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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende
Autoren: Arno Klönne
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und auf die Vorderseite zeichne ich mit weißer Tusche auf den schwarzen Grund unser Zeichen, so wie dort!«
    Wolf zeigte zu dem Wimpel, der an der Wand über der Klampfe hing. Er hing dort, seitdem Jürgen als Führer der neuen Gruppe die Gruppenstunden meistens hier hielt, um ihren Kaplan nicht allzusehr in Gefahr zu bringen. Manchmal! saßen sie auch noch zusammen beim Kaplan, aber meistens kam der auf einen Sprung zu ihren Runden bei Wolf hinüber. Der Wimpel trug auf der einen Seite das das Zeichen des Neudeutschen Bundes. Auf der anderen Seite trug er den Silberfalken über den drei Wellen, das Symbol der illegalen deutschen Jungenschaft; Symbol des unbändigen Willens zur Freiheit, trotz aller Fesseln: tapfer und unbestechlich!
    »Ja, dann los, hol mal deine Klampfe her!«
    Da schellte es plötzlich, sehr langanhaltend und stürmisch.
    Wolf guckte aus dem Fenster auf die Straße.
    »Ein Junge mit ‘nem Fahrrad, ich kenne ihn aber nicht.«
    »Moment, vielleicht kenn‘ ich ihn..., Mensch, das ist einer von Alfs Leuten, warte, ich springe mal mit ‘nunter.«
    »Tag, Jürgen I Hier, ich soll dir von Alf eine ganz eilige Nachricht bringen. Tschüs. Ich hab‘s rasend eilig.«
    Er sauste schon mit seinem Rad weiter die Straße hinunter.
    Jürgen öffnete den Brief.
    »Darf ich?«
    »Klar.«
    Und Wolf las:
    »Alf an Jürgen! Gestapo plant Fahndungsaktion gegen Edelweiß im ganzen Stadtgebiet. Ihr müßt dafür sorgen, daß die Edelweiß-Leute im Westviertel, die in einer Bude in der Gartenstraße Nr. 24 (Hinterhaus) Zusammenkommen wollen, unbedingt vor Eintreffen der Poleizeikommandos gewarnt werden. Kennziffer bei Edelweiß: 1.11. Im Notfall Telefon: 208 16. Gegen ½ 9 ist mit Eintreffen von Polizei zu rechnen. — B r i e f   s o f o r t  v e r n i c h t e n!«
    »Mensch, das wird ja höchste Zeit!«
    »Ich geh‘ mit. Weißt du die Hausnummer? Und den Telefonanschluß? Dann gib den Brief her.«
    Wolf rennt in die Küche, wirft den Brief ins Feuer und ruft seiner SchwesteT zu: »Ich muß noch mal raus. Mit Jürgen. Vielleicht wird‘s etwas später«, dann klappten ein paar Türen zu; Wolf und Jürgen liefen im Trab‘die Straße hinunter.
    »Hoffentlich kriegen wir ne Bahn ins Westviertel. Sonst ist die Lage schlecht, es ist schon zehn Minuten vor acht Uhr.«
    An der Haltestelle sahen sie die Bahn gerade um die nächste Straßenecke verschwinden. Pech. Die beiden Jungen rannten weiter, quer durch die Stadt: Richtung Westviertel. Einmal gingen sie ein paar hundert Meter im Schritt. Dann liefen sie wieder. Die Passanten schütteln die Köpfe; egal, nur weiter! Um Viertel nach acht sind sie im Westviertel — Anfang der Gagernstraße, von der in einiger Entfernung die Gartenstraße abzweigt.
    »Verflixt, wir kommen nicht mehr hin«, keucht Jürgen. »Paß auf, wir versuchen da vorn in der Telefonzelle unser Glück.«
    Aber 208 16 meldete sich nicht. Nichts zu machen.
    »Jetzt ist alles gleich. Du läufst weiter, Wolf, die vierte Querstraße links ist die Gartenstraße. Kennziffer 1.11. Sonst weißt du ja Bescheid. Ich versuche hier mit allen Mitteln, die Gestapo aufzuhalten!«
    Wolf rast los. Er rast, als ob es um sein Leben ginge. Es ging ja auch wohl um so etwas, wenn auch nicht um sein eigenes Leben. Es wurde schon langsam dunkel, die Straßenlaternen gingen an. Wolf stößt im Laufen einen älteren Herrn an.
    »Entschuldigung.«
    Der dreht sich um und lächelt nachsichtig:
    »Ja, ja, die Jugend...«
    »Wenn der wüßte«, denkt Wolf. Da, das ist die vierte Querstraße. Gerade als er in die Straße einbiegt, hört er hinter sich drei Pfiffe. Wolf kann eigentlich nicht mehr, aber jetzt gibt er das Letzte her. Da, wieder die Pfiffe! Nr. 18, 20, 22, 24. Na also, von Polente ist noch nichts zu sehen. Wolf läuft durch einen Flur, kommt wieder auf einen Hof, stößt sich die Knie an irgendeinem Gegenstand, da steht ja auch jemand:
    »Guten Abend. Ich soll hier... also, es eilt sehr... Edelweiß —«
    »Ruhig, Junge, Kennziffer? «
    »1.11.«
    »In Ordnung. Was ist los?«
    »In ein paar Minuten kann die Polente hier sein, die Gestapo macht eine Fahndungsaktion. Alf hat uns geschickt, ihr sollt sofort verschwinden von hier!«
    Der Mann pfiff durch die Zähne, wandte sich in den Raum hinter der Tür, vor der er stand, und schrie dort etwas hinein. Dann griff er nach Wolfs Hand und zog ihn — hinter ihnen eine Reihe sich völlig lautlos bewegender junger Leute — durch einen dunklen Schuppen, ein paar Flure und
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