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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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schrumpfen, von einem fast haushohen, tropfenförmigen Gebilde zu einer bald nur noch faustgroßen Kugel. Er verschwamm mit der nächtlichen Dunkelheit und zeichnete sich Augenblicke später vor einer vorbeiziehenden grauen Wolke wieder deutlich ab. In einem unregelmäßigen Rhythmus verschwand und tauchte er wieder am Himmel auf, während er sich nach Osten hin entfernte.
    Die Erkenntnis seine Chance vertan zu haben trieb Übelkeit in ihm hoch. Wie nah war er doch seinem Ziel gewesen! Er hatte den Falkenstock schon in seinem Besitz gewähnt. Hundertprozentig sicher war er sich seiner Sache gewesen. Und dann machte dieser Ballon alles zunichte!
    Nach Wochen kostspieliger Vorbereitungen und Intrigen, die ihn seinem Ziel zum Greifen nahe gebracht hatten, stand er nun mit leeren Händen da. Wieso nur war ihm trotz eingehender Nachforschungen über die Lebensgewohnheiten des Gelehrten nicht bekannt geworden, dass er einen solchen Ballon besaß und auf Falkenhof zudem auch über die nötigen Vorrichtungen und Materialien verfügte um das nötige Gas für ein so großes Luftschiff zu erzeugen? Der Ballon war mit Gas gefüllt. Daran bestand nicht der geringste Zweifel. Bei einem Heißluftballon hätte unter dem offenen Hals eine Feuerpfanne zum Verbrennen von Stroh und Schafwolle gehangen.
    Er hatte geglaubt alles über Heinrich Heller und sein Leben als Universalgelehrter auf Falkenhof zu wissen. Doch die zweitwichtigste Information war ihm verborgen geblieben.
    Einen Moment lang drohte ihm diese bittere Niederlage alle Kraft zu rauben. Er war versucht der Müdigkeit nachzugeben, die seine Erregung bisher überspielt hatte. Dann aber straffte sich sein Körper. O nein, ein Armin von Zeppenfeld gab nicht so leicht auf. Eine verlorene Schlacht war noch längst kein verlorener Krieg. Ein solches Luftschiff, auch wenn es prall mit Gas gefüllt war, hielt sich nicht ewig am Himmel! Höchstens ein paar Stunden.
    Er fuhr zu seinen Männern herum. »Tillmann und Valdek! Zu den Pferden! Ihr folgt dem Ballon!«, rief er ihnen zu.
    Valdek zog fragend die Augenbrauen hoch, während Tillmann sein Unverständnis offen in Worte fasste. »Nichts für ungut, mein Herr, aber wie sollen wir einem Ballon folgen? Flügel sind uns keine gewachsen.«
    Zeppenfeld musste an sich halten um seine Beherrschung nicht zu verlieren. »Ein Ballon ist keine Kutsche, die sich nach Belieben lenken lässt. Folgt allein dem Wind! Kennt man dessen Richtung, kennt man auch den Weg des Luftschiffes!«, kanzelte er ihn in schulmeisterlichem Ton ab.
    Valdek nickte stumm.
    »Oh!«, sagte Tillmann nur und rieb sich verlegen das spitze Kinn.
    »Ballon treibt nach Osten. Wird sich bestenfalls bis zum Morgen in der Luft halten. Dann Abstieg«, fuhr Zeppenfeld in seiner knappen Sprache fort. »Wird nicht ohne Aufsehen abgehen. Schwarzer Ballon mit rotem Falkenkopf und goldenem Monogramm wird überall die Leute zusammenlaufen lassen.«
    »Da ist was dran«, pflichtete Stenz ihm bei. »Zu Pferd sind wir mindestens genauso schnell wie dieser Ballon, auch wenn wir nicht immer querfeldein reiten können. Wenn wir uns an der Windrichtung orientieren, kann er uns kaum entwischen.« Er zögerte. »Es sei denn, sie landen noch bei Nacht irgendwo auf einer einsamen Waldlichtung und verstecken Hülle und Gondel im Unterholz. Dann haben wir Probleme.«
    Zeppenfeld schüttelte gereizt den Kopf. »Können sich nicht im Wald verkriechen, die drei. Ein verletzter alter Mann, ein junger Bursche und ein dunkelhäutiger Muselmanen! Werden überall auffallen wie ein Kamel unter Schafen. Zudem: Sie sind zu Fuß! Werden sich Pferde beschaffen wollen. Müssen daher Ortschaften aufsuchen.
    Werden schnell erfahren, wohin der Wind sie getrieben hat.«
    Stenz grinste. »Stimmt. Sie haben einen Vorsprung, aber das ist auch alles. Und mit dem angeschossenen Alten haben sie einen Klotz am Bein. Also gut, brechen wir auf.«
    »Du nicht. Nur Tillmann und Valdek«, hielt Zeppenfeld ihn zurück. »Wir bleiben, bis Pizalla mit Soldaten eingetroffen ist. Erst dann folgen wir.«
    »Aber wozu soll denn das gut sein?«, fragte Stenz verwundert. »Hier ist doch für Sie nichts mehr zu holen, wo die Burschen doch mit dem Ballon weg sind.«
    »Habe meine Gründe!«, beschied Zeppenfeld ihn schroff. Er wollte ganz sichergehen nicht einer weiteren Täuschung des Gelehrten aufzusitzen. Nach allem, was geschehen war, mochte er nicht mehr ausschließen, dass Heinrich Heller den Falkenstock vielleicht gar nicht
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