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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende
Autoren: Arno Klönne
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Uhr zur heiligen Messe?«
    Wolf hatte genickt, hatte eine aus irgendwelchem Grund etwas verunglückte Verbeugung gemacht und gesagt:
    »Auf Wiedersehen, Herr Kaplan.«
    Am anderen Mittag. Jürgen Degner verabschiedet sich vor dem Pennal von seinen Klassenkameraden:
    »Also, wenn du nicht klarkommst mit der Vorbereitung, springst du eben zu mir ‘rüber.«
    »Tja, ich fürchte, es wird wohl so kommen, Tschüs, Jürgen!«
    Jürgen will gerade gehen, da sieht er die Quintaner aus der Penne kommen, das heißt: stürmen. Und da ist Wolf auch schon:
    »Tag, Jürgen, darf ich mit dir gehn? Du, ich muß dich unbedingt mal was fragen. Machst du eigentlich in der HJ. mit, ich meine, so richtig und mit Begeisterung?«
    »Wieso?«
    »Och, ich möcht‘ das nur so wissen, weißt du!«
    »Ach, ,nur so‘ willst du das wissen«, lacht Jürgen, »aber ich will es dir verraten: ich gehe alle zwei Monate einmal zum Dienst, um mich dann für die nächsten beiden Monate gleich zu entschuldigen. Kapiert, mein Lieber?«
    »Klarer Fall. Dann kann ich dir auch etwas verraten: ich bin im N.D., das heißt in ner Gruppe, die so was Ähnliches ist; seit gestern.«
    Jürgen bleibt für einen Augenblick stehen.
    »Was, im N.D.? Mann... das hätte ich ahnen sollen...! Aber sag mal, erzählst du das jedem?«
    »Nein«, sagt Wolf sehr knapp, »nur dir, außer meinen Eltern.«
    »Dann ist es gut. Du mußt nämlich aufpassen, daß das nicht der Falsche erfährt, sonst gibt‘s das größte Theater in der Penne, schlimmstenfalls fliegst du raus!«
    »Pah, und wenn schon, die blöde Penne...«
    Jürgen legt seinen Arm auf Wolfs Schulter:
    »Jetzt hör mal genau zu, Wolf. Das von der .blöden Penne‘ sagt jeder. Darauf brauchst du also nicht stolz zu sein. Außerdem ist das richtiger Quatsch. Die Penne ist nämlich gar nicht so blöd —, auch das nicht, was die Pauker erzählen. Man muß nur eben mitmachen, auch da, wo‘s einem nicht leicht fällt, gerade da.«
    »Sicher, du hast recht, Jürgen. Aber schau mal, wenn ich an so ‘nen Pauker denke wie ,Stix‘ oder an so eklige Streber wie in unserer Klasse so‘n paar... «
    »Ein Streber sollst du ja nicht werden, um Himmelswillen. Weißt du, es ist in der Penne eben so: wir müssen nach zwei Seiten kämpfen. Einmal gegen die Leute, die ihr Streber nennt, und gegen die Pauker, die so was gern haben. Anderseits gegen die Meinung, daß ,doch alles Blödsinn ist‘. Laß dich nicht einlullen von dieser sogenannten ,Klassengemeinschaft‘, wenn du anderer Meinung bist als die Klasse. Das ist nicht leicht, so zu sein in der Penne. Aber alles andere ist feig — oder bequem. Und im Grunde liegt alles bei dir. Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das heißt: ,Der Edle verlangt etwas von sich selbst; der niedrige Mensch verlangt etwas von anderen Leuten.‘ Denk mal darüber nach, ja?«
    »Ich versteh‘ schon, was du meinst. Das wäre fein, wenn man das in der Schule immer schaffen könnte. Da wär‘ die ganze Penne auf einmal etwas anderes!« »Da hast du eine wichtige Entdeckung gemacht; bis morgen, Wolf!«
    übrigens war Jürgen an diesem Nachmittag etwas verärgert. Er hatte etwas verpaßt, dachte er.
     
    Großer Kriegsrat beim Kaplan: auf dem Teppich liegen rings um eine mächtige Karte fünf Jungen und — augenblicklich durchaus nicht würdevoll — »Hochwürden «. Der große Rat ist offenbar sehr anstrengend, Pit legt seine Stirn in mächtige Falten und meint:
    »Ja, einerseits..., und andererseits...«
    »Darf ich auch mal was sagen, hoher Häuptling?« fragt Wolf.
    »Ach, unser Benjamin, Leute, haltet mal für ‘nen Moment eure Klappen.«
    Und dann erzählt Wolf seinen Plan, wie man auf Fahrt gehen könne. Es ist auffallend ruhig währenddessen, so ruhig, daß es die Schwester des Kaplans beunruhigt; sie klinkt leise die Tür auf und meint:
    »Ich wollte nur mal sehen, ob euch nichts passiert ist, es war auf einmal so merkwürdig ruhig hier —, soll ich eurem Verstand mal mit einem Glas Apfelsaft nachhelfen?«
    »Au ja«, ruft Klaus, »ich glaub‘, wir sind so weit, ich meine, Wolf hat die richtige Idee.«
    »Ich auch!« »Ich auch!« Und schließlich sagt sogar Pit: »Ich kann mich nicht der Erwägung verschließen, daß das Projekt unseres Freundes Wolf Gecken nicht einer gewissen Anziehungskraft entbehrt.«
    »Quatsch nicht, ,Chef‘, hier hast du deinen Apfelsaft, verschluck dich bloß nicht.«
    Noch ein Lied, und der Kaplan schließt:
    »Also am Samstagnachmittag um halb drei Uhr ist
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