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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid
Autoren: Virna Depaul
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kam immer wieder. Hat mein Leben ruiniert. Hat mir die Chance genommen, mit Nora zusammen zu sein. Erst als ich diese Prostituierte getötet hatte, fand ich den Weg zur Genesung. Fand ich den Weg, ein für alle Mal meine Narben und Tony Higgs loszuwerden.“
    Carrie begriff. Begriff und war verzweifelt. Er bezeichnete Odell Bowers als Quacksalber, doch er war nicht weniger gestört. Vielleicht sogar schlimmer, wenn das möglich war. In seinem Wahn hatte er nicht einmal erkannt, dass die Operationen erfolgreich waren.
    Plötzlich fiel Carrie ein, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Warum er ihr bekannt vorgekommen war. In McGill’s Bar war es nicht gewesen, jedenfalls nicht nur. Falls sie ihn dort gesehen hatte, dann nur flüchtig, genauso wie in der Klinik, in der sie ihre Physiotherapie-Termine hatte. Wahrscheinlich war sie Turner begegnet,wenn er zu seinen Terminen bei Odell Bowers ging oder von der Behandlung zurückkam. Sie wandte den Blick ab, gönnte Turner nicht die Befriedigung, irgendeine Emotion in ihrer Miene zu erkennen, sei es Mitgefühl oder Verachtung.
    Carrie konzentrierte sich auf den Ort. Dr. Bowers’ Keller. Es war nicht so sauber wie zuvor, doch der Operationstisch aus Stahl war noch vorhanden. Und Schränke mit viel Stauraum für wer weiß was.
    Turner schaute sich ebenfalls um. „Hübsch, nicht wahr? Hast du die oberen Zimmer gesehen? Dr. Bowers lebte gern auf großem Fuß.“
    „Ich weiß“, sagte sie. „Ich habe ihn gefunden. Damals war es mir noch nicht klar, aber du hast ihn umgebracht, stimmt’s? Hast du ihm auch die Damenwäsche angezogen und ihn geschminkt?“
    Turner lachte. „Ja. Aber die Sachen gehörten ihm, also war es sicher nichts Neues für ihn. Stell dir das vor! Was für ein verdammter Psychopath.“
    „Ja. Ein Psychopath. Hast du mit ihm zusammen gearbeitet? Bevor du dich entschieden hast – wozu? –, im Alleingang weiterzumachen?“
    „Ich hatte mit Dr. Bowers’ Verbrechen nichts zu tun, aber ich war schlau genug, ihm auf die Schliche zu kommen. Sobald ich von dem Serienmörder hörte, der seinen Opfern die Augenlider abschneidet und der auch in Fresno Verbrechen begangen hat, wusste ich, dass er es war. Dr. Bowers war ein großer Fan von Horrorfilmen. Ich habe praktisch mein halbes Leben damit verbracht, mir seine Erzählungen anzuhören, besonders die über seinen Lieblingsfilm, in dem der Mörder den Opfern die Lider abschneidet. Eine Nebensächlichkeit, aber doch einzigartig genug, um im Gedächtnis haften zu bleiben, nicht wahr?“
    Carrie schwieg, was Turner offenbar nicht passte. „Na komm schon. Du musst doch zugeben, dass es klug von mir war. Als ich wusste, was er trieb, dachte ich mir, warum versuchst du es nicht selbst einmal? Hinterher verstand ich sehr gut, warum er es getan hat. Die Schönheit und die Macht meiner Opfer gingen auf mich über. Kannst du dir vorstellen, was für ein berauschendes Gefühl das ist?“
    Er hob die Hand, und jetzt erst bemerkte Carrie, dass er ein Messer hielt. Er fixierte Carrie und drehte das Messer zwischen den Fingern. „Meine Opfer waren schön und stark, aber nicht stark genug. Die Natur hat sie ausgelöscht, so, wie es vorgesehen ist. Um Platz für die Stärkeren und Schöneren zu machen.“
    Carrie prüfte noch einmal ihre Fesseln und stellte fest, dass sie ihr sehr wenig Spielraum ließen. An Flucht war nicht zu denken, Turner hatte ganze Arbeit geleistet. Sie konnte nicht länger schweigen. „So willst du also deine Morde rechtfertigen. Kelly Sorenson. Tammy Ryan. Tony Higgs. Sie hatten den Tod verdient, weil sie fürs Leben nicht stark genug waren?“
    Turner trat auf sie zu und legte die kalte Klinge flach an ihre Wange. Carrie ließ sich nicht einschüchtern und sah ihn weiterhin fest an. Er erhöhte den Druck und ließ die flache Klinge auf ihrer Haut kreisen. „Was meinst du?“
    „Ich meine, du bist schwach genug, andere zu töten, weil du dich nur dann stark fühlen kannst.“
    Wut blitzte in Turners Augen auf. Er hob das Messer, und Carrie wartete auf den Schlag ins Gesicht. Er erfolgte nicht.
    Zur gleichen Zeit wie Turner hörte Carrie Geräusche von draußen. Beide wandten den Kopf und sahen, wie Jase Tyler die Kellertreppe hinunterhinkte.
    „Ah, Special Agent Tyler. Genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Turner.

30. KAPITEL
    Jase kämpfte sich mühsam die Treppe hinunter. Sofort entdeckte er die Frau, dieLana Hudson sehr ähnlich sah und verkrümmt in der Ecke lag. Lebte sie noch? Sein
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