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Fallende Schatten

Titel: Fallende Schatten
Autoren: Gemma O'Connor
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Kontrolle übernommen hatten, hat die Druckerei auch dabei mitgemischt und ganz legal so viele Regierungsaufträge an Land gezogen, wie sie nur konnte, und sie genutzt, um im In- wie auch im Ausland immer weiter zu expandieren.«
    Und das war noch nicht alles gewesen, erklärte er uns. Die Raytown-Druckerei hatte einen großen Marktanteil an internationalen wissenschaftlichen und medizinischen Veröffentlichungen besessen. Prompt wies Des auf auffällige Ähnlichkeiten mit den Praktiken des Imperiums des verstorbenen großen Maxwell hin.
    Ich wunderte mich nur noch, wie Lily es so lange überlebt hatte, den Deckel dieser Pandorabüchse gelüpft zu haben. Möglicherweise hatte sie nicht einmal gewußt, in welcher Gefahr sie geschwebt hatte, obwohl ihr klar gewesen war, im Vergleich zu der Katze Hanora war sie nichts weiter als eine kleine Maus gewesen. Oder doch mehr? Ein amüsantes Maskottchen, das für ein aufreizend prickelndes Gefühl von Bedrohung gesorgt hatte? Ein kleiner Clown für die große Dame? Der bei Laune gehalten werden mußte, während sie herausfand, was Lily zu wissen glaubte? Oder hatte Hanora irgendwie gefürchtet – oder gehofft –, Milo sei noch am Leben und Lily würde sie zu ihm führen? Aber vielleicht zog ich im nachhinein nur voreilige Schlußfolgerungen.
    Dank Daniels raffiniert-naivem Ausfragen – mir fiel auf, sobald er Fragen hinsichtlich seiner Tante stellte, machte sein französischer Akzent sich ziemlich deutlich bemerkbar – klärte Murphy-Clarke auch noch einige andere Geheimnisse auf. Hanora hatte zweimal jemanden mit dem jeweils gleichen Anfangsbuchstaben geheiratet, war zweimal Witwe geworden. Ihr erster Ehemann, Tony Hanion, hatte ihr die Tür zur Welt der Politik geöffnet. Als Reynolds ermordet wurde, war sein älterer Bruder Dolan ihr Liebhaber gewesen. Bis eine andere seiner Eroberungen »sich schwängern ließ«. Des Murphy-Clarkes Worte, nicht meine.
    Diese Ehe hatte nur ein paar Jahre gehalten, bis die Namenlose praktischerweise zusammen mit dem Baby Cormac verschwunden war. Dolan und Hanora hatten ihre Affaire wieder aufgenommen, Tony war Mitglied des Parlaments geworden. Murphy-Clarke beschrieb das Trio als unzertrennlich – und sparte nicht mit anzüglichen Andeutungen –, bis Tony an einem Herzinfarkt gestorben war. Ein Schicksal, das seinen Bruder Dolan zehn Jahre später ereilt hatte.
    Danach hatte sie ihren zweiten Ehemann geheiratet, Hanrahan, ebenfalls Politiker und Mitglied des Senats. Beide Ehen waren kinderlos geblieben. Indirekt erwähnte Murphy-Clarke auch fünf oder sechs »gute Freunde«, darunter einen Polizeichef. Mir sagte sein Name nichts.
    »Also hat genau genommen sie allein die Druckerei geleitet?« Daniel brachte es nicht fertig, ihren Namen auszusprechen. Ich glaube, er haßte sie mehr als ich. Haßte es, mit ihr verwandt zu sein.
    »O ja. Zumindest in den letzten fünfzehn Jahren«, erwiderte Murphy-Clarke. »Das ganze Unternehmen hat ihr gehört.«
    Also war sie allein verantwortlich. Mir wurde schlecht, als ich bemerkte, wie Daniels Gesicht sich langsam rötete.
    »Und was ist mit dem Neffen?« fragte er knapp. »Wann ist der wieder aufgetaucht? Was hat er für eine Stellung in dem Unternehmen eingenommen?«
    »Da bin ich nicht sicher«, erwiderte Des schleppend. »Noch nicht.«
    »Ist es dir gelungen, etwas über ihn herauszufinden?« platzte ich heraus.
    Ich wünschte, ich hätte ihn nicht erwähnt, als Murphy-Clarkes Blick hinterhältig von einem zum anderen wanderte. Er war wirklich ein Kotzbrocken.
    »Ich bin noch mit den Nachforschungen beschäftigt«, erklärte er geheimnisvoll. Ein träges, zufriedenes Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. Kurz darauf ging er.
    In den folgenden Monaten betätigten Daniel und ich uns auf eigene Faust als Detektive, um etwas über Arthur Reynolds herauszufinden. Weitgehend ohne Erfolg. Schließlich bedauerte ich diesen armen, traurigen Mann nur noch. Er war ein Einzelgänger gewesen, dem kurz zuvor die einzige Angehörige gestorben war. Freunde hatte er nur wenige gehabt. Aus diesen Gründen und weil es keinerlei Hinweise darauf gab, daß irgend jemand anderer in seinen Unfall verwickelt gewesen war, war die Polizei von Selbstmord ausgegangen.
    Wie wir herausfanden, bot ein ziemlich doppeldeutiger Brief, den er ein halbes Jahr vor seinem Tod an das Ehepaar geschrieben hatte, das die Pension seiner Mutter gekauft hatte, die Grundlage für diese Annahme. Wir statteten ihnen einen Besuch ab
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