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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Autoren: Aylen Verdon
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noch vor die Tür wenn es hell ist. Andere schlachten blindwütig jeden Vampir ab, dem sie begegnen. Wenn das so weiter geht, haben wir hier bald bürgerkriegsähnliche Zustände.“ Keir saugte den Milchshake mitsamt Nüssen durch den dicken Strohhalm.
„Und? Gibt es ’ne heiße Spur, an der ihr dran seid?“, fragte Ylenia interessiert. Evianna wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch am Tisch zu.„Leider nein. Heute ist wieder einer der Vermissten tot in dem Waldstück aufgefunden worden und zwar komplett blutleer.“ Evianna seufzte und sah zu dem frisch zusammengeflickten Vampir hinüber, der eben aufgestanden war und sich nun ein Hemd über den athletischen Oberkörper zog. Es war wirklich kein Wunder, dass die Menschheit ums Überleben kämpfen musste, bei den enormen physischen Vorzügen, die die übrige Erdbevölkerung inzwischen aufwies.
Da die gute alte Erde diesmal nicht schnell genug den schädlichen Sonnenwind in der Hochatmosphäre zu einem Ersatzschutzschild umgebaut hatte, hatten nur die stärksten und gesündesten Menschen den letzten Polsprung überlebt, gerade so, als hätte sich die Spreu vom Weizen getrennt. Trotzdem war ihre Spezies seitdem allen anderen weit unterlegen.
Ein neuer Patient ließ sich auf Dooleys Stuhl nieder. Zuerst zierte er sich ein wenig, doch dann ließ er die Hosen ’runter. Zum Vorschein kamen ein auf Mammutgröße angeschwollener Hodensack und ein winzig kleiner grüner Penis, was ungemein zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Nur der Patient selbst konnte nicht über seine deformierten Körperteile lachen. Offenbar hatte ihn ein Fluch getroffen, doch kein Fluch den man nicht umkehren konnte. Für Dooley nur eine Kleinigkeit. „Die blutleeren Leichen - das spricht eindeutig für Vampire als Täter. Wer außer ihnen sollte ein Interesse an Menschenhaben?“, fragte Keir schmatzend. Erland trank sein Glas leer und schüttelte sich. „Eben. Sie sind die einzigen, die Menschen zum Überleben brauchen.“
„Nicht unbedingt“, wandt Ylenia ein.
„Was soll das heißen?“
„Im Mischwesenkatalog der BVb tauchen noch einige andere Exemplare auf, die gegen menschliche Snacks angeblich nichts einzuwenden hätten, wie zum Beispiel ein Sphinx, ein Fomori, ein Gargoyle oder ein Turul.“
Evianna schüttelte den Kopf. „Dass es sie gibt, ist bisher nichts weiter als ein Gerücht. Ich habe im Mischwesenkatalog der BVb nachgesehen.Von denen gibt’s nicht mal Fotos.“
„Das beweist gar nichts. Sag mir, was für ein Wesen es nicht gibt, seit dem Polsprung. Zu denen, die nicht ohnehin schon da waren, kommen noch die ganzen sogenannten genetischen Weiterentwicklungen. Es ist gerade so, als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet.“ Keir sah sich im überfüllten Raum um. Äußerlich sahen alle Anwesenden auf den ersten Blick aus wie Menschen – oder zumindest die meisten– obwohl dass mit Sicherheit ein Trugschluss war. Was wirklich in ihnen steckte, trat hier nicht offen zu Tage.
„Stimmt“, pflichtete Erland ihm bei. „Und das sagt ein Werwolf, der jahrelang Zeit gehabt hat, sich an Menschen zu gewöhnen. Du kannst dir nicht im Entferntesten vorstellen, wie wir Menschen uns fühlen, seit wir entdeckt haben, dass noch andere Wesen auf der guten alten Erde leben, außer uns– abgesehen von unseren genetischen Experimenten.“
Keir zuckte die Schultern. „Ich hab’ nie verstanden, wie ihr ernsthaft daran glauben konntet, die einzige Spezies zu sein. Da kann man mal sehen, wie eingebildet ihr seid. Gottes größte Schöpfung. Dass ich nicht lache. Ihr seid nichts weiter als ein Witz, so was wie ein Fehlschlag.“
Abrupt stand Erland auf. Sein Stuhl fiel krachend nach hinten um. Er beugte sich über den Tisch und packte Keir am Kragen doch in dem allgemeinen Gedränge nahm keiner der Anwesenden Notiz davon.
„Erledige du das“, sagte Evianna zu Ylenia und deutete auf ihre beiden männlichen Begleiter. „Ich besorge solange ’ne neue Runde.“ Oh man, von dem Abend hier hatte Evianna sich irgendwie mehr versprochen. Von Keirs besagter Freude darüber, dass sie mitgekommen war, konnte jedenfalls bisher nicht die Rede sein. Es sei denn, die Erdnüsse im Milchshake waren seine Art, seiner Freude darüber Ausdruck zu verleihen. Sein Spruch, dass Menschen ein Fehlschlag waren, trug auch nicht dazu bei Eviannas Laune zu heben. Ein Colon noch, dann würde sie den Abend hier für sich beenden.
Mit den leeren Gläsern in der Hand kämpfte sich Evianna durch das
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