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Fahrt ohne Ende

Fahrt ohne Ende

Titel: Fahrt ohne Ende
Autoren: Arno Klönne
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alles in der abgemachten Ausrüstung am Hauptbahnhof. Macht‘s gut, paßt auf, das ihr nicht den verkehrten Leuten in die Hände lauft, und jetzt wünsche ich euch, daß euch eure erste Fahrt gelingt.«
    Dann beteten sie gemeinsam ein Ave Maria.
     

3. Kapitel
    EINE FAHRT MIT ÜBERRASCHUNGEN
     
    AUF DEM BAHNSTEIG 2 des Hauptbahnhofs steht am Samstagnachmittag um halb drei Uhr eine Gruppe junger Herren, das heißt: wohlerzogener Knaben aus anscheinend guten Familien, mit etwas feierlichem Gehabe und ebenso feierlichem Habit.
    »Kerl, es wird mir doch verflixt schwül in dieser verrückten Aufmachung«, flüstert Pit dem Wolf zu und besieht sich ein bißchen resigniert seine Knickerbocker.
    »Ist ja auch zum Totlachen, du mit deinen Beinkleidern.«
    »Spotte nicht, mein Sohn, wenn du erst in meine Jahre kommst —, übrigens kommt da der Zug, paß auf, daß du deinen Koffer nicht stehen läßt, der Inhalt dürfte dem Mann vom Fundbüro sonst allerlei Rätsel aufgeben.«
    Eine Stunde später.
    Auf dem kleinen Bahnhof in Gelldorf entsteigen dem »Südexpreß«, wie boshafte Jungen das Zügelchen nennen, fünf junge Herren. Sie werden von den paar Landleuten am Bahnhof gebührend bestaunt.
    »Donnerschlag, da gibt‘s aber allerhand Besuch beim Baron drüben«, sagt einer.
    »Ich bitte die Herren, mir zur Gepäckaufbewahrung und in den Warteraum zu folgen«, sagt Pit mit einer eleganten Geste zu den Kameraden hin,
    Und jetzt geschieht im menschenleeren Warteraum des Gelldorfer Bahnhofs etwas sehr Merkwürdiges: fünf Jungen werfen Jacken, Hosen, einige sogar Hüte ab, reißen aus einigen Koffern kurze Fahrtenhosen, Windjacken und Affen heraus und verwandeln sich binnen weniger Minuten aus jungen Herren in regelrechte Fahrtenjungen. Die feinen Kleider werden in den Koffern verstaut, die Koffer in die Gepäckaufbewahrung gegeben, und dann geht‘s auf Seitenwegen um das Dorf herum möglichst schnell in den nahen Wald.
    Als man ein paar Stunden im Wald herumgetollt ist, gesungen hat und auch ein gutes Stück weitermarschiert ist, als es langsam vom Tal herauf dunkel wird und die Bäume zu beiden Seiten des Weges immer größer und dunkler zu werden und immer näher Izu rücken scheinen, da sagt Pit auf einmal zu Wolf: »Du, wir könnten uns langsam einen Zeltplatz suchen; wer hat eigentlich die Zeltbahnen?«
    »Mal sehen. Du hast eine, ich eine, Klaus hat auch eine, ja, und die vierte. _?«
    »Mal alle ‘rankommen. Wer hat die vierte Zeltbahn?«
    »Wieso vierte, ich habe eine, aber ob‘s die erste oder die vierte ist, das kann ich ihr nicht ansehen«, sagt Klaus.
    »Deine hab‘ ich schon mitgezählt. Aber wo ist die vierte?«
    Die vierte Zeltbahn war nicht da. Gert hatte sie nicht und Uli auch nicht. Wolf warf den Affen ab, setzte sich darauf und lachte aus vollem Halse.
    Pit und die anderen machten erst ein dummes Gesicht, dann entschlossen sie sich, mitzulachen. Sie lachten alle so gründlich, daß schließlich Pit ein bißchen wütend wurde und schrie:
    »Jetzt laßt das blöde Gelächter mal und überlegt, was wir machen können!«
    »Wieso wir? Du bist doch unser Chef!«
    »So? Dann gebe ich euch jetzt den Befehl, aufzustehn und im Eilmarsch mir zu folgen, bis wir irgendwo_ in einer Scheune oder Waldhütte unterkriechen können.«
    Sie marschierten dann auch weiter. Noch eine Stunde schleppten sie sich weiter. Außerdem hatte es leise zu regnen begonnen. Uli meuterte schon ein bißchen.
    »Pit, paß auf, daß du die Scheune nicht übersiehst«, rief Wolf, da ging es wieder etwas besser vorwärts.
    Es war jetzt völlig dunkel und regnete andauernd, von irgendwelchen Baulichkeiten war nichts zu sehen. Plötzlich leuchtete seitlich des Wegs, ein gutes Stück höher am Waldhang, irgend etwas auf.
    »Mensch, guck mal dort oben, da ist doch was, siehst du, dort?«
    »Das ist ja ein Feuer, man sieht die Funken, da müssen wir rauf.«
    »Vielleicht ist‘s ein Lager von der HJ., und dann sind wir schön reingefallen.«
    »Ist egal, ich klettere mal rauf, wir wollen doch wissen, was da los ist.«
    »Gut, Wolf. Du kletterst rauf, aber sei vorsichtig und laß deine Sachen hier. Wenn‘s HJ. ist und die schnappen dich, dann bist du eben ein Neugieriger hier aus der Gegend, Brodenbach heißt das nächste Dorf.«
    »Klar. Aber die kriegen mich schon nicht zu sehen. Und vielleicht ist‘s ja auch gar keine HJ. Ihr müßt hier bloß auf mich warten.«
    Dann verschwand Wolf unter den Bäumen. Es ging hier sehr steil den Hang
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