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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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Steinen und kehrte zur Brückenauffahrt zurück.
    »So, jetzt kann es losgehen!«, rief er Zeppenfeld zu.
    Tobias’ Hände wurden feucht und sein Herz raste wie wild. Er warf einen verstohlenen Blick zu Gaspard hinüber. Dieser hatte sich die Muskete quer über den Schoß gelegt und hielt seinen Spiegel in der Hand verborgen.
    Zeppenfeld trat zu Jana und packte sie am Arm. »Bring’ sie euch rüber! Aber denkt an Valdek! Wird sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen, den Finger am Abzug!«, warnte er.
    »Nun kommen Sie schon!«, rief Sadik zurück, die Flinte wieder in den Händen. »Aber Sie bleiben zwei Schritte vor der Kiste stehen und nehmen sich die Karte erst, wenn Jana auf unserer Seite ist! Sonst sind Sie ein toter Mann!«
    »Nimmst den Mund zu voll! Werde ihn dir eines Tages noch mal stopfen. Hat aber noch Zeit!« Zeppenfeld führte Jana auf die Brücke. Zwei Schritte vor der Kiste blieb er stehen und gab ihr einen groben Stoß. »Geh schon zu deinen Freunden! Los! Aber langsam!«
    Jana ging mit steifen Bewegungen an der Kiste vorbei. Ihr war, als könnte sie die Mündung von Valdeks Muskete noch immer zwischen ihren Schulterblättern spüren.
    »Warten Sie, verdammt noch mal!«, rief Sadik, als Zeppenfeld an die Kiste trat, obwohl Jana die Brücke noch nicht verlassen hatte.
    »Habe genug gewartet«, erwiderte Zeppenfeld und streckte die Hände nach der Karte aus.
    Sadik zögerte nur kurz, dann gab er das verabredete Kommando:
    » Hasib! Pass auf! Hinwerfen, Jana!«, brüllte er. Dabei riss er sein Messer aus dem Gürtel und schleuderte es auf den mit der Kordel markierten Punkt der Weidenkiste.
    Es war wohl Sadiks genialster Wurf. Das Messer durchbrach das Weidengeflecht und zertrümmerte die beiden Phiolen. Die Chemikalien vermischten sich. Die Stichflamme brachte das Pulverpaket zur Explosion. Die Kiste samt der Karte wurde in Stücke gerissen.
    Zeppenfeld schrie gellend auf und wurde von der feurigen Explosion zu Boden geworfen. Er rollte über die Bohlen und stürzte schreiend in den Fluss.
    Im selben Augenblick fuhr Gaspards Hand mit dem Spiegel hoch, den er so vortrefflich einzusetzen verstand. Er fing das Sonnenlicht auf und warf es zurück – Valdek genau in die Augen.
    Jana hatte sich fallen gelassen.
    Valdeks Kugel verfehlte sie und schlug in die Seitenwand der Kutsche ein.
    Tobias feuerte zur selben Zeit auf die Hufe der Pferde, die wiehernd aufstiegen und Stenz vom Sitz schleuderten, als sie sich mit einem Ruck ins Geschirr warfen und losgaloppierten.
    Sadik hatte blitzschnell zur Flinte gegriffen und jagte Tillmann zwei geballte Ladungen Schrot vor die Füße, so dass dieser mit einem Schrei zurücksprang und sich seine Muskete in den Himmel entlud.
    »Zur Kutsche!«, schrie Tobias und lief zu Jana, die völlig verstört auf die Beine kam. Er packte sie am Arm und zerrte sie von der Brücke.
    »Haltet sie auf …! Tötet sie …! Mein Gesicht …! Ich sehe nichts!«, schrie Zeppenfeld mit sich überschlagender Stimme, halb im Uferschlamm liegend. »Mein Gesicht brennt wie Feuer!«
    Valdek riss seinen Degen aus der Scheide und wollte ihnen nachsetzen, doch da hielt Gaspard schon seine Muskete in der Hand.
    »Noch einen Schritt, Mann, und du hast ein Loch in der Brust, in das man einen Fuß setzen kann!«, schrie er ihm zu. »Das Ding ist mit Schrauben geladen!«
    Valdek blieb auf halbem Weg stehen, das Gesicht von Hass und ohnmächtiger Wut entstellt. Die Sache war verloren, das sah ein Blinder. Die Karte zerstört und Zeppenfeld im Gesicht und an den Händen übel zugerichtet. Und keine Pferde, um die Verfolgung unverzüglich aufnehmen zu können!
    Jana und Tobias waren in die Kutsche gesprungen und Sadik schwang sich gerade zu Gaspard auf den Bock. Er griff zu Zügel und Peitsche und feuerte sie zu einem wilden Galopp an. Willig legten sich die feurigen Grauschimmel ins Zeug und schon bald zogen sie eine gewaltige Staubfahne wie eine Schleppe hinter sich her.
    Zeppenfelds Schreie und die Flüche seiner Handlanger blieben rasch hinter ihnen zurück – und mit ihnen Paris, wo die Kämpfe zwischen den Aufständischen und den letzten königstreuen Truppen an diesem 29. Juli des Jahres 1830 ihren blutigen Fortgang nahmen.
    Sie hatten es geschafft. Jana befand sich in Sicherheit und die Karte war vernichtet. Nun galt es, so schnell wie möglich zur Küste und über den Kanal zu gelangen. England wartete auf sie, vielleicht auch Ägypten, und damit neue, gefährliche Abenteuer. Zeppenfeld
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