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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
Autoren: Alyson Noël
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Aber bringen wir’s hinter uns, okay?«
    Und dann gingen wir nach unten, Haven mit einer frischen Flasche in der Hand und ich mit der Kiste im Arm, entschlossen, sie nicht herauszurücken, ehe der Tauschhandel abgeschlossen war und sie die Gegenleistung erbracht hatte.
    Doch dann kam Sabine nach Hause und ruinierte alles.
    Seufzend konzentriere ich mich wieder auf die Gegenwart und will gerade an ihrem alten Haus vorbeischauen, dem Haus, wo ihre Eltern und ihr kleiner Bruder nach wie vor wohnen, da sie das Hemd vielleicht aus irgendeinem Grund dort versteckt hat – gerade weil es eigentlich der letzte Ort ist, an dem man es vermuten würde, und obwohl ich eigentlich den überwältigenden Drang verspüre, stattdessen woanders hinzufahren.
    Ich weiß nicht, ob es irgendeine Botschaft ist, irgendein Zeichen oder vielleicht auch nur starke Intuition, doch ich folge ihr. Jedes Mal, wenn ich einen meiner eindringlicheren Instinkte ignoriert habe, musste ich es hinterher bereuen, deshalb wende ich jetzt rasch und folge meinem Gefühl.
    Zu meiner Enttäuschung lande ich an einem Ort, den ich bereits überprüft habe. Den Miles und ich bereits überprüft haben, aber ich tue es trotzdem. Ich gehe auf die Tür zu und denke daran, dass Haven es zwar als ihr Haus bezeichnet, da sie bereits seit Monaten hier lebt, aber für mich ist es immer noch Romans Haus, und ich werde von einer Flut von Erinnerungen überschwemmt.
    Ich muss an die vielen Male denken, die ich hier war – als ich die Tür eingetreten habe, als ich mit ihm gekämpft habe,
als ich mich ihm beinahe hingegeben hätte, und das letzte Mal, als Jude ihn vor meinen Augen getötet hat –, ehe ich diese Gedanken beiseiteschiebe und mir den Weg durch einen erstaunlichen Irrgarten aus Mobiliar bahne. Möbel, die bis vor Kurzem noch im Laden standen und jetzt nur noch einen winzig schmalen Durchgang durch den Flur und in das Wohnzimmer frei lassen, sodass ich einen Moment brauche, um alles zu erkennen.
    Mein Blick schweift über die antiken Schränke, die Samt-und Seidensofas, den glänzenden Couchtisch aus Acrylglas, der wie ein Relikt aus den Achtzigerjahren wirkt, bis hin zu einem riesigen Stapel Ölgemälde in reich verzierten Goldrahmen, die alle aneinandergelehnt an der Wand gegenüber stehen, während mehrere Kleidungsstücke aus allen möglichen Epochen von vor Hunderten von Jahren auf praktisch jeder Ablagefläche verstreut liegen, sogar auf dem Bartresen, wo Roman die Kristallkelche aufbewahrt hat, in die er das Elixier goss, und auch auf der Couch, wo ich – von der dunklen Flamme in mir getrieben – ihn in Gestalt Drinas schamlos zu verführen suchte. Derselben Couch, auf der alles anders wurde, als ich Haven Romans Spezialtrank eingeflößt habe.
    Mein Blick wandert über all das hinweg zu dem Kamin mit dem lodernden Feuer, vor dem Jude kauert. Er sieht verängstigt, schockiert und verwirrt aus, während Haven das befleckte Leinenhemd in der einen Hand und Judes Arm in der anderen hält. Sie hat sich wieder in eine etwas heilere Version ihres früheren Ichs verwandelt, zumindest was ihre Zähne angeht, ist indes noch weit von der alten Haven entfernt, da sie nach wie vor von ihrer Sucht und ihrer lodernden Wut beherrscht wird.
    »So, so«, sagt sie, wendet sich zu mir um und sieht mich
aus ihren roten Augen an. »Hast du dir tatsächlich eingebildet, du könntest mich überlisten?«
    Ich schüttele den Kopf. Ich kapiere genauso wenig wie sie, was hier los ist.
    Hektisch schaue ich zwischen den beiden hin und her, sehe, wie Jude sich unter Havens Griff zusammenkauert und total entsetzt darüber ist, dass sie ihn erwischt hat – allerdings weiß ich nicht, wobei. Ich erfasse die Szene vor mir nicht ganz und habe keine Ahnung, was er eigentlich wollte.
    Hat er erkannt, was wirklich hinter dem Hemd steckt – welche Verheißung es birgt – und versucht nun, es als eine Art Friedensgabe für Damen und mich in Sicherheit zu bringen?
    Oder – schlimmer und weitaus wahrscheinlicher — ist er gekommen, um es zu stehlen und zu zerstören, nachdem er nur so getan hat, als wäre er mit Damen versöhnt und hätte ihm Vergangenes verziehen, während er in Wirklichkeit die ganze Zeit auf diesen Augenblick hingearbeitet und seine Rachepläne nie endgültig aufgegeben hat?
    Und ehe ich sie daran hindern kann, hat sich Haven schon auf ihn gestürzt. Angetrieben von dem Elixier, das in ihr brodelt, dem Saft, den ich ihr gegeben habe, lässt sie seinen Arm los, nur um
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