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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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Abteilung Soldaten aus Mainz anrücken musste, eine Vereinbarung getroffen. Und Pizalla, der im Auftrag der Obrigkeit in Mainz und Umgebung Jagd auf Volksaufwiegler veranstaltete, brannte darauf, den Gelehrten vor ein Gericht und in den Kerker zu bringen. Außerdem wollten Stenz und Tillmann mit Tobias abrechnen. Der sechzehnjährige Neffe des Gelehrten hatte seinen beiden Handlangern mit der blanken Waffe eine demütigende Lektion erteilt. Vor allem Tillmann, der in diesem Gefecht sein halbes rechtes Ohr verloren hatte, wollte blutige Rache nehmen.
    All das schoss Zeppenfeld durch den Kopf, als Heinrich Heller die kleine Luke schloss. Jeden Augenblick konnte ein Flügel des Eichenbohlentores aufschwingen. Er musste sich entscheiden, wie er vorgehen wollte.
    Nein, er konnte weder den Gelehrten noch seinen Neffen abziehen lassen! Aus dem Handel würde nichts. Doch den Falkenstock würde er sich jetzt holen. Was dann mit Heinrich und Tobias Heller geschah, ging ihn nichts mehr an.
    »Stenz! Tillmann! Valdek!«, rief er mit gedämpfter Stimme.
    Die drei ehemaligen Söldner, deren Loyalität immer dem galt, der sie am besten bezahlte, schlossen im Schutz der Bäume zu ihm auf. Sie hielten schussbereite Musketen in den Händen. Leise klirrten Säbel und Degen an ihren Hüften.
    »Wollen Sie wirklich da rein und mit ihm verhandeln?«, fragte Tillmann scharf. Sein stoppelbärtiges Gesicht trug einen unverhohlen feindseligen Ausdruck. »Der ist reif. Da gibt es nichts zu verhandeln!«
    Zeppenfelds Blick ging unwillkürlich zu Tillmanns verstümmeltem Ohr. Ein echtes Galgengesicht, ging es ihm durch den Sinn. Und da wird er eines Tages auch landen – zusammen mit Stenz und Valdek.
    »Blas dich nicht auf! Brauchst nicht jeden gleich mit der Nase drauf zu stoßen, dass du das Denken nicht erfunden hast! Weiss schon, was ich tue!«, wies er ihn mit leiser, aber schneidender Stimme zurecht. Bei diesem Gesindel war eiserne Autorität eine Frage des Überlebens. Nur keine Schwäche zeigen, das wäre gefährlich.
    »Die Rotznase gehört mir!«, zischte Tillmann, gab seine drohende Haltung jedoch auf. »Das war so vereinbart.«
    »Ich hab’ auch noch ’ne Rechnung mit dem Burschen zu begleichen«, unterstrich Stenz die Forderung seines Komplizen. Er war ein gedrungener, stämmiger Mann in einem verschlissenen Soldatenrock. Seine kleinen Augen verloren sich beinahe in dem aufgedunsenen Gesicht, das von Hängebacken und einer roten Narbe quer über die Stirn geprägt war. Unter dem stechenden Blick des Mannes, in dessen Sold sie standen, fügte er dann aber noch abschwächend hinzu: »Bei allem Respekt, Herr von Zeppenfeld!«
    Valdek, groß, hager und mit einem fettigen Haarzopf, stand hinter ihnen und verzog nur spöttisch das Gesicht. Reden war seine Sache nicht. Das überließ er gern den anderen. Er hielt sich jetzt aber auch aus der Sache heraus, weil sie ihn nichts anging. Weder kannte er diesen Heinrich Heller noch dessen Enkel Tobias, der sich trotz seiner Jugend offenbar meisterlich darauf verstand, eine Klinge zu führen. Den Professor hatte er an diesem Abend zum ersten Mal gesehen – und zwar in Mainz im Hof des Mannes, in dessen Haus die Mitglieder des verbotenen Geheimbundes Schwarz, Rot, Gold zusammengekommen waren um im Keller Flugschriften zu drucken.
    Im Gegensatz zu Stenz und Tillmann stand er erst seit wenigen Tagen auf der Lohnliste dieses vornehmen Herrn, der sich wegen eines lächerlichen Spazierstocks derart in Unkosten und Gefahren stürzte, dass man schon an seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit zweifeln musste. Eine wahrlich merkwürdige Obsession, der er da nachging. Doch ihm sollte es gleich sein. Solange Armin von Zeppenfeld so großzügig in den Geldbeutel griff, war er ihm gern mit Muskete und Säbel zu Diensten. Und dass er jede Münze wert und seinen Aufgaben gewachsen war, hatte er bewiesen: Als sie mit Pizalla Leuten den Geheimbund ausgehoben hatten, war es die Kugel aus seiner Muskete gewesen, die den flüchtenden Professor niedergestreckt hatte. Wenn dieser Araber nicht so geistesgegenwärtig gehandelt und ihn in die Kutsche gezerrt hätte, wäre Heinrich Heller die Flucht aus Mainz hier in sein festungsähnliches Landgut erst gar nicht gelungen. Aber das war nicht ihm anzukreiden. Er hatte mit diesem Schuss im Dämmerlicht des Abends erstklassige Arbeit geleistet – ganz im Gegensatz zu Stenz und Tillmann, die in den vergangenen Wochen so manche Schlappe hatten hinnehmen müssen. Sogar aus
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