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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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Zeppenfeld, genau diese Überlegung anstellte und seine Männer hier am Westtor zurückhielt, statt sie der Kutsche hinterherzuschicken. Befand sich das saubere Trio doch in der Kutsche und hielt er seine Männer zurück, dann hatten sie es nur noch mit den Gendarmen zu tun, und mit deren Reit- und Fechtkünsten stand es sicherlich nicht zum Besten. Allein Tobias Heller konnte mit der Klinge dreien von ihnen auf einmal das Fürchten lehren. Und wie gut der Araber mit Flinte und blankem Stahl war, wusste er nur zu gut.
    Diese Gedanken jagten sich in Sekundenschnelle hinter seiner Stirn. Doch wie er es auch drehte und wendete: Jede Entscheidung konnte genauso richtig wie falsch sein. Er steckte in einem Dilemma. Doch er musste handeln. Und zwar schnell!
    Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als seine Truppe aufzuteilen – was wiederum ein schwerer Fehler sein konnte. Aber Himmelherrgott, irgendetwas musste er ja tun!
    »Stenz! Valdek! Zurück zum Tor!«, rief er ihnen zu. »Tillmann, hol unsere Pferde! Rasch!«
    »Aber …«, setzte dieser zu einem Einwand an.
    »Die Pferde, Mann!«, schrie Zeppenfeld ihn an, während seine Rechte unter den Umhang fuhr und augenblicklich mit einer geladenen Pistole wieder erschien. Er setzte ihm den Lauf auf die Brust. »Noch ein Widerwort und ich muss mir einen neuen dritten Mann suchen!«
    Tillmann erblasste und wich zurück. Er öffnete den Mund zu einer hastigen Versicherung, dass er den Befehl sofort ausführen würde. Doch die Worte blieben ihm in der Kehle stecken und seine Augen weiteten sich noch mehr, während sein Blick an Zeppenfeld vorbei nach oben zum Dachgiebel des Landgutes ging.
    Ihm war, als stiege eine schwarze Wolke, die schwärzer als die dunkelste Nacht war, aus dem Innenhof des Landgutes auf. Sie wurde größer und größer und nahm die Form einer riesigen Kugel an.
    »Allmächtiger!«, ächzte er.
    Zeppenfeld ließ die Pistole sinken, fuhr herum und blickte kaum weniger verstört nach oben. Im ersten Augenblick glaubte er auch seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Wie gelähmt stand er da.
    Ein Ballon!
    Ein nachtschwarzer Ballon stieg vom Falkenhof auf! Gerade geriet der Bastkorb in sein Blickfeld, der haarscharf über den First hinwegglitt. Eine Gestalt zeigte sich an der Brüstung der Gondel.
    Zeppenfeld begriff, dass er Heinrich Heller gewaltig unterschätzt hatte. Alles war eine Täuschung gewesen, das Angebot eines Handels und die angebliche Flucht mit der Kutsche, die nur für zusätzliche Verwirrung hatten sorgen sollen um vom Ballonaufstieg abzulenken.
    In rasender Wut riss er die Pistole hoch, zielte auf die Gestalt an der Brüstung und drückte ab. Mit einem scharfen Knall löste sich der Schuss, und er hörte, wie die Kugel in den Gondelboden einschlug.
    Augenblicklich wurde ihm bewusst, dass er sich in seiner Wut zu einer unüberlegten Handlung hatte hinreißen lassen, die kaum wiedergutzumachen war: Er hatte seine Kugel vergeudet. Statt auf die Gondel zu schießen, hätte er seine Pistole auf die aufgeblähte Ballonhülle richten sollen um den Stoff zu zerfetzen und das Luftschiff zum Absturz zu bringen.
    Tillmann, Stenz und Valdek hatten indessen ebenfalls die Waffen angelegt. Der Ballon, der nach Osten davontrieb, drehte sich etwas und zeigte nun sein Emblem: einen feuerroten Falkenkopf, unter dem die ineinander verschlungenen goldfarbenen Buchstaben HH prangten.
    »Nicht auf die Gondel feuern!«, schrie Zeppenfeld ihnen zu. »In den Ballon schießen! Die Hülle!«
    Doch es war schon zu spät. Die drei Schüsse aus den Musketen seiner Männer klangen wie eine einzige Salve. Zwei der Geschosse sirrten seitlich am Bastkorb vorbei, der atemberaubend schnell an Höhe gewann. Die dritte Kugel schlug dumpf in einen der Sandsäcke, die außen an der Gondel hingen.
    Zeppenfeld tobte. »Elende Schwachköpfe! Nachladen! Nachladen! Holt ihn vom Himmel!« Seine Stimme überschlug sich vor ohnmächtigem Zorn, denn er wusste, dass sich der Ballon längst außer Reichweite der Musketen befand.
    Inzwischen hatten auch die Gendarmen die nachtschwarze, gasgefüllte Stoffkugel am Nachthimmel bemerkt. Flintenschüsse krachten in schneller Folge. Zeppenfeld hoffte, dass wenigstens einige ihrer Kugeln die Hülle aufreißen und den Absturz herbeiführen würden.
    Doch seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Hülle fiel nicht in sich zusammen, und statt abzustürzen und am Boden zu zerschellen stieg der Ballon höher und höher. Dabei schien er wie von Zauberhand zu
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