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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence
Autoren: Elke Ahlswede
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diesem ›Heiraten‹, Jule. Bettina sehen wir bestimmt bald wieder, weil wir ja jetzt kaum Zeit füreinander hatten. Aber wie kommst du eigentlich darauf, dass …«
    »Bettina mit Philippe, na, du weißt schon? Na, das sieht doch jeder, oder? Wie die sich gestern Abend angeguckt haben. Voll die ›amoureux‹!«
    »Die was?«
    »Na ›amoureux‹, die sind verliebt. Aber macht doch nix! Du magst doch jetzt Chloés Papa, oder? Ich habe mir das mit Pierre auch anders überlegt. Ich finde Alex jetzt doch viel netter … Oh, guck ma, Mama!« Jule legt eine Hand auf meinen Arm und zeigt mit der anderen Hand auf die andere Straßenseite – auf den berüchtigten Platz irgendwo zwischen Kirschlorbeer-Hecke und Bürgersteig. »Guck ma, Mama: Da drüben ist ja gerade Chloés Papa, und, und …«
    Und Noémi. Die Überschöne manövriert formvollendet ihre in schwarzen Seidenstrümpfen steckenden Endlosbeine aus der Klapperente und zupft ihren Rock auf seine Maximallänge von zwei Handbreit über dem Knie zurecht. Dann schwebt sie auf ihren Megapumps zu Eric, legt ihren Arm um seine Hüften und schmiegt sich an seine Schulter.
    Eric sieht kurz zu uns herüber, murmelt ein kaum hörbares »Bonjour« und wendet sich dann in Richtung Schule. Doch dann schüttelt er plötzlich Noémis Arm ab, macht kehrt und kommt auf uns zu.
    »Komm«, sage ich zu Jule. »Wir müssen schnell nach Hause. Oma wartet bestimmt schon auf uns, und dann kannst du noch ein bisschen Zeit mit ihr verbringen, bevor sie auch wieder …«
    »Aber Mama, willst du denn Chloés Papa gar nicht richtig begrü…«
    »Nein!« Entschlossen ziehe ich Jule von der Schule weg. Im Augenwinkel sehe ich, wie Eric bewegungs-und sprachlos dasteht. Noémi greift schließlich nach seiner Hand und zieht ihn mit sanfter Gewalt Richtung Schule.
    »Aber Mama! Ich habe eben noch Chloé erzählt, dass du jetzt doch in ihren Papa verliebt bist und nicht in Philippe.«
    »Du hast was?«, fauche ich Jule an.
    »Na, stimmt doch, oder?«, fragt Jule verstört.
    »Hm.«
    »Ach Mama, mach dir keine Sorgen, Noémi ist doch nur die Babysitterin.«
    Na, dann.
    #
    Gegen 18 Uhr
    Zuhause
    »Kirsch«
    »Janis, ich meine Anja, Liebling. Bist du’s?«
    »Ja, natürlich. Hallo Mama. Wo bist du denn? Jule wartet schon die ganze Zeit auf dich.«
    »Du wirst es nicht glauben, aber wir haben heute ein ganz tolles Angebot entdeckt, nämlich einen …«
    Wir?
    »… dreiwöchigen Surf-und Wanderurlaub auf Guadeloupe. Die Insel gehört irgendwie auch zu Frankreich, ist aber in der Karibik, und deshalb ist das Wetter da auch viel besser als hier. Heute hat es ja den ganzen Tag ununterbrochen geregnet!«
    »Jahaaa. Und?«
    »Nun, der einzige Nachteil ist, dass der Flug schon heute Abend geht. Ich habe dann also gar keine Zeit mehr für Jule. Und für dich. Aber das ist wirklich ein einmaliges Angebot, das Jean-Claude da gefunden hat.«
    »Wer ist denn Jean-Claude?«
    »Der Kau-gum-mi-ver-käu-fer«, tönt Jule aus dem Hintergrund.
    »Der Filialleiter eures entzückenden kleinen Supermarkts«, bestätigt meine Mutter. »Den hatte ich doch schon auf der Suche nach einem essbaren Meerschweinchen kennengelernt, als ihr noch auf diesem Bauernhof wart. Jedenfalls hat er mir heute die Stadt gezeigt. Hatte ich dir doch gestern erzählt. Hast du das etwa nicht mitbekommen?«
    »Möglich.«
    »War jedenfalls so verabredet. Tja und dann hat Jean-Claude erzählt, dass er ja auch schon so lange keinen Urlaub mehr gemacht hat …«
    Auch?
    »… und wir haben uns kurzfristig zu diesem Trip entschlossen.«
    »Prima, du fährst also mit unserem Supermarkt-Verkäufer …«
    »… Filialleiter«, korrigiert mich meine Mutter.
    »… mit unserem Filialleiter Jean-Yves …«
    »Jean- CLAUDE «, dröhnt es mir aus dem Telefonhörer und von Jule entgegen.
    »Ach, egal. Jedenfalls guten Flug.«
    »Anja, warte. Hast du Philippe heute gesehen?«
    »Nein …«
    … nur sein Handy.
    »Wieso?«
    »Nur so.«
    »Wieso?!«
    »Das erkläre ich dir später. Also, Schatz, gib mir doch noch mal Jule, damit ich ihr wenigstens auf Wiedersehen sagen kann.«
    Ich reiche den Hörer an Jule weiter.
    »Tschüss Oma«, sagt sie knapp, trennt die Verbindung und trottet mit hängendem Kopf in ihr Zimmer.
    Die Arme. Ihre Familie glänzt im Wesentlichen durch Abwesenheit, und ich habe außerdem gerade unser Auslandsjahr vermasselt. Ich folge ihr in ihr Zimmer.
    »Hey Jule, wollen wir was spielen? Ein bisschen kickern? Oder vielleicht eine Runde
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