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Fallende Schatten

Titel: Fallende Schatten
Autoren: Gemma O'Connor
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unter ihren Wimpern hervor schelmisch an, und einen Augenblick schien es möglich, daß das Unheil, das sie angerichtet hatte, nur unserer Einbildung entsprungen war.
    »Was ist mit Hanion?« wiederholte Daniel.
    »Hanion hat ausgedient, mein Lieber. Er wird euch keine Schwierigkeiten mehr machen. Ich habe ihn nach London geschickt. Es wundert mich, daß Sie das nicht wissen.« Sie sah mich unvermittelt an, aber ich verbot mir zurückzuzucken. »Verstehst du«, erklärte sie schleppend und lächelte dabei, »ich habe ihn befördert, weit über seine Fähigkeiten hinaus, er wird also seinen Niedergang selber bewerkstelligen. Ein dummer Mensch. Kein würdiger Nachfolger. Überlegt zu wenig, handelt zu schnell.« Sie lachte leise.
    Die Burmakatze schlich um ihre Füße und miaute laut. Sanft schob sie sie mit der Schuhspitze beiseite, und träge gesellte die Katze sich zu ihren Gefährtinnen auf der Treppe. Voller Entsetzen bemerkte ich, sie alle hatten ihre Augen starr auf ihre Herrin gerichtet. Ich fühlte mich eingeengt, als würde ich gleich ohnmächtig, als ich zum ersten Mal ihren Geruch wahrnahm. Ich umklammerte Daniels Hand, und er rückte näher zu mir heran. Beide zitterten wir ein wenig, da warf Hanora den Kopf zurück und lachte.
    »Sie werden also zur Polizei gehen? Oder zu Ihrem Anwalt?« Sie schnippte vor meinem Gesicht die Finger. »Das wird Ihnen unglaublich viel bringen.«
    Erneut senkte ich den Kopf und hielt ihn ihr vors Gesicht. »Nein«, erklärte ich. »Das wäre zu milde. Ich habe meine Meinung geändert. Habe mir etwas weit Wirkungsvolleres einfallen lassen.« Ich richtete mich auf, setzte meinen Turban wieder auf und lächelte sie an. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie jemand von der Sunday World kennen. Es war wirklich sehr nett von Ihnen, Des Murphy-Clarke einzuladen. Er ist ein alter Freund von mir. Ich kenne ihn von der Universität her.« Von der Seite her sah ich sie an und beobachtete, wie in ihrem wilden, bösartigen Starren allmählich Furcht aufdämmerte.
    »Was?« brüllte sie.
    »O ja. Ein alter Freund. Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob er zu Ihrer Abendgesellschaft kommen würde. Er ist nur hierhergekommen, um sich mit mir zu unterhalten.«
    »Wie können Sie es wagen? Sie waren den ganzen Abend mit diesem verdammten Journalisten zusammen. In meinem Salon.«
    »Ganz recht. Er war ungeheuer interessiert an dem, was ich ihm zu sagen hatte«, erwiderte ich aalglatt.
    »Dieser Abschaum würde es nicht wagen.« Sie spuckte die Worte aus. »Dieser Dreckskerl. Kein Mensch glaubt diesem Schmierfinken auch nur ein Wort.«
    »Ich habe damit gerechnet, daß Sie das sagen. Zwar glaube ich, Sie irren sich, aber für alle Fälle habe ich auch die Leute von der Irish Times und dem Independent benachrichtigt. So viele Journalisten auf Ihrer Party, ich habe es nicht geschafft, mit allen zu reden. Aber das spielt keine Rolle, ich habe Des die Exklusivrechte gegeben.«
    »Sie kleines Biest!« Sie stürzte sich auf mich, aber Daniel war schneller. Er packte sie an den Handgelenken und hielt sie mit seinen starken Händen umklammert.
    Gewandt schob ich mich an ihnen vorbei, stieß die Tür auf, wandte mich um und betrachtete sie. Die Katzen scharten sich um Hanoras Füße. Daniel stieß sie von sich weg und kam zu mir.
    »Ihre Mutter hat meinen Bruder von mir ferngehalten«, kreischte sie. »Dazu hatte sie kein Recht. All diese Jahre.«
    Ich funkelte sie an. »Drei Jahre, mehr waren es nicht, Mrs. Hanrahan. Sie hat ihn erst vor drei Jahren wiedergefunden. Und wenn sie in der Lage war, ihn aufzuspüren, dann hätten Sie das auch können. Ihnen standen schließlich ganz andere Möglichkeiten offen. Das Problem ist nur, er wollte nicht, daß Sie ihn finden. Er hatte entsetzliche Angst vor Ihnen.«
    »Ich habe nichts getan. Die können mir nichts anhängen. Ich werde sie verklagen. Alle werde ich sie vernichten. Ich werde Sie vernichten.« Sie war geschlagen, stieß nur noch leere Drohungen aus, und wir alle wußten das. Die Katzen schlichen schwanzwedelnd, den Rücken gekrümmt, um ihre Beine herum.
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete ich. »Obwohl, Sie können es ja versuchen. Des würde das bestimmt gefallen. Er will nur zu gerne für einen wirklichen Aufruhr sorgen. Seiner Ansicht nach ist das die beste Story, die er seit Jahren hatte.«
    »Nur wenn ich noch hier bin«, knurrte sie, »um mich demütigen zu lassen.«
    »Richtig«, meinte ich. Meine Kehle war ganz trocken und wund. »Sie haben
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