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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse
Autoren: Jan Guillou
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übrig waren. Leuchtturm gewann. Der Käptn und Leutnant Johansson machten sich Notizen.
    Danach gab es eine kurze Einführung in den Tigersprung über den Kasten. Leutnant Johansson führte die Technik vor, erklärte das Sprungbrett und setzte hinzu, dass man beim ersten Mal Mut fassen müsse. Es sei nicht so gefährlich, wie es aussehe.
    Die meisten Knaben zögerten und bremsten im Anlauf und wurden von Leutnant Johansson der Feigheit bezichtigt. Erik biss die Zähne zusammen und nahm sich vor, nicht zu zögern, er zwang sich dazu, nicht zu zögern, und das Katapult des Sprungbretts ließ ihn mit solcher Kraft über den Kasten jagen, dass er auf der anderen Seite kopfüber auf der Matte landete wie ein Frosch, vollkommen überrascht, wie leicht das offenbar war.
    Nach einer weiteren Runde schob Leutnant Johansson einen zusätzlicher Kasten quer vor den ersten und sortierte die Knaben aus, die die erste Runde nicht geschafft hatten. Danach wurde erneut ausgesondert, bis wieder nur Leuchtturm und Erik übrig blieben. Es war klar, dass hier ein Ausscheidungskampf stattfand.
    Darum waren die Knaben überrascht, als sie plötzlich zum Fußballspielen auf den Schulhof geschickt wurden. Leutnant Johansson teilte die Klasse rasch in zwei Mannschaften auf und warf ihnen einen Ball zu. Während des Spiels, das nur eine Viertelstunde dauerte, wurden weiterhin diese geheimnisvollen Notizen gemacht, danach wurden die Knaben wieder in die Turnhalle beordert, wo sie sich in der Mitte in Reih und Glied aufstellen mussten.
    »Nun, Knaben«, sagte der Käptn. »Dies hier ist das Emblem der Schule und darauf solltet ihr stolz sein.«
    Er hob ein Stück Stoff in die Höhe, das das Wappen der Familie Vasa auf blauem Grund mit gelben Flügeln darstellte.
    »Das bekommen nur die Jungs, die wirklich etwas leisten«, fuhr der Käptn fort. »Wir teilen die Klasse jetzt in vier Gruppen. Jede Gruppe bekommt einen Gruppenchef, und der Gruppenchef trägt das Schulzeichen am linken Oberschenkel seiner Turnhose, so wie hier. Jeder Gruppenchef bekommt einen Stellvertreter, einen Vizegruppenchef. Und der Vizegruppenchef trägt das Abzeichen auf der anderen Seite, so wie hier. Ich lese jetzt die Namen eurer vier Gruppenchefs vor.«
    Danach mussten Erik und Leuchtturm vortreten und zusammen mit zwei weiteren Knaben, die durch Stärke, Schnelligkeit und Selbstsicherheit genügend Punkte gesammelt hatten, ihre Auszeichnung in Empfang nehmen. Es war wie eine Preisverleihung. Der Käptn brüllte »Bitte sehr!« und die frisch beförderten Knaben verbeugten sich.
    Der Gruppenchef musste seine Truppe vor jeder Stunde Habtacht stehen lassen. Er überprüfte, dass die gemeinen Soldaten korrekt gekleidet waren, weißes Hemd, blaue Hose, weiße Schuhe, saubere Socken. Der Gruppenchef lieferte seine Truppe ab und trug die Verantwortung für die Disziplin und die Mannschaftsaufstellung bei jedem Ballsport, wo zwei Truppen gegeneinander antraten. Ein Gruppenchef konnte im Prinzip nicht abgesetzt werden, da der Käptn behauptete, seine Auswahlkriterien seien absolut gerecht.
    Nur wenn die Klasse auf dem Schulhof Fußball spielen sollte, wurde nicht nach der Gruppeneinteilung gegangen. Stattdessen wurden die beiden Besten aufgestellt, Erik und Göran. Dann wurde gelost. Der Gewinner wählte einen Spieler aus, der andere durfte zum Ausgleich zwei aussuchen. Wenn die beiden Mannschaften komplett waren und noch immer Knaben mit flackernden Blicken auf der Bank saßen, sagte entweder Erik oder Göran: »Den Müll kannst du haben.«
    Der Müll bestand in der Regel aus drei oder vier Knaben. Sie waren die »Reserve«, das bedeutete, dass sie eigentlich nie mitspielten.
    Physische Stärke, ein schöner Körper mit gut entwickelten Muskeln, dazu Mut und der Wille, niemals nachzugeben, waren die festen Bestandteile der Predigten des Käptns, die in der Regel die Turnstunden eröffneten oder beendeten. Wir Schweden seien ein starkes mutiges Volk. Wir seien gute Soldaten mit Ahnen unter den Wikingern und den Kriegern Karls XII.
    Der Körperkult bildete damit die Grundlage für das soziale System der Knaben. Die mit den schönsten und stärksten Körpern, die beim Handball und Fußball die meisten Tore erzielten oder am höchsten über Bock und Kasten sprangen, die sich mit geraden Beinen aus hängender Ausgangsposition über die Barrenholme stemmen konnten, die es wagten, vom obersten Brett zu springen, oder unter Wasser am weitesten schwammen - sie gehörten zur Oberklasse
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