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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende
Autoren: Arno Klönne
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Möglichkeit treffen wir des Abends immer zusammen, über die Fahrtenausrüstung sind wir uns auch einig; ich glaube, mit unseren blauen Jacken kommen wir durch.«
    »Die Sache hat nur einen großen Haken: morgen nachmittag sollen nämlich die beiden Fähnlein der HJ. antreten, um Anweisungen für das HJ.-Sommerlager entgegenzunehmen. Teilnahme ist Pflicht jedes Schülers, Ausnahme: er bringt eine Entschuldigung der Eltern mit, daß er mit ihnen verreist.«
    »Was macht uns das denn aus, da gehen wir einfach alle nicht zum Appell hin!«
    »Das geht nicht. Dann würden unsere .Freunde‘ auf unsere Gruppe aufmerksam, mißtrauisch sind sie sowieso. Und wenn wir alle Entschuldigungen mitbrächten, was wir ohnehin nicht können, wär‘s genau so.«
    Die Jungen machten lange Gesichter. Nur Pit stellte gemächlich fest:
    »Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Sonst wärst du nämlich nicht so ruhig, hoher Gruppenführer. Spanne deine armen Untertanen nicht allzulange auf die Folter!«
    »Ja, wirklich, weißt du, was wir tun können? Dann schieß doch los, Mann!«
    Jürgen zog stillschweigend aus seiner Jackentasche ein paar weiße Bogen mit aufgedrucktem HJ.-Zeichen: »Fähnlein 17/128« und »Fähnlein 18/128«.
    »Ah, ich weiß, was du vorhast: du willst morgen in der Penne einfach selbst einen anderen Dienstbefehl loslassen. Aber wie kommst du an die Bogen?«
    »Geschäftsgeheimnis. Und so ungefähr hast du richtig geraten! Die Sache ist so: Der HJ.-Bann gibt morgen Dienstbefehle an die Schule, daß morgen nachmittag Fähnlein 17 im Birkengrund und Fähnlein 18 an der Dendorfer Schule antreten soll. Wir vertauschen nun die Dienstbefehle mit anderen, selbstangefertigten des Inhalts, daß Fähnlein 17 an der Dendorfer Schule und Fähnlein 18 im Birkengrund antreten soll. Auffallen kann bis morgen nachmittag kaum etwas, weil die beiden Fähnleinführer nicht auf unserer Penne sind.«
    »Jürgen?«
    »Ja, Wolf?«
    »Mach die Zettel fertig und gib sie mir. Wir haben morgen früh in der ersten Stunde Erdkunde, da muß ich die Karte aus der Bibliothek holen, wo auch immer die Sachen zum Rundgeben liegen. Und dann tausch‘ ich die Dienstbefehle schnell gegen unsere um. Das merkt garantiert niemand!«
    »Schön. Das ist unauffällig, und mit Zetteln hast du ja auch Erfahrung«, sagte Jürgen etwas boshaft, »dann woll‘n wir noch singen: ,Und wieder erblüht nach Nebel und Nacht...‘«
     
    * * *
     
    Am anderen Tag geht alles wie vorgesehen. Woli tauscht die Dienstbefehle um, und am Nachmittag stehen die verkehrten Fähnlein vor den beiden Führern. Die toben natürlich los: »Gemeinheit, so was« und so weiter.
    Der Endeffekt ist an beiden Stellen: die »falschen« Führer werden gründlich verdroschen, und dann zieht man befriedigt nach Haus, die Mehrzahl befriedigt vor allem darüber, daß sie nun in den Ferien für etwaige »Dienstbefehle bezüglich Sommerlager« unerreichbar ist.

     

5. Kapitel
    GROSSFAHRT
     
    AM MORGEN DES ERSTEN FERIENTAGES waren alle Jungen der Neudeutschen, Gruppe in der 7-Uhr-Messe in der Marienkirche. Nach der heiligen Messe verabschiedeten sie sich von ihrem Kaplan.
    »Alle Straßen müssen nach Haus führen. Vergeßt das nicht«, sagte er, »und grüßt mir den Schwarzwald!«
    Dann gingen die Jungen nach Haus. Von dort zogen sie in Abständen von einer Stunde zu je zwei Mann zur Autobahn. Jürgen, der Gruppenführer, und Wolf, der Jüngste der Gruppe, machten den Schluß.
    So trampten also acht Jungen auf der großen, staubig-weißen Straße nach Süden.
    Es soll immer noch Leute geben, für die »trampen« kein Begriff ist. Diese Laien wollen wir nicht in ihrer Unwissenheit belassen. »Trampen« heißt: Autos anhalten und fragen, ob man mitfahren darf.
    Allerdings hört sich das leichter an, als es getan ist. Das weiß nur, wer einmal stundenlang an der glühendheißen Straße gesessen hat mit dem drängenden Gefühl: du mußt heute noch 200 km schaffen —, und alle Wagen sausen vorbei, die Fahrer übersehen dich einfach, und wenn du noch so suggestiv winkst. Oder wer einmal im Regen die endlose Straße entlang getippelt ist; die Sonne läßt sich einfach nicht mehr blicken, die Zeltbahn hängt schwer vor Nässe über Mann und Affen, die Klampfe drückt auf der Schulter, und die feuchten Schuhe quietschen boshaft: wenn doch ein Wagen käme, und wenn‘s der erbärmlichste Trecker wär...
    Doch das ist nur die eine Seite. Es gibt viele Autofahrer, die gern ein paar Fahrtenjungen
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