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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence
Autoren: Elke Ahlswede
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Monopoly! Ich ziehe mir nur noch schnell etwas Bequemeres an, und dann machen wir es uns mit ein paar Chips auf dem Sofa gemütlich. Was meinst du?«
    »Wir ham doch ga keine Chips mehr«, wirft Jule ein. »Und Jean-Claudes Laden ist ja jetzt zu, oder?«
    »Ja, stimmt. Merde.«
    »Mama!«
    #
    Eine gute Stunde später
    »Siebzig, achtzig, neunzig …« Jule zählt ihre Monopoly-Beute. »… zehnzig …«
    »Das heißt hundert.«
    »Okay, elfzig …«
    »Hundertzeeeehn, also, Julchen, das geht so …«
    »Hey Mama, es klingelt. Du musst zur Tür. Ich zähle weiter.«
    »Es klingelt? Das habe ich gar nicht ge…«
    Jetzt klingelt es Sturm. Jule hatte also Recht. Aber wer könnte das sein? Meine Mutter, die ihr Negligé vergessen hat? Phil ippe, der sein Handy zurückhaben will? Widerwillig gehe ich die Treppe hinunter, öffne die Haustür, und vor mir steht …
    Eric.
    »Chloé wollte so gern noch mal picknicken«, sagt er ziemlich unvermittelt. »Wie auf dem Bauernhof.« Dann schiebt er die in einem neckischen Regenmäntelchen steckende Chloé unter meinem Arm zu unserer Haustür herein. Er selbst bleibt im Regen stehen, sein Kapuzenpulli ist schon völlig durchweicht. »Aber es regnet.«
    In der Tat.
    »Wir haben eben in der Bäckerei noch die letzten Baguettes erstanden, waren also gerade in der Nähe, und da dachten wir, dass wir vielleicht …«
    Ja, ich höre.
    »Da dachten wir …«
    Ja?
    »Eigentlich wollte Papa mit dir essen gehen«, platzt Chloé heraus.
    »Ähm, nein, also ja, ich meine …«, stottert Eric.
    »Aber das geht nicht«, sagt Chloé, »weil dann niemand auf mich aufpassen kann. Noémi ist nämlich weg.«
    Oh!
    »Deshalb hat sich Papa gedacht, dass wir doch eigentlich einfach alle zusammen …«
    »Juhu!«, brüllt Jule und kommt die Treppe heruntergestürmt. Sie hat das Geldzählen offensichtlich aufgegeben und bis vor einer Sekunde regungslos am oberen Treppenabsatz gestanden.
    Jetzt beendet Eric den Satz seiner Tochter: »… dass wir doch vielleicht alle zusammen picknicken könnten, wie auf dem Bauernhof.«
    »Bei uns?«
    »Ja, warum denn nicht?«, sagt Eric und hält mir eine Tüte und eine gigantische Isoliertasche entgegen. »Vielleicht im Wohnzimmer.«
    »Klar. Warum denn nicht im Wohnzimmer?«, räume ich ein.
    Dank Feng-Shui ist da Platz für ein ganzes Klassenpicknick.
    »Los jetzt, Papa, gib die Tüte her!«
    Chloé reißt Eric die Plastiktasche aus der Hand, aus der zwei Baguettes und eine Familienpackung Chips herausragen, und läuft damit zu Jule die Treppe hinauf. Die beiden tuscheln ziemlich laut, aber trotzdem unverständlich, da es sich um französischen Fünfjährigen-Slang handelt. Aber das Ergebnis ist unmissverständlich:
    »Papa, los, komm. Wir wollen erst mal Tischfußball spielen.«
    »Eric, biiiiiittte!«, bettelt Jule.
    »Hm, aber nur, wenn wir die Partie dieses Mal zu Ende spielen dürfen.«
    »Dürft ihr«, sage ich.
    »Und wenn ich eventuell auch reinkommen dürfte.«
    »Äh, natürlich.«
    »Dann darf ich dich wohl auch höflich begrüßen«, fragt er lächelnd. »Du weißt schon, auf Französisch: Küsschen hier, Küsschen da.«
    Ich weiß, obwohl …
    »Auch das.«
    Wie war das noch mal: rechts-links-rechts?
    Eric nähert sich meinem Gesicht …
    Oder doch links-rechts-links?
    … und küsst mich auf den Mund.
    Mmh.
    Lange.
    Mmmmhhh.
    Ziemlich lange.
    Mmmmmmmmmhhhhhh!
    So lange, bis Jule und Chloé laut johlend Beifall klatschen und kichernd in unserer Wohnung verschwinden und mir ganz schwindelig wird. Schön schwindelig.
    #
    Bei der Kickerpartie habe tatsächlich ich das entscheidende Tor geschossen, das uns vor einem blamablen 3 : 0 gegen Jule und Chloé gerettet hat. Eric hat mit gleich zwei Eigentoren zum Erfolg unserer Töchter beigetragen, und ich bin mir nicht sicher, ob es Absicht, mangelndes Talent oder vielleicht auch ein bisschen Nervosität war. Jetzt entkorkt er gerade die Weinflasche und stellt sie zu der großen Käseplatte, deren Einzelbestandteile er eben aus seinen Provianttüten gezaubert hat.
    Wir haben uns doch gegen Wohnzimmerboden und für meinen großen Küchentisch entschieden, den ich in der Zwischenzeit wieder in seine Ecke geschoben habe. Schluss mit Feng-Shui.
    »Hast du Schwierigkeiten?«, fragt Eric plötzlich und blickt auf die Briefe vom Rathaus und von der Guillotin, die ich auf dem Küchentisch liegengelassen hatte. »Ich will ja nicht indiskret sein …«
    Aber nein …
    »Ja, irgendwie schon. Ich bin rausgeflogen. Ich hab
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