden Umgebung, dann wird sie das ihr zugewiesene Plätzchen beziehen. Schweren Herzens greifen Sie nach zwei Keramikschüsseln, füllen eine mit Wasser, während Dundee, der sich aus seiner Starre lösen konnte und Ihnen in die Küche gefolgt ist, aus dem Jutebeutel Trockenfutter zaubert. Ihr Geschirr als Hundenapf, pfui Teufel. Aber Hauptsache, der Köter ist unter Kontrolle.
    Zum Klang der schlabbernden und schmatzenden Jara beginnen Sie, Spaghetti zu kochen. Den scheußlichen Geruch des Futters, oder stinkt der Hund persönlich, übertünchen Sie mit einer Überdosis Knoblauch. Um das Geschehen im Auge zu behalten, servieren Sie das Essen in der Küche. Während der Besucher genüsslich eine Riesenportion vertilgt, hält sich Ihr Appetit in Grenzen. Die Differenz machen Sie mit Rotwein wett. Am Ende des hastig improvisierten Abendmahles sind Sie versöhnt. Mit Jara, die friedlich schläft. Mit dem Mann, der Sie begehrlich ansieht. Mit sich selbst, die ihr Entsetzen verbergen konnte.
    Ein Albtraum weckt Sie. Sie liegen rücklings im Wald, versuchen verzweifelt, Ihre schmerzenden Beine zu bewegen. Schreien um Hilfe. Niemand hört Sie. Keiner kommt, um Sie von dem schweren Baumstamm zu befreien. Sie schnellen aus den Kissen hoch, und jetzt schreien Sie wirklich. Jara liegt im Bett. Der Trottel, statt seinen dreckigen Köter zu verjagen, lächelt. Jara hat Sie als Familienmitglied akzeptiert. Ihre Antwort erfolgt per Fußtritt, worauf das Vieh es sich auf dem weißen Bettvorleger gemütlich macht und der Mann Sie verständnislos anstarrt. Hart am hysterischen Anfall erklären Sie, dass ein Hund, der Tag und Nacht in Weingartenerde rotiert, nichts im Bett verloren hat. Geduldig erläutert er, dass Tiere, da
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