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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung
Autoren: Claudia Gray
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aber der Rauch war nun so dick wie die Luft, und es war keine Zeit zum Zögern.
    Endlich erreichte ich den Südturm und kletterte hinein, nur um festzustellen, dass das Feuer hier noch viel schlimmer wütete. Mein großartiger Rettungsversuch schien auch ziemlich überflüssig zu sein, denn soweit ich das sagen konnte, waren bereits alle aus dem Trakt verschwunden. Doch dann sah ich eine Gestalt durch den Rauch huschen.
    »Hallo?«, schrie ich.
    »Bianca!« Es war Lucas. Er rannte auf mich zu und umarmte mich; mein schmerzender Rücken protestierte, aber das war mir egal. »Ich habe überall nach dir gesucht … im Kutschhaus und hier …«
    »Du musst sie zurückrufen, Lucas. Du musst ihnen sagen, dass Charity gelogen hat!«
    »Warte - die Vampirin, von der Eduardo seine Informationen hatte, war Charity ?« Lucas fluchte. »Ich hatte ja gleich das Gefühl, dass ein Schüler-Massaker so gar nicht nach Mrs. Bethany klingt, und das habe ich ihnen auch gesagt, aber Eduardo wollte nicht auf mich hören. Dieser Bastard hört nie auf irgendjemanden.«
    »Mom - Dana - alle - sind in Gefahr, und wir müssen diesem Spuk ein Ende machen.«
    »Das können wir nicht.« Lucas nahm mein Gesicht in die Hände. Seine Züge waren durch die dicken Rauchschwaden hindurch kaum noch zu erkennen. »Wir können dies hier nicht beenden. Wir können dich hier nur noch heil rausbringen.«
    Wie sehr ich es auch hasste, ich wusste, dass er recht hatte.
    Gemeinsam rannten wir ins Treppenhaus und hasteten dann hinunter ins Erdgeschoss. Inzwischen war die Luft voller Asche, und ich musste den Aufschlag meines Bademantels über den Mund ziehen, um nicht zu husten. Ich dachte an den Klimt-Druck in meinem Zimmer, wie er sich langsam an den Rändern nach oben bog und schwarz wurde und wie das Feuer die Liebenden für alle Zeit verzehrte. Lucas hielt sich den Unterarm vors Gesicht. »Wir haben es beinahe geschafft!«, brüllte er. »Los, komm.«
    Als wir aufs Schulgelände hinausrannten, wären wir beinahe unmittelbar in einen Kampf geplatzt: Eine Jägerin vom Schwarzen Kreuz, die ich nicht kannte, umtänzelte Mrs. Bethany. Mittlerweile hatte sich Mrs. Bethanys Haarknoten beinahe vollkommen gelöst; ihre dunkle Mähne wallte ihr den Rücken hinab, und ihr hochmütiges Gesicht war fleckig und schmutzig. Feuerschein spielte auf ihren Wangenknochen, und trotz all der Zerstörung rings um uns herum lächelte sie. Zum ersten Mal sah ich ihre Reißzähne.
    Lucas zerrte mich vom Kampf fort, aber wir beide mussten immer wieder wie gebannt zurückschauen. Ganz in der Nähe rief jemand meinen Namen, aber ich erkannte die Stimme nicht und konnte mich ihr auch nicht zuwenden.
    Mrs. Bethany machte einen Ausfallschritt, dann noch einen, und machte dann einen Satz nach vorne. Die Jägerin versuchte, ihr auszuweichen, aber sie war zu langsam. Ich konnte nichts tun, als Mrs. Bethany den Körper der Jägerin drehte und dann ihre Zähne in den Hals der Frau grub.
    Der Schrei hinter mir drückte pures Entsetzen aus. Als ich mich nun doch umwandte, sah ich Raquel in einem Top und in Unterwäsche, und sie kreischte, während sie zusah, wie Mrs. Bethany das Blut der Jägerin trank. Es war nicht zu verkennen, was da geschah, vor allem nicht, wenn man bereits begriffen hatte, dass das Übernatürliche tatsächlich existierte. Und Raquel wusste das nur zu gut. Nun wusste sie auch, dass Vampire real waren.
    »O mein Gott, o mein Gott«, schrie sie. »Bianca, hast du … Mrs. Bethany … Sie …« Dann blieb Raquel wie angewurzelt stehen. »Lucas?«
    Lucas sagte: »Renn weg, Erklärungen gibt’s später.«
    Wir rannten alle. Ich warf einen letzten Blick hinter mich, als wir schon auf dem Weg zum Wald waren. Evernight stand noch in großen Teilen, scheinbar so uneinnehmbar wie immer, aber im Südturm und im Dach loderten helle Flammen. Es sah aus wie das Ende der Welt. Und dann hörten wir die Sirenen.
    »Was ist denn das?«, schrie Raquel, noch immer in Panik.
    Ich wusste die Antwort sofort: »Die Feuerwehr! Mrs. Bethany hat doch den Feueralarm ausgelöst, und jetzt kommen die Löschzüge.«
    »Wir können auf keinen Fall zulassen, dass uns hier jemand von staatlicher Stelle aufgreift«, drängte Lucas. »Hier in der Nähe wartet ein Transporter. Los, kommt.« Wir taten, was er gesagt hatte, und rannten, so schnell wir konnten, in den Wald. Aber als wir in den Schatten der Bäume eintauchten, bemerkte ich vor uns eine Gestalt und stieß erschrocken die Luft aus, während wir
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