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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence
Autoren: Elke Ahlswede
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für die Klassenfahrt eine Unterrichtsstunde geschwänzt und hatte vorher schon eine Abmahnung.«
    »Aber wieso denn geschwänzt? Du hast dich doch krankgemeldet! Das habe ich selbst gehört.«
    »Ja, aber das reicht natürlich nicht. Aber wenn ich an diesen Brief von den Behörden denke, glaube ich, dass das noch das geringere Problem ist.«
    »Wieso? Darf ich mal sehen?«
    Ich schiebe Eric den Brief hin.
    »Was hast du denn verbrochen?«
    »Ich bin wohl mal zu schnell gefahren und habe vielleicht auch mal nicht ganz korrekt geparkt …«
    »Ja, das kann ich allerdings bestätigen.«
    »Ha, ha. Jedenfalls muss ich wohl mal im Rathaus nachfragen, was da los ist.«
    Eric überfliegt das Schreiben. »Nicht europäisches Ausland. Hast du das gesehen? Ich dachte, du bist aus Deutschland?«
    »Ja, dachte ich auch. Also, ich meine, das bin ich auch.«
    »Ach, ich kann mir vorstellen, woran es liegt. Hast du dich schon mal im Rathaus gemeldet? Also gibt es irgendeine Akte?«
    »Ja, die hat diese Chantal angelegt, die wohl auch den Brief aufgesetzt hat.«
    »Ich wette, dass sie in der englischen Computerliste statt Dschermanie Ghana angeklickt hat. Das kommt nämlich gleich darunter. Das passiert andauernd. Diesen ganzen Bürokratie-Kram kannst du abhaken, wenn aus Ghana wieder Dschermanie wird.«
    »Deutschland, meinst du?«
    »Ja, das war Englisch: Dscher…«
    »Schon gut. Und woher weißt du das alles?«
    »Ich habe bei meiner Arbeit viel mit Einwanderern zu tun. Allerdings mit denen, die hier nicht so willkommen sind wie attraktive Deutschlehrerinnen.«
    »Danke.«
    »Ach, fühlst du dich angesprochen?« Eric lächelt. »Zu Recht! Die Einwanderer vor allem aus Afrika haben dagegen allerdings wirklich Probleme, wenn sie solche Briefe bekommen. Aber das ist eine andere, lange Geschichte. Jetzt gibt es erst mal Piiick-Niiick!«, dröhnt Eric in Richtung Kinderzimmer.
    #
    Später am Abend
    Jule und Chloé schlafen. Nach Chips, Baguette, einer riesigen Tiefkühl-Pizza, Käse, Weintrauben und schließlich Mousse au Chocolat sind sie auf dem Kissen-und Deckenlager vor dem Fernseher eingenickt. Eric ist gerade dabei, Jule in ihr Hochbett zu tragen, wo schon Chloé friedlich schlummert. »Nein, nein, das ist nicht zu eng«, sagt er jetzt, als er meinen kritischen Blick bemerkt. »Die fallen schon nicht raus.« Dann schleichen wir uns einer nach dem anderen aus dem Kinderzimmer.
    Eric legt seine Arme um meine Taille und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. »Wir haben unser Dessert noch gar nicht gehabt, nicht wahr?«, sagt er.
    »Äh, was meinst du jetzt genau?«, frage ich, greife mir das Telefon, werfe es auf den Deckenberg am Boden und kicke mit dem Fuß ein Kissen darauf. Ruhe!
    »Die Mousse au Chocolat …«
    Ach so.
    »… von dir selbst angerührt. Die ist bestimmt hervorragend. Du bist sicher eine begnadete Köchin.«
    Das war Dr. Oetker. Aber egal.
    In der Küche angekommen, nimmt sich Eric einen Löffel, taucht ihn genussvoll in die Schokocreme und hält ihn mir entgegen.
    »Mmhh, lecker …« Eric lässt den Löffel sinken und zieht mich an sich. Jetzt wird er mich sicher gleich küssen, mmmmmmh!
    »Anja?«
    Hm.
    »Ja?«
    »Wer ist dieser Philippe, den du laut Julie …«
    »Der Liebhaber meiner Schwester, ebenfalls laut Jule.«
    »Ach?«
    »Ja, es ist eben nicht immer alles so, wie es erscheint. Gegenfrage: Wer ist Noémi?«
    »Noémi war Chloés Au-Pair.«
    »War?«
    »Ja, heute abgereist.«
    »Nur Au-pair?«
    »Sie könnte sich eventuell Hoffnungen auf eine Beförderung zu Chloés, sagen wir mal, Stiefmutter gemacht haben. Zuletzt vielleicht sogar ein bisschen zu intensiv. Das war etwas, nun, ich will nicht sagen lästig, aber anstrengend. Jetzt ist sie jedenfalls auf dem Rückweg nach Ungarn.«
    »Ungarn?«
    Die Überfranzösin ist gar keine Französin???
    »Ja, sie kommt aus Ungarn. Hatte ziemliche Probleme mit dem Französisch …«
    »… und hat deshalb nicht mit mir geredet.«
    »Unter anderem auch deshalb, ja.«
    »Warum noch?«
    »Sie war wohl eifersüchtig.«
    »Eifersüchtig? Weil du mir schon bei unserer ersten Begegnung vor der Schule so liebevoll meinen Autoschlüssel vor die Füße geworfen hast?«
    »Ich habe dir beim Einparken geholfen. Der Schlüssel ist mir aus der Hand gefallen.«
    »Ach was? Du hast mir geholfen? Und dir ist der Schlüssel aus der Hand gefallen? Ich brauchte aber keine Hilfe, ich hätte das Einparken schon geschafft. Du hast mir nur keine Zeit dazu gelassen.«
    » Du hattest
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