Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0940 - Die Zombie-Zeche

0940 - Die Zombie-Zeche

Titel: 0940 - Die Zombie-Zeche
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sie war unheimlich. Es befand sich nichts darin, eine normale Finsternis, dennoch konnte man das Gefühl haben, darin würde etwas leben oder sich zumindest versteckt halten. Zumindest mich beschlich es. Dabei sah ich nichts. Ich nahm nur einen feuchten Schimmelgeruch wahr, der aus der Kaue strömte und gegen mich wehte wie ein modriger Gruß.
    Unsere Gestalten zeichneten sich auf der Türschwelle ab. Gordon Bennet hüstelte leicht, dann spie er aus. Erst danach schaltete er die Lampe ein. Ein breiter Strahl durchstach die Finsternis und legte einen schmutzigen Fliesenboden frei, der früher einmal gelb gewesen sein mußte, auf dem sich jetzt aber ein Teppich aus Schmier, Feuchtigkeit, Blättern und anderem Abfall gebildet hatte. Er sah aus wie eine Rutschbahn.
    Rechts befand sich eine Wand, die von einigen Fenstern aufgelockert wurde. Früher einmal hatten sie einen Glaseinsatz gehabt. Jetzt waren es nur noch viereckige Löcher.
    Der helle Arm wanderte nach links, um die andere Wand abzutasten.
    Dort gab es keine Fenster, aber wir sahen die zahlreichen Duschen und auch die Haken, die für die Kleidung der Bergleute gedacht waren. An diese Haken wurde die Kleidung gehängt und mittels Seilen in die Höhe gezogen.
    Die Duschtassen an den gebogenen Gestellen waren längst verrostet und verschmiert. Auch die zahlreichen Ausläufe auf dem Boden waren inzwischen verstopft.
    Ich ging in die große Kaue hinein. Bennet blieb neben mir und zeichnete mit der Lampe den Weg nach. Er war ein kräftiger Mann mit grauen Haaren und einer ungesunden Gesichtsfarbe. Die langen Jahre unter Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Er trug eine Lederjacke und eine Hose aus grauem Cord.
    »Sind sie hier verschwunden?« fragte ich ihn.
    Bennet hob die Schultern. »Man weiß nichts Genaues. Ich weiß auch nicht, wer verschwunden ist.«
    »Sie sagten doch, daß im Ort jemand vermißt wird.«
    »Das schon. Nur können wir nicht sagen, ob der Berg die Leute geholt hat. Oder die Grube. Vielleicht ist alles Spinnerei. Leichengeruch, nächtliche Schreie. Monstren, die aus den Hügeln kriechen. Lebende Tote. Männer, die vor Jahren verunglückten und doch nicht tot sind. Ich weiß es alles nicht. Da kommt einfach zu viel zusammen. Ich würde Ihnen gern mehr helfen, Mr. Sinclair. Wir müssen uns eben nur auf eine Tatsache verlassen, daß einer Ihrer Kollegen aus London nicht mehr zurückgekehrt ist. Sonst wären Sie ja gar nicht erschienen, denke ich mir.«
    Er hatte recht. Das brauchte ich ihm nicht erst zu bestätigen. In der Tat ging es um einen verschwundenen Kollegen. Keiner von uns wußte, was mit ihm passiert war.
    Ken Bolder, so hieß der Mann, war Waliser. Seine Eltern und viele Verwandte hatten hier in den Kohlengruben geschuftet, als es noch keine Krise gab. Er hatte verfolgt, wie der Beruf sie kaputtmachte, wie der Staub die Lungen zerfraß, und er wußte auch, daß die Entlohnung für diese harte Arbeit schlecht gewesen war.
    Das hatte Ken Bolder nicht mitmachen wollen. Er war nach London gegangen und hatte sich zum Kriminalisten ausbilden lassen. Persönlich kannte ich ihn nicht, aber sein spurloses Verschwinden hatte bei uns schon Aufmerksamkeit erregt. Man hatte natürlich nachgehakt, und das Ergebnis hatte nicht gut ausgesehen.
    Niemand wußte etwas.
    Aber die Kollegen hörten von den ungewöhnlichen Gerüchten. Von den Geschichten über unheimliche Wesen, über lebende Tote, die in den alten Schächten und Stollen hausten, um zu bestimmten Zeiten wieder hervorzukriechen, weil sie sich die Beute holen wollten.
    Hundertprozentig war das nicht sicher, aber man erinnerte sich schon daran, daß auch früher Menschen verschwunden waren. Auch Bergleute während der Arbeit. Da hatten dann die anderen Kumpel lange gesucht, aber nie etwas entdeckt.
    Heute lagen die meisten Zechen still. Sie waren zu Denkmälern einer anderen Zeit geworden. Man brauchte nicht mehr soviel Kohle als Energieträger, es gab auch Importe, und da waren dann die meisten Kumpel überflüssig.
    Ihre Heimat hatten die Familien nicht aufgegeben. Sie lebten nach wie vor im Schatten der Fördertürme, in ihren Zechenhäusern, diese schmalen Bauten, die ebenso grau waren wie die Kohle und dicht an dicht standen. In den letzten Jahren hatte sich die Luft gebessert. Zudem war es der Natur gelungen, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. So hatte sie wuchern können und die Halden bedeckt. Kleine Waldstücke aus Niederholz, viel Unkraut, wildes Buschwerk und hohes Gras.
    In der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher