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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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mitgenommen, sondern irgendwo auf dem Landgut versteckt hatte. Möglicherweise hatte er einem seiner Bediensteten den Auftrag erteilt, den Spazierstock an einen sicheren Ort zu bringen, wenn Pizalla wieder abgerückt war. Er musste mit allem rechnen.
    Tillmann zuckte mit den Achseln. »Soll mir recht sein, mein Herr. Aber wie halten wir Kontakt?«, wollte er wissen.
    »Werdet überall auf Poststationen treffen. Hinterlasst dort Nachricht«, trug Zeppenfeld ihm auf. »Werden euch schon finden.«
    »Kann ein paar Tage dauern, bis wir den Kerlen im Nacken sitzen. Werden bestimmt einige Ausgaben haben, für frische Pferde etwa«, gab Tillmann zu bedenken.
    Zeppenfeld griff in seine Rocktasche und zog einen kleinen Stoffbeutel mit Münzen hervor. »Hier! Das sollte reichen! Und nun auf die Pferde!«
    Mit einem breiten Grinsen fing Tillmann den Geldbeutel auf. »Stets zu Diensten, mein Herr«, versicherte er mit falscher Unterwürfigkeit und eilte mit Valdek zu den Pferden. Wenig später jagten sie durch die Nacht nach Osten.
    »Muss ja ein mächtig kostbares Stück sein, dieser Spazierstock mit dem Falkenknauf«, sagte Stenz in der Hoffnung endlich zu erfahren, was es mit dem Stock auf sich hatte.
    Zeppenfeld blieb ihm eine Antwort schuldig. Er dachte gar nicht daran, irgendjemandem zu verraten, wie wertvoll der Falkenstock war.
     

 
Expedition unter einem bösen Stern
     
    »Heilige Mutter Gottes! Sie werden den Ballon treffen!«, stieß Lisette entsetzt hervor, als den aufgeregten Rufen vor dem Landgut die ersten Schüsse folgten. »Der Ballon wird in Flammen aufgehen und sie – sie werden in den Tod stürzen!«
    »Ganz ruhig«, sagte Jakob Weinroth, der breitschultrige Kutscher und Stallknecht vom Falkenhof. Er legte seiner jungen Frau einen Arm um die Schulter. »Nur Gottvertrauen. Sie werden es schon schaffen!«
    Lisette presste eine Hand vor den Mund und betete lautlos, während sie mit angstgeweiteten Augen den Aufstieg des Ballons verfolgte – wie auch Agnes Kroll, die gewichtige Köchin, und Heinrich Heller. Er war nicht, wie Zeppenfeld angenommen hatte, mit Tobias und Sadik im Ballon geflüchtet.
    Der Gelehrte, ein kleiner, untersetzter Mann von einundsechzig Jahren, zuckte bei jedem Schuss zusammen, der auf den Falken, wie sie den Ballon getauft hatten, abgegeben wurde. Seine Hand krallte sich um den Knauf des Stockes, auf den er gestützt stand. Ihm stockte der Atem. Ein eiserner Ring schien sich um seine Brust gelegt zu haben. Er wusste, dass sich das Schicksal von Tobias und Sadik in den ersten dreißig Sekunden entscheiden würde. Das war die kritische Phase des Aufstiegs. Danach befand sich der Ballon außerhalb der Gefahrenzone.
    Es wurden die schlimmsten und längsten dreißig Sekunden seines Lebens. Hätte er diese gefährliche Ballonflucht nicht zulassen dürfen? War es unverantwortlich von ihm gewesen, auf die Verwirrung der Männer und die schnelle Steiggeschwindigkeit des Falken zu bauen?
    Aber welche Alternative hatte er denn gehabt? Das Wagnis mit dem Ballon nicht einzugehen hätte bedeutet, dass Tobias möglicherweise sein Schicksal hätte teilen müssen – und das hieß Kerker. Xaver Pizalla war ein Bluthund, der nicht davor zurückschreckte, die Wahrheit zu verdrehen und auch Unschuldige einzukerkern. Wusste er denn, welche Abmachung er mit Zeppenfeld getroffen hatte? Die Pest über die beiden!
    »Sie schaffen es! Gelobt sei Gott, sie schaffen es! Der Ballon ist unversehrt geblieben!«, rief Agnes und bekreuzigte sich.
    »Ja, jetzt sind sie zu hoch, als dass dieses Schurkenpack ihnen noch etwas anhaben könnte«, pflichtete Jakob ihr bei und erlaubte sich einen tiefen, erlösten Seufzer.
    Die ungeheure Anspannung wich nun auch von Heinrich Heller und in sein bleiches Gesicht, das von einem eisgrauen Bart umrahmt war, trat wieder ein wenig Farbe. Er nahm den Zwicker von der Nase und fuhr sich über die Augen. »Eine gute und sichere Reise, mein Junge«, murmelte er. »Und dir auch, Sadik. Möge der Herr, welchen Namen er auch immer tragen mag, euch beschützen und sicher nach Paris zu Monsieur Roland geleiten.«
    »Was wird jetzt?«, fragte Lisette, sich ihrer eigenen ungewissen Zukunft wieder bewusst werdend. »Mit uns?«
    »Was soll schon werden, Frau?«, fragte Jakob fast grob zurück. »Es gibt nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest. Sieh besser zu, dass du ein paar Sachen für den Professor zusammenpackst. Später wird dafür keine Zeit mehr sein!«
    »Nein, nein!«, griff
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