Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende
Autoren: Arno Klönne
Vom Netzwerk:
Hinterhöfe, bis sie auf eine ziemlich belebte Straße kamen, offenbar die nächste Seitenstraße. Der Mann schob die Mütze in den Nacken und schleuderte seelenruhig mit Wolf über die Straße zu einem Kino auf der anderen Seite, ein paar Häuser weiter. Die beiden blieben unter dem Eingang stehen, über dem in großen Leuchtbuchstaben der Filmtitel prangte.
    Einer nach dem anderen kamen auch die übrigen heran, nickten dem Mann und Wolf verstohlen zu und gingen größtenteils in den Film.
    »Ist besser so, die Gestapo paßt nämlich sicher noch irgendwo in der Umgegend auf, im Kino ist es am sichersten«, sagte der Mann, »wir zwei können ruhig hier stehen bleiben.«
    Die Menschen hasteten an dem Kino vorbei. Von drinnen hörte man die Filmmusik. Wo mag nur Jürgen sein, dachte Wolf.
     
    * * *
     
    Jürgen hatte, als Wolf davongerannt war, zunächst die Fernsprechnummer 055 gewählt. 055 ist der Anschluß des Polizeipräsidiums.
    »Hallo?«
    »Ja, Alarmbereitschaft. Polizeipräsidium.«
    »Ich spreche hier vom Nordpark aus. Ein paar hundert Meter weiter ist eben ein Mann niedergeschlagen worden. Jawohl, niedergeschlagen... Es muß sich um eine Bande handeln, alle Parkbesucher sind schon in Aufregung... Überfallkommando kommt sofort? Gut!«
    Jürgen hängte ein. So, jetzt hatte er gleich aller Wahrscheinlichkeit nach nur die Hälfte der guten Leute auf dem Halse. Er sah auf die Uhr: 8.22. In ein paar Minuten spätestens mußte das Polizeikommando hier sein. Er warf die Tür der Fernsprechzelle zu und sah lauernd die Straße hinunter.
    Langsam ging er weiter auf die Gartenstraße zu. Gott sei Dank war noch ein ziemlicher Betrieb auf der Straße. Jetzt hörte er hinter sich das Signalgeheul des Überfallwagens. Der Wagen fuhr an ihm vorbei, stoppte zweihundert Meter weiter so scharf, daß die Bremsen kreischten. In diesem Moment trat Jürgen in Aktion. Er sprang aus dem Lichtkreis der Straßenlaternen, rannte ein paar Schritte weiter in eine Seitengasse hinein, zog blitzschnell eine Signalpfeife aus der Tasche und pfiff gellend darauf das Alarmzeichen der Polizei: kurz, kurz, lang. Und noch einmal: kurz, kurz, lang.
    Jürgen steckte die Pfeife weg, lief schnell bis zur Straße und mischte sich dort zwischen eine Menschenansammlung, die beobachtete, wie die Polizisten aus dem Wagen auf den Pfiff hin im Laufschritt herauskamen.
    »Bitte weitergehen, meine Herrschaften, sofort weitergehen!«
    »Ach ja, was nicht alles passiert heutzutage, das wird wieder ein Einbruch sein, ich will man schnell nach Haus gehen«, seufzte eine ältere Frau und hob stöhnend die Tasche wieder vom Boden auf.
    »Darf ich Ihnen helfen?«
    »Ach, das ist nett von Ihnen, junger Mann«, — und Jürgen ging mit der Tasche in der Hand neben der Frau her und machte einen völlig harmlosen Eindruck.
    »Jetzt hat es Wolf geschafft«, wußte er.
     
    Als das Polizeikommando nach dem rätselhaften blinden Alarm das Haus Gartenstraße Nr. 24 untersuchte, war dort nichts Ungewöhnliches zu entdecken, was irgendwie Anlaß zum Eingreifen gegeben hätte. Auch bei der Vernehmung des Hausbesitzers ergab sich nichts Verdächtiges. Verdächtig und ungeklärt war und blieb nur der blinde Alarm an zwei Stellen der Stadt an jenem Abend.
    Für Wolf allerdings brachte dieser Abend noch etwas mit sich, das ihm später einmal sehr zustatten kam. Als er nämlich mit seinem Begleiter vor dem Kino stand — über ihnen prangte in Leuchtbuchstaben der Filmtitel —, und als nach einer Viertelstunde ein paar Polizisten vorübergingen, spie der Mann neben ihm aus, haarscharf hinter den Rinnstein, was Wolf teils eklig, teils bewundernswert fand, und sagte zu Wolf:
    »Die haben aufgegeben, sonst gingen sie nicht so eilig. Es ist noch mal gut gegangen. Und da kannst du auch stolz drauf sein. Ich heiße übrigens Willi Dintelmann. Wenn du mal Hilfe brauchst, kommst du zu mir: hier vorn in der Friedrichstraße, Nr. 72. Wenn ich nicht zu Hause bin, ist mein Vater da. Der weiß Bescheid. Also: mach s gut!«
    Er drückte Wolf sehr kräftig die Hand und verschwand im Dunkeln.
     
    * * *
     
    Die Gruppe saß auf Wolfs Bude und bereitete die Großfahrt vor. Es war fast noch aufregender als damals beim Kaplan vor der ersten Wochenendfahrt. Morgen war der letzte Schultag vor den großen Ferien.
    »So, dann wäre ja alles klar. Wir trampen in vier Gruppen jeweils zu zweit per Autobahn nach Süden, sind spätestens in fünf Tagen alle bei dem Besitz von Pits Onkel im Schwarzwald. Nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher