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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht
Autoren: Ilkka Remes
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ausging.
    Rasende Panik durchlief seinen Körper.
    Der kreisende Strahl des Apparates brachte helle Punkte im oberen Teil der Anzeige wie Goldkörner zum Leuchten.
    Die Ladung war ganz in der Nähe, und er musste nicht lange nachdenken, wo Sakombi sie platziert hatte.
    »Du hast beschlossen, deinem Vater das Pulver unter den Hintern zu schieben?«, fragte er betont lässig und blickte auf die Kiste unter Eugène Doneux. Zugleich bemerkte er, wie sich Ralf Zentimeter für Zentimeter auf das Regal an der Wand zubewegte.
    »Wenn es jemand auf dieser Welt verdient hat, dann er.« Sakombis Stimme war leise und fest. Zu fest.
    »Das bezweifle ich nicht …« Timos Blick wanderte zurück zur Anzeige des Gammadetektors. Dort war ein roter Balken aufgetaucht. »Aber müssen deswegen auch andere leiden?«
    »Ich habe genug Zeit zur Evakuierung gegeben.«
    »Nein. Mindestens 100000 Menschen befinden sich noch in der Gefahrenzone. Darunter wahrscheinlich auch mein Sohn.«
    »Rührend, dass sich jemand um seinen Sohn Sorgen macht.« Sakombi warf einen Blick auf seinen Vater. »Mein Vater kümmerte sich mehr um das Auspeitschen von Menschen. Und um seine Sammlung abgehackter Hände. 128 Stück«, flüsterte Sakombi, machte eine Pause und brüllte dann: »128 STÜCK!«
    Das Jaulen des Indikators schnitt seinen Schrei ab. Auf der Anzeige war ein zweiter Balken erschienen. Timo merkte, wie Ralf die Hand zum Regal ausstreckte.
    »Schau dir das an«, sagte Timo und klopfte auf die Anzeige des Geräts. »Hast du gehört?«, rief er, um Sakombis Aufmerksamkeit zu fesseln.
    Sakombi blickte auf den Gammadetektor. Im selben Augenblick schnappte sich Ralf eine Chicotte -Peitsche vom Regal und schlug mit aller Kraft nach Sakombi, gleichzeitig schmiss er sich zur Seite. Ohrenbetäubendes Trommelfeuer erfüllte den Keller. Timo warf sich auf den Boden und griff nach Sakombis Beinen, um ihn zu Fall zu bringen.
    »Tuez-le«, schrie der Alte. »Tötet den schwarzen Bastard!«
    Mit einer Holzskulptur schlug Ralf so heftig auf Sakombi ein, dass dieser zusammensackte und noch im Fall Timo mitriss. Von Sakombis Blut befleckt, stand Timo wieder auf. Mit zitternden Fingern drückte er den Kalibrierungsknopf, um die Möglichkeit einer technischen Störung auszuschließen, so wie es ihm der Beamte erklärt hatte. Die Anzeige wurde einen Moment dunkel, dann wieder hell und die Balken sichtbar.
    Ralf riss den Alten wie eine Flickenpuppe von der afrikanischen Kiste.
    »Bindet mich los, dann zeige ich euch, wie man die Chicotte benutzt«, schrie der Alte mit greller Stimme.
    Timo fasste nach dem Griff am Deckel der Kiste, aber der war mit einem kunstvoll geschmiedeten, uralten Haken versperrt. Mit aller Kraft trat er gegen den Haken, bis der sich aufbog. Dann riss er den Deckel auf.
    »Habt ihr nicht gehört?«, kreischte der Alte. »Bindet mich los und gebt mir die Chicotte …«
    Die Kiste enthielt einen schwarz gestrichenen Metallbehälter, an dem ein Griff angeschweißt war. Den nahm Timo mit beiden Händen. Ralf fasste den Behälter an einer anderen Stelle an, und gemeinsam hievten sie ihn heraus und stellten ihn neben Sakombis leblosen Körper, unter dem das Blut hervorsickerte.
    »Lasst mich frei!«, schrie der Alte mit zitternder Stimme.
    Der Deckel des Metallgehäuses war mit einem einfachen Mechanismus verschlossen. Das Gehäuse war stabil, sah aber nicht gerade nach Spitzentechnologie aus.
    Das Geschrei des Alten ging im Jaulen des Gammadetektors unter.
    Timo öffnete den Federmechanismus, drehte den schweren Deckel auf und schluckte. Das Gehäuse enthielt einen matt glänzenden Metallzylinder. Er war in eine Decke aus Kevlarfaser gewickelt und bestand aus zwei Teilen, die von starken Schrauben zusammengehalten wurden. An der rechten Hälfte war ein gesonderter rechteckiger Teil angesetzt. Er war direkt ins Gehäuse gegossen und trug eine mit Schrauben befestigte Klappe.
    »Überlasst ihn mir«, schrie der Alte immer fordernder.
    »H ALT’S M AUL, ODER ICH SCHIESSE DICH ÜBER DEN H AUFEN! «, brüllte Timo.
    Der Greis verstummte.
    »Wo ist das Entschärfungsteam?«, fragte Ralf. Grenzenlose Panik glühte in seinen Augen, das Jaulen des Gammadetektors machte sie alle verrückt.
    Timo tastete nach dem Telefon in seiner Tasche und nahm Kontakt mit Wilson auf. »Die SADM ist in der Villa Eden, Rue des Montagnes, Boitsfort. Wir brauchen sofort das Entschärfungsteam … Stellt sicher, dass Boitsfort komplett evakuiert ist.«
    Während Timo noch sprach,
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