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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende
Autoren: Arno Klönne
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Italien, und Lieder klangen auf, Bilder einer Landschaft. Alf berichtete von der stillen und verträumten Provence, sie sangen »Sur le pont d‘Avignon«, und bei der zweiten Strophe konnte Wolf leise mitsingen. Vom Kaukasus bis zum Atlantik, vom Nordkap bis nach Afrika hatten deutsche Fahrtenjungen einst ein Bild erlebt: das Bild ihrer großen Heimat.
    Jürgen mußte dann den Bau einer Kothe erklären, wie man die vier Bahnen über den zwei Kothenstangen aufrichtet, das Rauchloch mit dem Kothenkreuz aufspannt und das Kreuz mit den Stangen verschnürt.
    Alf fiel ein: »Weißt du noch, Jürgen, das Kothenlager damals mitten im Schnee...«
    Es wurde sehr spät. Und die Jungen bekamen heiße Köpfe beim Zuhören. Ihre Gesichter brannten — nicht nur von der Glut des Kothenfeuers.
    Schließlich sagte Jürgen: »Schluß für heute. Wir wollen die Kothenwachen für heut nacht verteilen. Wer macht meine Wache mit? Wolf, du? — Fein. Dann weiter...«
    Vor dem Einschlafen sangen sie noch alle zusammen »Meerstern, ich dich grüße«.
    - - - - - - - - - - -
    — »Wolf!«
    — »Ja?«
    »Wir beide haben jetzt Wache, aber wenn du sehr müde bist, kannst du ruhig weiterschlafen, ich mach‘ das schon allein.«
    »Weiterschlafen? Kommt gar nicht in Frage.«
    Wolf wickelte sich aus seiner Decke und bewegte sich mit Jürgen vorsichtig über die schlafenden Kameraden hinweg zum Platz der Wache hin. Jürgen zeigte Wolf, wie man leicht das Feuer anhält. Draußen hatte der Regen aufgehört. Durch das Rauchloch konnte man über dem Kothenkreuz die Sterne sehen.
    Jürgen schob Pits lange Beine fort, die dem Feuer ein bißchen sehr nahe kamen, und sagte leise zu dem Jungen, der neben ihm hockte:
    »Wolf, ich muß dir noch etwas sagen. Ich war neulich etwas enttäuscht, als du mir erzähltest, du wärst in einer N.D.-Gruppe.«
    »Enttäuscht? Hast du was gegen unsre Gruppe oder den N.D.?«
    »Nein, das nicht. Ich hatte nur selbst vor, eine Gruppe zu bauen, zusammen mit Tim und Kostja. Der erste Boy, den ich für diese Gruppe keilen wollte, solltest du sein.«
    »Oh! Das ist schade. Aber die Sache ist einfach; du, Tim und Kostja, ihr kommt in unsere Gruppe, und du bist dann unser Gruppenführer.«
    Jürgen lachte.
    »Oder — willst du nicht? Mensch, das wär‘ doch so fein: wir würden alle so singen und spielen lernen, wie ihr es könnt, wir würden mit eurer Kothe auf Fahrt gehen — so machen wir‘s, nicht? Los, sag schon ja I«
    »An sich gerne. Und wenn Kostja und ich auch nicht aus dem N.D. kommen, — damals, als unsre Deutschmeisterjungenschaft verboten wurde, sind sowieso die meisten zum N.D. gegangen, der Unterschied ist ja auch nicht groß. Nur — es geht uns ja nicht allein um das Singen, die Kothe und so weiter. Sicher, wir würden eine richtige tolle Jungenschaftsgruppe bauen. Aber wir würden auch von jedem Jungen in der Gruppe verlangen, daß er an sich selbst arbeitet — immer und überall. Und die Gruppe dürfte sich nicht irgendwo vor der HJ. verstecken, sondern sie müßte — wo‘s eben geht — gegen die Nazis angreifen, alles, was die Unsinniges tun oder reden und schreiben, in unserem Bereich zurechtrücken.«
    »Und du meinst, da würden wir nicht mitmachen, weil das unbequem und gefährlich ist? Wir machen mit, verlaß dich drauf. Jetzt fängt unsere Gruppe erst richtig an! Wir hätten‘s schon längst so gemacht, die anderen N.D.-Gruppen in der Nachbarschaft arbeiten ja auch so, aber wir..., weißt du, Pit ist ja selbst neu in der Gruppe und im Bund. Also die Sache ist abgemacht, nicht?«
    Dann überlegten Wolf und Jürgen bis in alle Einzelheiten, wie ihre Gruppe aussehen sollte, was sie tun könnte, vor allem in der Penne, und wohin sie im Sommer auf Großfahrt gehen würden. —
    Diese Kothenwache machte den Anfang für eine der besten illegalen Jungengruppen jener Jahre. Und für Wolf war sie der Beginn des herrlichsten Jahres in seinem Jungenleben.
     

4. Kapitel
    ZWEIMAL ALARM
     
    WOLF SASS VOR DEM KLEINEN TISCH auf seiner Bude und malte irgend etwas. Neben ihm saß Jürgen und gab gute Ratschläge für das selbstgemachte Liederheft, das hier entstand. Ab und zu half er auch bei einer Tuschezeichnung etwas nach, oder er mußte einen Liedertext diktieren.
    »So, jetzt mußt du mir dies Lied erst noch mal Vorsingen und die Klampfengriffe dazu zeigen. Dann binden wir das Heft ein, da mußt du mir helfen. Ich weiß schon, wie wir den Umschlag machen; auf die Rückseite kommt ein Ornamentstreifen,
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