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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
Autoren: Alyson Noël
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treibst dich nicht mehr mit diesem Mädchen herum. Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt?«
    Ich will ihr schon zustimmen, dass sie sich tatsächlich klar ausgedrückt hat, es aber nicht ihre Entscheidung ist, als Haven mir lächelnd die Kiste aus dem Arm nimmt und sagt: »Keine Sorge, Ever. Bleib du nur bei deinem Tantchen. Sie ist ja ganz außer sich. Ich schaff’s schon allein.«
    Ich sehe zu, wie sie auf ihr Auto – Romans Auto – zugeht, die Kiste auf den Beifahrersitz stellt und einsteigt. Sie lässt den Motor aufheulen und lacht hysterisch, während sie mir zum Abschied winkt und davonfährt.
    Sabine hält nach wie vor meinen Arm umklammert und hindert mich daran, das zu tun, was ich am dringendsten tun muss – das Einzige, was diesem schrecklichen Fluch ein Ende bereiten und mein Leben auf einen ganz neuen Kurs aus ungetrübtem Glück bringen könnte. »Geh auf dein Zimmer!«, brüllt sie mich an. Ihre Wangen sind rot, ihre Augen funkeln, und ihr ganzes Gesicht ist eine Grimasse der Empörung, die mir ein furchtbar schlechtes Gewissen macht, weil ich sie verursacht habe.
    Doch das ist noch gar nichts gegenüber dem, wie ich mich fühle, als ich mich losreiße – und zwar so unvermittelt und heftig, dass ihr die Tüte mit den Lebensmitteln aus dem Arm fällt und eine Flut aus Dosen und Obst und Gemüse und Eierkartons und Bechern mit Frischkäse über
den Fußboden purzelt und eine Spur aus weißem Käse, buntem Fruchtfleisch und leuchtendem Eigelb über den hellen Travertin zeichnet.
    Nichts im Vergleich dazu, wie ich mich fühle, als ich ihren Gesichtsausdruck sehe – ein furchtbare Mischung aus Wut, Fassungslosigkeit und, das ist das Schlimmste, Angst .
    Nichts im Vergleich zu der Reue, die ich empfinde, als ich zwischen der Sauerei und Sabines Gesicht hin und her blicke und wünschte, ich könnte es alles telepathisch verschwinden lassen, alles komplett ausradieren, als wäre es nie geschehen – aber ich weiß, das würde alles nur noch schlimmer machen. Und so drehe ich dem Ganzen nur den Rücken zu und verlasse das Haus.
    Ich muss unbedingt Haven erwischen, die gerade die Gelegenheit ergriffen hat, unseren Handel platzen zu lassen. Zwar habe ich keine Ahnung, wo ich anfangen soll, trotzdem muss ich ja irgendetwas tun, und zwar sofort.
    »Es tut mir leid, Sabine«, rufe ich über die Schulter. »Ehrlich. Aber es gibt Dinge, die du einfach nicht verstehen kannst – nicht verstehen willst — und das hier gehört dummerweise dazu.«

SECHSUNDDREISSIG
    S owie mein Fuß die Schwelle berührt, laufe ich los. Ich will keine Zeit damit verschwenden, mein Auto aus der Garage zu holen und rückwärts aus der Einfahrt zu stoßen und all die anderen Schritte in dem gesamten »normalen« Ablauf auszuführen, den ich immer so mühsam wahre, wenn auch aus keinem anderen Grund, als um Sabine zu beruhigen – obwohl so ziemlich alles von dem, was ich bisher getan habe, sie ganz und gar nicht beruhigt hat. Ich will auch nichts manifestieren, solange sie noch vom Fenster aus zusieht, denn das würde nur einen neuerlichen Schwall von Fragen auslösen – Fragen, die ich unter keinen Umständen beantworten will.
    Ihr Blick verfolgt mich. Ich spüre, wie sich sein Gewicht in dieser grässlichen Mischung aus Wut, Besorgnis und Angst um mich schlingt.
    Gedanken sind Dinge – Dinge aus einer sehr greifbaren Form von Energie. Und Sabines Gedanken zielen direkt auf mein Herz.
    Und obwohl mir alles, was gerade passiert ist, entsetzlich leidtut, kann ich mir einfach nicht die Zeit nehmen, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Das kann warten. Ich werde alle Hände voll damit zu tun haben, mich wieder mit ihr zu versöhnen, aber im Moment geht es mir ausschließlich darum, Haven zu finden.
    Ich laufe aus unserer Einfahrt auf die Straße, überzeugt
davon, aus dem Schneider zu sein, als ich das Auto von Mr. Muñoz entdecke, das direkt auf mich zuhält.
    Toll, denke ich, während er anhält, das Fenster herunterlässt und mich beim Namen ruft. »Alles in Ordnung?«, fragt er mit aufrichtig besorgter Miene.
    Ich bleibe stehen und werfe ihm hastig einen zweiten Blick zu. »Offen gestanden nein«, antworte ich. »Es ist so ziemlich überhaupt nichts in Ordnung. Nicht einmal ansatzweise. «
    Er runzelt die Stirn und sieht zwischen dem Haus und mir hin und her. »Kann ich helfen?«
    Ich schüttele den Kopf und will schon wieder losrennen, wende mich aber noch einmal um. »Ja, bitte sagen Sie Sabine, dass es mir leidtut.
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