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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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der flinken Hand eines Halbwüchsigen!
    »Habt meinen Segen! Könnt ihn euch vorknöpfen!«, beruhigte Zeppenfeld Stenz und Tillmann barsch und fuhr hastig fort: »Wird keinen Handel geben! Werden Falkenhof jetzt stürmen. Haltet euch hinter mir! Sowie der Professor das Tor öffnet, stürmt ihr vor und packt ihn euch! Muss aber schnell gehen! Werden keine zweite Gelegenheit erhalten. Muss jetzt auf Anhieb klappen! Denkt daran: Wenn Pizalla mit den Soldaten hier ist, kommt ihr an Tobias nicht mehr heran. Skrupelloser Bursche, dieser Polizeispitzel, doch den Jungen wird er euch nicht ausliefern. Verstanden?«
    Tillmann schnaubte grimmig und packte seine Muskete fester. »Wir werden unseren Teil schon leisten! Aber denken Sie daran,
    dass Sie bei uns im Wort stehen, mein Herr!«
    Zeppenfeld hielt es für unter seiner Würde, diese Dreistigkeit durch eine Erwiderung zur Kenntnis zu nehmen.
    »Los! Es gilt!«, befahl er, trat hinter den Bäumen hervor und ging mit zielstrebigen Schritten auf das Westtor zu. Valdek, Stenz und Tillmann blieben im Schutz der Ulmen, bewegten sich jedoch auf einer Höhe mit ihm.
    Es rumpelte hinter den Flügeln des Tores. Zeppenfeld lachte leise und voller Hohn auf. Der verletzte Professor mühte sich wohl mit dem schweren Balken ab, der das Tor verschloss.
    Eine wilde Erregung, wie er sie sonst nur auf der Fuchsjagd kurz vor dem entscheidenden Schuss empfand, packte ihn. Aber diese Sache mit dem Falkenstock und Heinrich Heller war ja auch eine Jagd gewesen. Sogar eine sehr aufregende, die ihm alles an List und Tücke abverlangt hatte. Mehrmals war ihm sein Opfer entwischt. Doch jetzt hatte er es in die Enge getrieben und konnte es endgültig zur Strecke bringen. Gleich würde er den Falkenstock in seinen Händen halten – und damit den ersten Schlüssel zu weltweitem Ruhm und unermesslichem Reichtum!
    Es trennten ihn nur noch wenige Schritte vom Tor, als das dröhnende Schlagen von Holz gegen Mauerwerk und der scharfe Knall einer Peitsche Zeppenfeld zusammenfahren ließen. Abrupt blieb er stehen. Im selben Augenblick drang aus dem Innenhof des Gevierts Hufschlag in die Nacht. Als erfahrener Reiter wusste er dieses Geräusch sofort zu deuten: ein Pferd, das aus dem Stand zu einer schnellen Gangart getrieben wurde und fast augenblicklich in einen fliegenden Galopp fiel.
    Und darüber lag das unablässige Knallen einer Peitsche.
    »Hölle und Verdammnis!«, schrie Tillmann und stürmte hinter den Ulmen hervor. »Der Mistkerl wollte gar nicht verhandeln. Er hat uns reingelegt! Sie versuchen durch das Osttor zu flüchten!«
    Von der anderen Seite vom Falkenhof ertönten jetzt die Alarmrufe der Gendarmen. Ein Schuss krachte. Wütende Schreie gellten durch die Nacht, während die Pferdehufe dumpf und unbeirrt im Galopp über den Boden trommelten.
    »Weit werden sie nicht kommen!«, rief Stenz beinahe gelassen, während sie um die Ecke des Landgutes liefen. »Da drüben gibt es nichts weiter als offene Weiden und Wiesen. Da hat es sogar ’ne Ratte schwer, ein Versteck zu finden.«
    »Heiliges Kanonenrohr, sie versuchen es in einer Kutsche!«, stieß
    Tillmann ungläubig hervor, als sie die freie Fläche östlich vom Falkenhof im Blickfeld hatten. Die Kutsche wurde von vier berittenen Gendarmen verfolgt.
    Zeppenfeld kannte die Gegend um Falkenhof mittlerweile so gut wie kaum ein anderes Gelände. Stenz hatte völlig Recht. Eine Flucht nach Osten, zumal noch in Richtung Mainz, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Sie hatten nicht den Schimmer einer Chance, in diese Richtung zu flüchten. Nicht einmal mit einem Kilometer Vorsprung. Und das ließ ihn plötzlich stutzen. Heinrich Heller mochte ein politischer Phantast sein, doch eines war er ganz sicher nicht: ein Dummkopf. Im Gegenteil. Er hatte einen ungewöhnlich hellen Verstand. Deshalb passte diese Fluchtroute auch nicht zu ihm. Saßen er, Tobias und dieser Muselmanen vielleicht gar nicht in dieser dahinjagenden Kutsche? Nein! Es konnte sich dabei nur um eine Täuschung handeln!
    Will die Gendarmen, mich und meine Männer dazu verleiten, die Kutsche zu verfolgen um durch das dann unbewachte Westtor in den nahen Wald zu flüchten, der einfallsreiche Herr Professor! schoss es ihm blitzartig durch den Kopf. Werde auf den Trick aber nicht hereinfallen! Soll nur kommen, der Herr Universalgelehrte! Werde ihn gebührend empfangen!
    Doch er zögerte. Denn andererseits konnte er auch nicht ausschließen, dass der Gelehrte darauf baute, dass er,
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