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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid
Autoren: Virna Depaul
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lange durchhielt. Er würde sterben, wenn sie nicht bald Hilfe bekamen.
    Und sie würde ebenfalls sterben.
    Das wusste sie. Selbst wenn es ihr gelang, Turner zu töten. Selbst wenn sie körperlich überlebte. Falls Jase starb, würde Carrie nicht mehr leben können. Das durfte nicht geschehen.
    „Du kommst nicht davon. Die Polizei findet dich. Sie geben erst Ruhe, wenn du hinter Gittern bist. Und wozu das alles? Weil ein paar Idioten sich über dich lustig gemacht haben? Weil du nicht Mumm genug gehabt hast zu glauben, Nora könnte dich mögen, so wie du bist?“
    Turners Miene wurde finster. „Sie mochte mich. Aber Tony mochte sie lieber. Und die, die ich getötet habe, waren oberflächlich. Viel zu sehr mit ihrer eigenen Schönheit beschäftigt, um andere Menschen wahrzunehmen.“
    „Und Lana?“
    „Ich habe … Ihr wart mir auf den Fersen … Ich habe mich schwach gefühlt … Ich musste mich beweisen …“
    „Indem du eine Frau umbringst, die dir nur helfen wollte?“
    Es schien plötzlich, als wollte er sich auf einen Wortwechsel mit Carrie einlassen. Doch dann lächelte er hämisch. „Hey, vielleicht gewöhne ich mich daran. Vielleicht gefällt mir allmählich das Gefühl, derjenige zu sein, der die Macht hat. Die Kontrolle. Damit kennst du dich doch gut aus, nicht wahr? Werden Leute nicht aus genau diesem Grund Polizist? Weil es sie anmacht, andere kontrollieren zu können?“
    Carrie blickte in Turners Engelsgesicht, sah sein höhnisches Lächeln und empfand Zuversicht. Nein. Sie war Polizistin geworden, weil sie meinte, in diesem Metier gut zu sein. Weil sie Gutes tun wollte.
    Wie Jase.
    Während er redete, hatte Turner nicht auf das Messer geachtet. Es war nur ein paar Zentimeter verrutscht, lag aber nicht mehr an Jases Kehle.
    Sie dachte an die Worte, die Lana in dem Fernsehinterview an Turner gerichtet hatte. Wie sie ihn als Opfer betrachtet hatte. Als Produkt einer grausamen Welt.
    Es war nicht mehr wichtig.
    Opfer oder nicht. Krank oder nicht. Jung oder alt. So hatte sie früher schon gedacht, aber sie hatte nie so recht daran geglaubt.
    Sie fing Jases Blick ein. Und sprach seinen zweiten Vornamen aus. „David.“
    Zur gleichen Zeit feuerte sie.
    Jase warf sich zur Seite. Die Kugel schlug in Turners Gehirn ein, bevor Jase den Boden berührte. Turner taumelte zurück; in seinen Augen flackerte Fassungslosigkeit, dann wurde sein Blick leer. Er stürzte in sich zusammen wie ein gesprengtes Gebäude. Stürzte direkt auf Jase.
    Hastig schob Carrie seinen Körper von Jase weg. Jases Augen waren geschlossen, sein Atem ging flach. Carrie öffnete sein Hemd, riss den Stoff in Fetzten und presste ihn fest auf die blutenden Wunden. Jase verzog das Gesicht, als er den Druck spürte, doch Carrie ließ nicht nach. Er hatte die Augen jetzt geöffnetund sah sie an. Nicht zu glauben, auf seinen Lippen lag ein kleines Lächeln.
    „Carrie …“ Er hustete, ein Keuchen drang aus seiner Lunge, als er versuchte, Atem zu schöpfen.
    Carrie schüttelte den Kopf. „Schsch. Alles wird gut. Du wirst wieder gesund.“
    „Du hast es geschafft.“
    Sie nickte. „Wir haben es geschafft, Jase. Wir. Ohne dich wäre es mir nicht gelungen. Ich liebe dich, Jase. Bitte halte durch.“
    Er lächelte wieder. „Ich liebe dich“, erwiderte er leise, bevor sein Körper schlaff wurde und er die Augen schloss.

32. KAPITEL
    Jase legte letzte Hand an den Tisch. An seinen Tisch. Nicht ihren. Obwohl sie praktisch jede Nacht zusammen verbrachten, hatte Carrie sich nicht bereit erklärt, bei ihm einzuziehen.
    Noch nicht.
    Der Strauß Pfingstrosen, den er besorgt hatte, quoll üppig aus der Kristallvase, in der sich der Feuerschein spiegelte. Er hatte zwei Flaschen Bier bereitgestellt. Ein dunkles Pils für ihn und ein Budweiser Light für Carrie. Beides hatte er immer vorrätig. Was nicht hieß, dass sie viel Zeit mit Trinken verbrachten.
    Doch dieser Abend war ein besonderer Anlass.
    Das zumindest hatte Carrie ihn am Telefon wissen lassen.
    Er hoffte von Herzen, dass zu diesem besonderen Anlass auch die duftigen Dessous gehörten, die sie vor Kurzem nachts getragen hatte. Als er sie in diesem femininen bisschen Stoff sah, hatte es ihn fast umgehauen. Nicht nur, weil Carrie so sexy war, wenngleich das weiß Gott unbestreitbar war, sondern weil es ihm zeigte, wie weit sie gekommen waren. Langsam, aber sicher zeigte Carrie sich ihm in all ihren Facetten. Mit ihren starken und ihren verletzlichen Seiten. Zudem wurde sie sicherer in ihrer
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