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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts
Autoren: Claudia Gray
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unter dem Rand seines Trucker-Hutes hervor, dass er ziemlich wild aussah in seinem Eifer. Dann sagte er, an Maxie gewandt: »Wir sind hier alle Nonkonformisten, also kannst du dich ruhig zu uns gesellen.«
    Warum hast du ihm meinen Namen verraten ? Ich konnte Maxie erkennen, ohne sie wirklich zu sehen: als eine Vision vor meinem geistigen Auge, so wie sie mir schon einmal kurz auf dem Dachboden erschienen war . Er muss nicht wissen, wer ich bin .
    »Sie spricht mit mir«, sagte ich zu Vic und Ranulf. »Aber nicht laut. Ich glaube, sie ist schüchtern.«
    »O Mann.« Vic sah sich neugierig im Keller um. Vielleicht erwartete er, er würde Maxie zufällig entdecken, während sie sich gerade zwischen den Weinflaschen zu verstecken versuchte.
    »Im Ernst, Maxie. Es ist in Ordnung. Komm raus und sag Hallo .«
    Ich komme nicht raus .
    So weit ich das aus ihrer »Stimme« schließen konnte, entsetzte Maxie der bloße Gedanke daran, Vic nun endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Offenbar bedeutete ihr seine Meinung sehr viel.
    Ich ahnte, dass ich das zu meinem Vorteil würde nutzen können. War das fair? Ich beschloss, dass es wenigstens genauso fair war wie ein Geist, der versuchte, mich erfrieren zu lassen. Die größten Chancen, gute Informationen aus ihr herauszubekommen, hatte ich vermutlich jetzt, solange Vic als Zeuge dabei war. »Sie hat zugestimmt, mir zu helfen«, sagte ich laut. »Kannst du noch mal genauer erklären, wie das Armband funktioniert, Maxie? Ich will es nur richtig verstehen.«
    Maxies Bestürzung war greifbar, zumindest für mich. Ranulf und Vic starrten beide zur Decke empor, als ob Geister gewöhnlich vom Kronleuchter baumelten.
    »Nun?«, fragte ich sie. »Du willst doch Vic nicht enttäuschen, oder?«
    Als wenn du meine Hilfe überhaupt brauchen würdest, fauchte Maxie. Du kannst ja schon herumlaufen und Leute umarmen. Ich konnte noch nie so fest werden, und jetzt sieh dich mal an. Ich wette, du kannst den ganzen Tag deine Gestalt behalten.
    »Solange ich das Armband in den Händen habe, kann ich mich ganz normal verhalten«, sagte ich zu Vic und Ranulf. Ich konnte es kaum abwarten, Lucas zu überraschen. Er würde so froh sein. Na ja, wahrscheinlich würde er sich zuerst halb zu Tode fürchten. Aber danach würde er einsehen, dass es noch immer eine Zukunft für uns gab. Es gab viel, um das wir trauern mussten. Mit meinem verlorenen Leben hatten auch so viele Möglichkeiten ein Ende gefunden. Und ich sah schon jetzt mit Entsetzen den Jahrhunderten entgegen, die endlos vor mir lagen, wenn Lucas irgendwann fort wäre. Trotzdem war es mehr als vorher. »Gilt das auch für die Brosche? Die, die er mitgenommen hat?«
    Lucas hat sie mitgenommen ? Maxie entspannte sich ein bisschen; sie klang noch immer mürrisch, aber nicht mehr so wütend. Dann hast du wirklich Glück gehabt, Süße. Wie ich schon sagte: Alle Sachen, zu denen wir im Leben eine Beziehung hatten, können wir im Tod nutzen. Nicht nur, um uns zu materialisieren, so wie du es jetzt getan hast. Wir können sie auch benutzen, um zu reisen.
    »Zu reisen? Wovon sprichst du?« An diesem Punkt sprach auch ich mit der Decke. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass Vic und Ranulf mich fassungslos anstarrten.
    Warst du schon mal in der U-Bahn? Dann weißt du, wie es geht. Du kannst überall dort hinreisen, wo der Zug hält. Die Dinge, die dir im Leben am meisten bedeutet haben? Das sind die Haltestellen. Du kannst dort hinreisen, wo sich diese Gegenstände befinden.
    Der Gargoyle. Wie viele Stunden hatte ich damit zugebracht, mir die Grimassen anzusehen, die dieses Steinding vor meinem Schlafzimmerfenster in Evernight schnitt? Offensichtlich war meine Beziehung zu ihm stark genug, dass ich zur Schule zurückkehren konnte, wann immer ich wollte. Es würden sich sicher noch andere »Haltestellen« finden lassen. Meine Welt hatte sich soeben vergrößert. Auch wenn ich nicht die Freiheit wiederbekommen hatte, die mir zu Lebzeiten vergönnt war, so erstreckte sich mein Bewegungsradius aber doch wenigstens über dieses eine Haus hinaus.
    »Die Brosche«, wiederholte ich. »Lucas hat sie mitgenommen. Meinst du … ich könnte in dieser Sekunde zu Lucas reisen? Würde ich dann immer noch eine körperliche Gestalt haben? Könnte er mich sehen?«
    Dein Armband würde nicht mitreisen. Aber, he, diese Brosche besteht aus Jetstein, nicht wahr? Du könntest sie benutzen, sobald du da wärst.
    »Jetstein ist versteinertes Holz!« Ich grinste.
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