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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum
Autoren: Charles Bukowski
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trinken, nachdem du gerade wegen Trunkenheit im Gefängnis warst?«
»An dem Punkt hat man einen Drink besonders nötig.«
»Sag ja deiner Mutter nie was davon, daß du einen trinken gehn wolltest, kaum daß du aus dem Gefängnis raus warst«, warnte er mich.
»Außerdem könnt’ ich jetzt ’n Fick gebrauchen.«
»Was??«
»Ich sagte: Außerdem könnt’ ich jetzt ’n Fick gebrauchen.«
Fast wäre er bei Rot über eine Kreuzung gefahren. Wir fuhren schweigend weiter.
»Übrigens«, sagte er schließlich, »dir ist doch hoffentlich klar, daß die Geldstrafe zu deinen Schulden für Unterkunft, Verpflegung und Wäsche mit auf die Rechnung kommt.«

15
    Ich bekam einen Job in einem Versandhandel für Autozubehör, gleich um die Ecke von der Flower Street. Der Geschäftsführer war ein großer häßlicher Mensch ohne Arsch. Er erzählte mir regelmäßig, wenn er in der Nacht zuvor seine Frau gefickt hatte.
    »Letzte Nacht hab ich meine Frau gefickt. Mach zuerst mal die
    Sendung für Williams Brothers fertig.«
»K-3 Flanschen ham wir im Moment nicht auf Lager.« »Dann bestell halt welche nach.«
Ich stempelte »Nicht lieferbar« auf den Begleitzettel und die
    Rechnung.

    »Letzte Nacht hab ich meine Frau gefickt.«
    Ich zurrte ein Klebeband um das Paket für Williams Brothers, beschriftete den Aufkleber, wog das Ding und klebte die nötigen Briefmarken drauf.
    »War sogar ne ganz gute Nummer.«

    Er hatte einen strohblonden Schnurrbart, strohblondes Haar und keinen Arsch.

    »Als sie fertig war, hat sie gepißt.«

16
    Meine Rechnung für Unterkunft, Verpflegung, Wäsche usw. war inzwischen so hoch, daß mehrere Wochenlöhne draufgingen, bis ich aus dem Schneider war. Ich blieb solange zuhause wohnen und zog dann sofort aus. Ich konnte mir die Preise im Elternhaus nicht leisten.
    Ich fand eine Absteige in der Nähe meiner Arbeitsstelle. Der Umzug machte nicht viel Umstände. Was ich besaß, reichte gerade, um einen halben Koffer zu füllen …
    Die Absteige gehörte Mama Strader. Sie färbte sich die Haare rot und verfügte über eine gute Figur, zahlreiche Goldzähne und einen leicht angegrauten Boyfriend. Am ersten Morgen rief sie mich zu sich in die Küche und sagte, sie würde mir einen Whisky spendieren, wenn ich so nett wäre, die Hühner hinterm Haus zu füttern. Das tat ich, und dann saß ich in der Küche und trank mit Mama und ihrem Freund Al. Ich kam eine Stunde zu spät zur Arbeit.
    Am zweiten Abend klopfte es bei mir an die Tür. Es war eine dicke Frau, Mitte Vierzig. Sie hatte eine Flasche Wein dabei. »Ich heiße Martha, ich wohne auf der gleichen Etage, weiter hinten. Ich hör immer, wie Sie sich so gute Musik anhören. Da hab ich mir gedacht, ich bring Ihnen mal was zu trinken vorbei.« Martha kam herein. Sie steckte in einer weiten grünen Kleiderschürze, und nach einigen Gläsern Wein begann sie mir ihre Beine zu zeigen.
    »Ich hab gute Beine.«
»Für Beine hab ich ne Schwäche.«
»Sehn Sie mal weiter rauf.«
Ihre Beine waren sehr weiß, fett, schwabbelig, mit violetten
    Krampfadern. Martha erzählte mir ihre Lebensgeschichte.
    Sie war eine Hure. Ging mehr oder weniger regelmäßig in den Bars anschaffen. Ihre hauptsächliche Einnahmequelle war der Inhaber eines Kaufhauses. »Er gibt mir Geld. Ich geh in sein Geschäft und nehme mir, was ich will. Die Verkäuferinnen sagen nichts. Er hat ihnen gesagt, sie sollen mich in Ruhe lassen. Er will nicht, daß seine Frau erfährt, daß ich auf der Matratze besser bin als sie.«
    Martha stand auf und stellte das Radio an. Laut. »Ich bin ne gute Tänzerin«, sagte sie. »Paß mal auf!«
Sie wirbelte herum in ihrem grünen Zelt, schlenkerte die Beine. Sie war nicht besonders gut. Es dauerte nicht lange, dann hatte sie die Kleiderschürze bis zu den Hüften hoch und schwabbelte mit ihrem Hintern vor mir herum. Ihre rosaroten Schlüpfer hatten ein großes Loch über der rechten Arschbacke. Dann zog sie sich die Kleiderschürze über den Kopf und hatte nur noch ihre Schlüpfer an. Im nächsten Augenblick waren auch die Schlüpfer runter und lagen neben dem Kleid auf dem Boden, und sie brachte eine Animiernummer aufs Parkett. Ihr Hängebauch schwappte so tief herunter, daß das Dreieck ihrer Mösenhaare fast darunter verschwand.
Sie kam so ins Schwitzen, daß ihr das Augen-Makeup übers Gesicht lief. Plötzlich bekam sie ganz kleine Augen. Ehe ich michs versah, hatte sie sich auf mich geworfen. Ihr offener Mund drückte sich auf meinen. Er schmeckte nach
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