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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence
Autoren: Elke Ahlswede
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Mutter. »Dann kann dich ja Bettina mit ins Hotel nehmen. In ihrem sicher großartigen Etablissement wird sich bestimmt noch ein Zimmer finden.«
    »Janis, ja also …«, stammelt meine Mutter.
    »Hey, Kleines, was soll das denn?«, fragt meine Schwester.
    »Andscha, iist etwas nischt in Ordnungge?«, erkundigt sich mein endgültiger Neu-Ex.
    »Alles bestens, aber ich heiße nicht Janis, nicht Kleines und schon gar nicht Andscha. Gute Nacht!«

 
    Le Dessert

26. Kapitel
    Liebe Anja, muss dringend zurück nach Frankfurt. Die Arbeit ruft. Sorry! Nimm’s leicht. Alles. Das Leben ist für manche wohl doch ein Ponyhof. Betty
    (15. November, 08:45)
    #
    Montag, 15. November, kurz vor neun Uhr
    In der Bäckerei
    Gerade habe ich Jule durch den strömenden Regen zur Schule gebracht, und jetzt bin ich mitten in einem Live-Déjà-vu: Als ich mich nämlich eben der Bäckerei näherte, winkte mir Madame Croizet schon durch das Schaufenster mit zwei Briefumschlägen zu. Jetzt sehe ich, dass auf dem einen wieder die französische Flagge prangt, auf dem anderen der Stempel der »École Polyglotte«.
    »Hier, meine Liebe«, sagt Madame Croizet und hält mir die Umschläge entgegen, »es sind wieder zwei Einschreiben für Sie gekommen. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes?!«
    »Nein, nein.«
    Nur meine Kündigung und die Ausweisung aus Frankreich.
    »Dann ist es ja gut. Sagen Sie, Jules Klassenfahrt war ja wohl ein ganz besonderes Erlebnis, oder? Was ich heute Morgen schon alles gehört habe …«
    Nämlich?
    »Ja, es war ein durchaus interessantes Erlebnis.«
    »Aha. Na, ich verstehe schon, wenn Sie da noch nicht drüber sprechen wollen …«
    Äh?
    »… also ein anderes Thema: Haben Sie denn noch einen schönen Sonntagabend mit Ihrer Familie verbracht?«, erkundigt sich Madame Croizet. »Ich habe gehört, dass auch Ihre Schwester gekommen ist. Das war ja wohl eine Überraschung, oder?«
    »Allerdings. Sie musste aber schon wieder weg, zurück nach Frankfurt.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    Mir nicht.
    »Das ist schon in Ordnung. Wir haben ja alle viel Arbeit«, sage ich und sehe auf meine Briefe.
    Obwohl ich mir in meinem Fall da nicht mehr so sicher bin.
    »Ja, natürlich. Ach, meine Liebe, jetzt muss ich Ihnen doch noch etwas erzählen«, setzt Madame Croizet an und beugt sich vertraulich über den Tresen zu mir herüber. »Wissen Sie was? Wir haben inzwischen ein bisschen über diesen Leroy herausgefunden, Sie wissen schon, den Vater von Jules Freundin. Ich nehme an, das interessiert Sie mehr denn je.«
    Eventuell. Ja, das könnte schon sein.
    »Na ja, also, äh, warum denn?«
    »Nun, L’Oublie ist ein kleines Dorf, da machen Neuigkeiten schnell die Runde. Wir wissen doch beide, wovon wir reden.«
    »Ah, bon?«
    »Und wissen Sie was? Mein Jacques sagt, dass dieser Eric aus gutem Haus ist. Er hatte ja schon geahnt, dass er zu dieser Familie gehört, die schon vor Jahrhunderten in diesem Schloss am Rande von L’Oublie ansässig war. Dann gab es aber irgendwie Streit, und man hat nichts mehr von ihnen gesehen. Das Anwesen steht seitdem leer. Bei dem Familienkrach ging es wohl um die Klinik des Vaters. Ein Pionier der Schönheitschirurgie. Er hat ordentlich damit verdient, auch wenn die Familie es eigentlich gar nicht mehr so nötig hatte. Altes Geld, Sie verstehen? Na ja, jedenfalls der junge Leroy, also Ihr Eric, hihi …«
    Moment mal …
    »… der hat zwar Medizin studiert, aber dann Flausen im Kopf gehabt. Na, wie es bei jungen Leuten eben so ist. Jedenfalls war er jahrelang im Ausland, in irgendwelchen Krisengebieten, Afrika und so. Dann kam er wieder, brachte sich sogar so ein ganz apartes Mädchen mit, eine Kanadierin, und alle in der Familie machten sich Hoffnungen. Na, Sie wissen schon: Heirat, die Klinik, ein Stammhalter. Aber dann ging irgendetwas gründlich schief, ich meine, mit seiner Verlobten oder Freundin, na jedenfalls der Mutter von Jules Freundin.
    Die hatte sich wohl auch eher ausgerechnet, dass sie mit dem frischgebackenen Klinikchef in Saus und Braus in dem Schloss der Familie leben kann. Als der junge Leroy dann für einen Hungerlohn bei irgendeinem dieser Hilfsprojekte für illegale Einwanderer angefangen hat, ist sie einfach verschwunden. Erst sollte es nur für ein paar Wochen sein, zurück nach Quebec. Heimweh. Aber dann wollte sie gar nicht mehr in Frankreich leben und kündigte an, Chloé zu sich holen zu wollen. Doch bevor es dazu kommen konnte, verunglückte sie tödlich.
    Eric Leroy hat es wohl
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