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Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts

Titel: Evernight Bd. 3 Hüterin des Zwielichts
Autoren: Claudia Gray
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Vampirin mehr«, sagte Ranulf und machte sich bereit, als erwartete er einen Kampf. »Sie ist ein Geist.«
    »Ein Geist? Du meinst ein Gespenst? Bianca ist ein Gespenst? Das ist doch unmöglich!«
    Ich konzentrierte mich, so gut es ging, und schaffte es, meine Hand noch einmal um das Armband zu schließen und meine Gestalt wieder ins Dasein zu zwingen. Vic und Ranulf starrten mich die ganze Zeit mit offenem Mund an. Keiner der beiden sprach ein Wort.
    Als ich meine alte Gestalt wieder hatte, sagte ich: »Es ist möglich. Ich bin jetzt ein Geist. Und nein, Ranulf, ich werde dir nichts tun. Der alte Krieg zwischen Geistern und Vampiren … Was mich angeht, hat der nichts zu tun mit mir und den Leuten, die ich liebe.«
    Ranulf sah nicht sonderlich beeindruckt aus, aber er drehte sich auch nicht weg. Ich fragte: »Kann ich jetzt alles erklären?«
    Vic nickte. »Scheint mir eine gute Idee zu sein.«
     
    Eine halbe Stunde später, als der Himmel draußen dunkler wurde, saßen Vic, Ranulf und ich noch immer um einen kleinen Tisch herum, und die beiden versuchten, das zu verdauen, was ich ihnen gerade erzählt hatte. Ranulf, der naturgemäß mehr über die seltsamen Regeln wusste, die für die Untoten galten, schien die Sache verdaut zu haben. Vic jedoch wirkte vollkommen verwirrt.
    »Okay«, sagte Vic, »lass mich sehen, ob ich alles verstanden habe: Du bist gestorben.«
    »Ja.« Es wurde anscheinend nie leichter, diese Tatsache einzugestehen, dachte ich.
    »Balthazar ist aufgetaucht, und Lucas und er haben dich hinterm Haus begraben.«
    »Richtig.«
    »Also habe ich da eine Leiche im Garten , die ich meinen Eltern irgendwie erklären muss.«
    »Ich glaube kaum, dass sie sie finden werden. Sie liegt auch hinter eurem Grundstück, sozusagen… Und überhaupt, das ist doch wohl gar nicht der Punkt.«
    »Nein, natürlich nicht«, gab Vic zu. »Versteh mich nicht falsch. Verglichen mit dem Rest, der geschehen ist, ist das keine große Sache. Ich weiß, dass du eine viel, viel schlimmere Woche hattest als ich. Okay? Aber das macht es nicht leichter für mich, meinen Eltern zu erklären, warum da eine Leiche im Garten liegt.«
    Ich seufzte. »Stimmt.«
    »Ich schlage vor, den Ort mit Grünpflanzen abzudecken«, sagte Ranulf.
    »Das ist alles, was du zu unserem Gespräch beizutragen hast?«, fauchte ich ihn an.
    »Ja.« Ranulf schien ungerührt. »Ich sage nur, was hilfreich ist. Und der einzige hilfreiche Vorschlag, den ich zu machen habe, ist halt dieser.«
    Vic deutete mit zusammengelegtem Zeige- und Mittelfinger wohlwollend auf ihn. »Ich liebe einen Mann, der den Wert von Worten kennt und sie nicht zu leichtfertig streut.«
    Ranulf nickte. »So bin ich eben.«
    Vic wandte sich wieder mir zu. Sein Gesicht sah merkwürdig aus, bis mir auffiel, dass ich ihn noch nie so ernst gesehen hatte. »Bianca, ich finde es furchtbar, was mit dir geschehen ist. Wenn ich dir dabei nicht in die Augen schauen könnte, wenn du einfach nur tot wärst, du weißt schon, total tot, dann würde ich gar nicht darüber nachdenken wollen. Vielleicht können die Dinge nicht mehr so sein, wie sie mal waren, aber… wenn es irgendeinen Weg gibt … dann können wir doch immer noch Freunde sein, oder?«
    Ich hatte das Gefühl, dass ich noch nie zuvor so gestrahlt hatte. »Wir bleiben Freunde, egal, was geschieht«, sagte ich. »Und du bist der beste Mensch, den ich je kennengelernt habe.«
    Vic senkte den Kopf und war überraschend verlegen. »Also, wie hast du all das herausfinden können?«
    »Dein Geist hat mir geholfen«, erklärte ich. »Ihr Name ist Maxie.«
    »Wie bitte? Mein Geist hat einen Namen?«
    »Warum denn nicht?« Ich fand die Annahme verletzend, dass Geister keinen Namen haben sollten. Wir waren alle mal Menschen gewesen, oder? Dann fiel mir auf, dass ich von den Geistern bereits als »wir« dachte.
    »Wenn sie erscheinen kann, warum ist sie mir dann noch nie erschienen?« Nun war Vic an der Reihe, verletzt zu sein. Offenbar hielt er Maxie für seinen Geist.
    »Sie wollte dir keine Angst machen. Maxie?« Ich rief nach ihr, obwohl ich wusste, dass sie uns vermutlich sowieso belauschte. »He. Vic will dich kennenlernen. Komm und sag Hallo !«
    »Nicht zu fassen, ich pflege freundschaftlichen Umgang mit Geistern«, murmelte Ranulf. »So was tut man nicht.«
    An Ranulf gewandt sagte Vic: »Erinnerst du dich, was ich über gesellschaftliche Konformität als Gefängnis des Geistes gesagt habe?« Vics sandfarbenes Haar lugte so ungebändigt
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