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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid
Autoren: Virna Depaul
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Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken daran, wie er Lana tot vorgefunden hatte. Doch dann entdeckte er Carrie, die an den Stuhl gefesselt war, und eine unglaubliche Angst erfasste ihn. Er erkannte den Mann aus dem College-Café auf Anhieb. Ungefähr Anfang zwanzig, groß, mit hellem Haar und einem Engelsgesicht. Er sah aus wie der nette Junge von nebenan, bis auf das wahnhafte Glitzern in seinen Augen. Jases Anblick schien es noch zu verstärken.
    Ein Glück, dass er trotz Turners vage gehaltenem Bezug auf einen Tatort richtig geraten hatte. Die Fundorte von Kelly Sorensons, Tony Higgs’ und Tammy Ryans Leichen hatte er überhaupt nicht in Erwägung gezogen; sie waren nicht abgelegen und versteckt genug, um Darwin einen Vorteil zu verschaffen. Welchen andere Tatort hatte er sonst gemeint haben können? Je länger Jase darüber nachgedacht hatte, desto einleuchtender erschien ihm Carries Theorie über die Konkurrenz zwischen Serienmördern. Immerhin hatte ihre Fernsehstrategie Darwin tatsächlich ans Tageslicht geholt. Alles sprach dafür, dass Darwin Bowers getötet hatte, um seinen Konkurrenten zu beseitigen, was bedeutete, dass Bowers’ Haus ein Tatort war und die Hoffnung bestand, Carrie dort zu finden.
    Nur um auf der sicheren Seite zu sein, hatte er Commander Stevens angewiesen, alle Kräfte von den bekannten Tatorten fernzuhalten.
    „Sie können es nicht im Alleingang machen, Jase“, hatte Stevens gesagt. „Sie sind verletzt. Sie brauchen Rückendeckung. Sie wissen nicht einmal, ob er Carrie in seiner Gewalt hat. Ob sie noch lebt …“
    „Sie lebt“, fauchte Jase zurück. „Und er hat Carrie in seiner Gewalt. Sie hat ihn allein aufgesucht, um ein Menschenleben zu schützen. Und deshalb gehe ich auch allein zu ihm. Um Carries Leben zu schützen.“
    „Sie wissen, dass ich Sie nicht …“
    An diesem Punkt wäre Jase beinahe auf die Knie gesunken. „Ich flehe Sie an, wenn es sein muss, Commander. Sie wissen, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Darwin treibt ständig sein Spielchen mit uns. Wenn er Sie kommen sieht, ist Carrie tot. Das kann ich – werde ich – nicht zulassen. Und uns bleibt auch keine Zeit mehr, um darüber zu streiten. Bitte.“
    „Wenn ich Sie allein gehen lasse, sind Sie beide tot“, wandte der Commander ein, doch letztendlich tat er das Einzige, was ihm übrig blieb: Er gewährte Jase eine Stunde. Danach würde er mit allen verfügbaren Einsatzkräften sämtliche Tatorte umstellen. Jase blieb nicht mehr viel Zeit.
    Das wussten augenscheinlich alle.
    Darwin alias Brad Turner bezog Posten hinter Carries Stuhl und setzte ihr das Messer an die Kehle. Kaum betrat Jase den gefliesten Kellerboden, spannte Turner sich an, griff noch fester in Carries Haar und ritzte ihren Hals mit dem Messer. Sie verzog das Gesicht vor Schmerz. Blut quoll aus der Wunde und rann an ihrem Hals herab.
    Jase erstarrte. „Nein. Hör auf!“
    Turner sah ihn an und lachte. „Ich wusste es. Ich wusste, dass du die richtige Entscheidung treffen würdest. Vermutlich hat die Polizei dir eine Art Ultimatum gestellt, nach dessen Ablauf sie das Haus stürmen wollen? Ruf auf der Stelle an und melde, dass du sie gefunden hast. Sag ihnen, du bist auf dem Weg zum Krankenhaus und willst sie dort treffen.“
    Jases Blick huschte noch einmal zu Carrie. „Hör mir zu“, begann er dann. Spontan machte er einen Schritt auf Turner und Carrie zu. Wieder verzog Carrie das Gesicht. Wieder erstarrte Jase. Wieder floss ein kleines Rinnsal Blut aus einer frischen Wunde über Carries Hals. Jase konnte die Wut und das Entsetzen kaum in Schachhalten. Seine Gefühle raubten ihm den Atem und brachten ihn in Verbindung mit dem Blutverlust wegen der Schusswunde einer Ohnmacht gefährlich nahe.
    „Ich will ihr nichts tun, aber du hast, was ich brauche, Agent Tyler. Du bist , was ich brauche, und wenn ich das bekomme, indem ich sie verletze, dann tu ich genau das.“
    Vorsichtig zog Tyler sein Handy aus der Tasche und rief Commander Stevens an.
    „Ich habe sie, Sir. Ihr geht es gut. Ich fahren sie jetzt zum Krankenhaus an der Ecke Geary und 40th Street.“
    „Gott sei Dank. Was ist mit dem Mörder? Haben Sie …“
    Jase drückte das Gespräch weg, bevor der Commander noch mehr sagen konnte.
    Sogleich begann sein Handy wieder zu klingeln.
    „Schalte es aus und wirf es da rüber“, befahl Turner und wies mit einer Kopfbewegung auf die entgegengesetzte Ecke des Raums.
    Jase tat, was er verlangte.
    „Und jetzt deine Waffe.“
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