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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende
Autoren: Arno Klönne
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hinauf, der Hochwald wechselte schon bald in Unterholz über. Beim Laufen peitschten Wolf die nassen Zweige ins Gesicht, irgendwo an einem Strauch riß er sich die Knie blutig. Aber die , Hauptsache war ja, er kam unbemerkt in die Nähe des Feuers!
    Jetzt war er am Rand einer kleinen, ebenen Fläche. Und dort war es ja: von Feuer war freilich nichts zu sehen, man sah nur einen rötlichen Schein und hin und wieder aufsteigende Funken oberhalb eines undurchdringlichen Dunkels. Quer über dem Feuerschein starrten zwei schwarze Stangen in die Luft. Wolf lag platt auf der Erde und beobachtete scharf, fand aber keine Erklärung für das, was er sah.
    Noch näher heran!
    Langsam und vorsichtig kriecht Wolf durch das Buschwerk. Jetzt sieht er: dort steht ein Zelt, drinnen brennt ein Feuer, und mitunter klingen Fetzen eines Lachens zu ihm herüber. HJ.? Das kam ihm unwahrscheinlich vor. Er schleicht noch näher heran und legt sich wieder auf die nasse Erde.

    »Steh lieber auf, sonst holst du dir einen Schnupfen«, sagte urplötzlich eine fremde Stimme hinter ihm.
    Wolf fährt auf, dreht sich blitzschnell um und rennt gegen den Unbekannten an, um so zu entkommen. Aber der ließ sich nicht umrennen, er schien direkt auf dieses Manöver gewartet zu haben. Zwei sehr feste Arme hielten Wolf gefangen. Sollte er sich sträuben? Das würde den Verdacht gegen ihn nur verstärken!
    »Komm, mein Freund, jetzt woll‘n wir dich mal bei Licht besehen. Du hast mich übrigens nicht schlecht angerempelt.«
    Wolf sagte nichts. Der Fremde schlug eine Bahn des Zeltes hoch und schob Wolf vor sich her in das vom Feuer beleuchtete und furchtbar rauchige Zelt.
    »Was hast du denn da erwischt, Alf«, sagte eine Stimme, die Wolf so bekannt vorkam, daß er sich ruckartig dem Sprecher zuwandte.
    Es war Jürgen. Der war ebenso überrascht wie Wolf, ließ es sich aber nicht lange anmerken.
    »Wolf! Du siehst ja aus wie ein Siouxindianer nach einem Nachtgefecht. Komm, setz dich erst mal hierher. Tu mal Holz aufs Feuer, Kostja!«
    Wolf war froh, daß er erst einmal in Ruhe hier neben Jürgen sitzen konnte, er war auch wirklich ziemlich erledigt.
    »Dann muß ich dich mal vorstellen: also, dies ist Wolfgang Gecken, genannt Wolf, das dort sind Tim und Kostja, die du von der Penne her kennen mußt, und der dich hierhergeschleppt hat, heißt Alf und ist Student der Philologie; das Ganze nennt man eine zersetzende und staatsgefährdende Clique.«
    Dann mußte Wolf erzählen, wieso er hier herumschlich und wie ihre Fahrt bisher verlaufen war.
    »Aber jetzt muß ich wieder zu unserer Gruppe hinunter. Wißt ihr nicht, wo wir hier in der Nähe irgendwo unterkriechen können?«
    »Doch, das wissen wir. Ganz in der Nähe: nämlich hier in unserer Kothe.«
    »Ich geh‘ mit, und dann holen wir eure Gruppe hier herauf, einverstanden, Wolf?« fragte Jürgen.
    »Natürlich.«
    Als die beiden den Berg hinunterliefen, sprachen sie fast nichts miteinander. Aber sie wußten beide, daß sie sich unbändig freuten über dieses Zusammentreffen.
    Sie holten die ganze Gruppe den Berg hinauf.
    »So, da wären wir. Dieses Haus ist eine Kothe. Vorsicht ist geboten, da drinnen brennt nämlich ein Feuer, was ihr vielleicht schon ahnt, außerdem liegen ein paar Instrumente darin, auf die man möglichst nicht treten soll. »
    Drinnen begrüßte man einander, die Jungen verstauten die Affen und die nassen Windjacken am Kothenrand, und dann saßen sie zu neun Jungen um das Kothenfeuer und tranken Tee aus dem Hordenpott, der an einer Kette vom Kothenkreuz überm Feuer hing. Sie waren alle recht müde, aber es dauerte noch ein paar Stunden, bis der erste schlief.
    Etwas ganz Neues erfuhren die Jungen der Gruppe von St. Marien an diesem ersten Kothenabend. Es begann damit, daß ihre Gastgeber ihnen ein Lied vorsangen. Alf gab den Takt an: mit der Hand, mit den Augen, mit dem ganzen Körper. Kostja begleitete auf der Klampfe, Jürgen auf einem merkwürdigen Instrument, einem dreieckigen Kasten. Wolf erinnerte sich: das war eine Balaleika.
    Pit und seine Gruppe hatten bisher auch oft und gern gesungen, — aber wie diese vier hier sangen, das war etwas ganz anderes: einmal mitreißend, fordernd und hart, dann wieder dunkel, leise verklingend.
    »Mann, was können die singen, und was für Lieder«, flüsterte Wolf Klaus zu.
    »Toll, und wie der Klampfe spielt, da kannst du was lernen!«
    Nachher erzählte Alf von Großfahrten vergangener Jahre. Von den Schneewüsten Lapplands, vom Balkan, von
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