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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse
Autoren: Jan Guillou
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zuerst eine Höllenangst eingejagt werden.
    Erik holte tief Luft.
    »Hör mir gut zu, Vater. Du bist das personifizierte Böse und als solches musst du vernichtet werden. In ungefähr einer halben Stunde wirst du dich im St.-Görans-Krankenhaus wiederfinden. Du wirst aus deinen Augen nichts sehen können. Dein Nasenbein wird an mehreren Stellen gebrochen sein. Ein Arm wird ebenfalls gebrochen sein und dir werden etliche Zähne fehlen. Und weißt du, was du im Krankenhaus sagen wirst, Vater? Du wirst nicht wagen, die Wahrheit zu erzählen, du wirst behaupten, die Treppe hinuntergefallen zu sein. Obwohl niemand dir glauben wird, wirst du das sagen.«
    Erik legte eine Pause ein, um seine Worte einsinken zu lassen und ihre Wirkung zu beobachten, zu sehen, wie die Angst wie Gift durch den Blutkreislauf des Mannes gepumpt wurde oder sich in dem zu engen Gefängnis des Kopfes in einen Schwarm aus eingesperrten Fledermäusen verwandelte. Genau, der Mann hatte den Schuhlöffel halb erhoben, aber nur halb, dann schien er mitten in der Bewegung erstarrt zu sein. Die Angst war da, bald würde der Mann wehrlos sein.
    Seltsam, dachte Erik, dieser Vogel vor dem Fenster, den ich jetzt ganz deutlich höre, dieser Vogel, der das Einzige ist, was ich durch Vaters Atemzüge noch hören kann - wieso fällt mir nicht ein, wie der heißt? Es ist ein normaler Vogel, vor nur einem halben Jahr noch hätte ich sofort sagen können, welcher, und jetzt ist es wie weggeblasen. Aber es ist an der Zeit, ein wenig Angst nachzugießen:
    »Das wirst du sagen, auch wenn niemand dir glaubt. Denn wenn du die Polizei in die Sache hineinziehst, dann sage ich denen, was du in all den Jahren gemacht hast. Du kannst natürlich versuchen, mich mit dem Schuhlöffel zu schlagen. Durch die verschlossene Tür kommst du trotzdem nicht. Wenn ich mit deinem Gesicht fertig bin, werde ich dir den linken Arm brechen. Ich werde ihn gleich beim Ellbogen brechen, und du wirst brüllen, bis du das Bewusstsein verlierst. Das schwöre ich dir, Vater. Ich werde es wirklich tun. Du wirst schreien und jammern, bis du vor Schmerz das Bewusstsein verlierst.«
    Erik betrachtete den Mann, der da vor ihm stand. Es hatte gewirkt. Der Mann, der noch immer wie erstarrt dastand und seinen albernen kleinen Schuhlöffel halb erhoben hielt, war jetzt wehrlos. Der Mann atmete schwer durch die Nase und konnte seine Blicke nicht von Eriks Gesicht losreißen.
    Warum fällt mir nicht ein, wie der Vogel heißt, dachte Erik, und wie ist es möglich, dass ich ganz ruhig bin, obwohl ich mein ganzes Leben lang auf diesen Augenblick gewartet habe? Das Adrenalin muss durch meinen ganzen Körper gepumpt worden sein, aber mein Herz schlägt nicht so heftig wie sonst, ich bin nicht so nervös, wie ich es eigentlich sein sollte. Seltsamerweise bin ich überhaupt nicht nervös, dabei wird in weniger als zehn Sekunden sein Blut auf den Fußboden und die Tapeten spritzen (ich darf nachher nicht darauf ausrutschen) und er wird blind mit seinen langen Armen in die Luft greifen. Ich bin trotzdem ganz ruhig. Und jetzt muss es doch wohl das letzte Mal sein? Und dann nie mehr. Danach ist es vorbei, nie mehr.
    Dann machte er den ersten langsamen Schritt auf den versteinerten Mann zu.
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