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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung
Autoren: Claudia Gray
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alle abrupt zum Stehen kamen. Charity versperrte uns den Weg.
    »Wie, ihr wollt schon so schnell verschwinden?« Sie legte den Kopf schräg. Falls sie sich beim Sturz aus dem Nordturm irgendetwas getan hatte, so ließ sie es sich nicht anmerken. »Bianca, du hasst doch Evernight beinahe so sehr wie ich. Ich dachte, dir würde meine kleine Überraschung gefallen.«
    »Es könnten Leute dabei umkommen«, sagte ich. »Vielleicht hat es Balthazar nicht mehr rechtzeitig rausgeschafft.«
    »Da kennst du meinen Bruder aber schlecht.« Ihre Augen waren traurig. »Ich glaube an meinen Bruder. Er ist zu stark für irgendwelchen Abschaum vom Schwarzen Kreuz.«
    »Ich habe dir ein Mal geglaubt. Diesen Fehler mache ich kein zweites Mal.«
    Raquel sagte: »Hey, Leute, wer ist denn dieses Mädchen? Ist sie Balthazars Schwester, oder was?«
    Charity starrte Raquel an, dann lächelte sie. »Habt ihr mir einen kleinen Imbiss mitgebracht?«
    »Zur Hölle.« Lucas schlug mit der Faust nach Charitys Gesicht, aber sie wich dem Hieb mühelos aus. Doch sie hatte nicht mit seiner vampirhaften Schnelligkeit gerechnet. Beinahe rascher, als ich es sehen konnte, wirbelte Lucas herum, packte Charity am Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken.
    »Dummer Junge«, zischte sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden. Stark, wie sie war, würde es ihr innerhalb von Sekunden gelingen. Raquel versuchte, Lucas zu Hilfe zu kommen, aber ich hielt sie ab.
    »Bianca zuliebe habe ich dich verschont«, sagte Lucas. Er und Charity rangelten im Unterholz miteinander; er schaffte es, ihren Arm festzuhalten, aber nur mit Müh und Not. »Jetzt nicht mehr. Damit ist jetzt Schluss.«
    Mit diesen Worten drückte er sie mit aller Macht zurück, und sie prallte mit dem Gesicht voran gegen einen Baum. Zuerst hatte ich erwartet, dass sie wutentbrannt aufschreien würde, doch stattdessen verlor sie das Bewusstsein. Lucas hielt sie noch immer gegen den Baum gepresst - und, wie ich begriff, gegen einen abgebrochenen Ast, der aus dem Baumstamm hervorstach und sie wie ein Pflock durchbohrt hatte.
    »Du hast sie getötet«, keuchte Raquel.
    »Aber nicht richtig.« Lucas sah verärgert aus. »Sie hat mir mein Messer geklaut.«
    »Lass sie einfach los«, sagte ich. »Ich weiß, dass so das, na ja, das Pfählen wieder rückgängig gemacht wird, aber sie wird ein paar Minuten brauchen, ehe sie uns verfolgen kann. In dieser Zeit schaffen wir es doch wohl bis zum Transporter, oder?«
    Lucas gefiel der Plan gar nicht, aber er wusste, dass es unsere einzige Chance war. Er rannte los, Raquel und ich ihm hinterher, und ich sah, wie Charity besinnungslos auf den Waldboden sank.
     
    Der »Transporter« entpuppte sich als der Kleinbus, den ich schon kannte. Als wir hineinsprangen, warteten bereits einige Leute darin: Kate, die auf dem Fahrersitz saß, Eduardo … und Dana, die ein blaues Auge und eine aufgeplatzte Lippe hatte. Bei ihrem Anblick zog sich alles in mir zusammen; Mom war vermutlich die Person, die sie so zugerichtet hatte, aber wenn sich die beiden einen Kampf geliefert hatten und Dana nun hier war … »Was ist geschehen?«, flüsterte ich. »Was ist aus der Vampirin geworden, gegen die du gekämpft hast?«
    »Die Dame ist aus dem Fenster gesprungen.« Danas Worte waren undeutlich, weil ihr das Sprechen mit den geschwollenen Lippen schwerfiel. »Wenn du mich fragst, dann ist das Beschiss.«
    Mom hatte es geschafft. Erleichtert ließ ich mich gegen Lucas sinken. Vic und Balthazar waren vermutlich ebenfalls in Sicherheit. Aber was war mit meinem Vater? Oder den Lehrern, die ich kannte, oder Ranulf und den ganzen anderen - auch mit den Menschen, denn das Feuer war nicht wählerisch darin, wen es tötete.
    Lucas legte mir den Arm um die Schulter und fragte: »Wo ist Mr. Watanabe?«
    »Sie haben ihn erwischt«, sagte Dana.
    Ein schreckliches Schweigen breitete sich im Wagen aus. Raquel schaute von Dana zu Lucas und mir, offenbar vollkommen verwirrt, doch sie schien zu merken, dass dies der falsche Augenblick für Fragen war. Lucas legte seine Stirn auf meine Schulter, und ich hielt ihn ganz fest.
    Mr. Watanabe hatte gesagt, wir sollten es genießen, dass wir beieinander waren. Er hatte ein nettes Lächeln gehabt. Ich fragte mich, ob er jetzt bei Noriko war und ob es für die Menschen nach dem Tod etwas gab, bei dem Vampire und Geister keine Rolle mehr spielten. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht.
    Kate ließ den Motor an. Als wir losfuhren, sah ich, wie die
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