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Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht

Titel: Evermore - Der Stern der Nacht - Noël, A: Evermore - Der Stern der Nacht
Autoren: Alyson Noël
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ihn am Hals zu packen. Sie hebt ihn so hoch in die Luft, dass seine Füße hilflos unter ihm baumeln, und schüttelt das Hemd erst vor ihm und dann vor mir. »Was zum Teufel ist hier los?«
    »Keine Ahnung«, sage ich, sorgsam darauf bedacht, mit ruhiger und gelassener Stimme zu sprechen. Langsam gehe ich auf sie zu und halte die Hände so, dass sie sie sehen kann. »Ehrlich. Ich habe keine Ahnung, was er hier will. Vielleicht fragst du ihn mal?«
    Sie sieht Jude an, dem die Augen hervortreten, während
sein Gesicht rot wird und anschwillt. Schnell lässt sie ihn wieder fallen und ergreift ihn erneut am Arm, damit er nicht davonläuft. Jude hustet und keucht und ringt mühsam nach Atem.
    »Habt ihr zwei das gemeinsam geplant?«
    »Nein«, antworte ich und frage mich, wieso er andauernd zum falschen Zeitpunkt auftauchen muss.
    Warum er immer alles vermasselt.
    Eines weiß ich allerdings genau – es ist kein Zufall. So etwas gibt es nicht. Das Universum ist viel zu harmonisch für solche Beliebigkeit.
    Also was dann? Warum muss jedes Mal, wenn ich kurz davorstehe, genau das zu bekommen, was ich will, Jude ausgerechnet dann auftauchen und all meine Pläne durchkreuzen?
    Es muss mehr dahinterstecken – muss irgendeinen Grund oder eine vernünftige Erklärung dafür geben –, doch was für ein Grund oder was für eine Erklärung das sein könnte, ist mir völlig schleierhaft.
    Haven hält das Hemd in die Höhe, studiert es eingehend und versucht zu ergründen, warum ich es so unbedingt haben will, warum Jude so viel dafür riskiert, es zu bekommen, und welche mögliche Bedeutung es für jemand anders als sie wohl haben könnte.
    Sie schaut zwischen uns hin und her und registriert, wie Jude auf den Fleck starrt und wie ich ihn dabei beobachte, wie er auf den Fleck starrt – und da weiß sie es.
    Da geht ihr ein Licht auf, und alles passt zusammen.
    Da prustet sie los und schüttet sich förmlich aus vor Lachen.
    Sie lacht so heftig, dass sie sich kaum mehr einkriegt. Vornübergebeugt, eine Hand auf dem Knie, keucht und
japst sie, während sie sich immer wieder auf die Schenkel schlägt und ruft: »Jetzt hab ich’s kapiert.« Sie lässt das Hemd von ihren Fingern baumeln, während sich ein hässliches Grinsen auf ihren Zügen breitmacht. »Jetzt weiß ich’s. Aber zu deinem Pech«, sie zeigt auf mich, »oder vielleicht auch zu deinem«, sie nickt mit dem Kopf zu Jude hinüber, »muss Ever jetzt eine folgenschwere Entscheidung treffen.«

SIEBENUNDDREISSIG
    W isst ihr«, sagt Haven, »ich habe das Hemd die ganze Zeit bei mir getragen. Es überallhin mitgenommen. In die Schule, in den Laden, ja, ich habe sogar damit geschlafen, um immer von Romans Geruch umgeben zu sein. Ich habe es mehr oder weniger als meine letzte Verbindung zu Roman gesehen – das einzig Bleibende, was ich je wirklich von ihm besitzen würde. Aber jetzt weiß ich es besser. Alles, was ihr hier seht, gehört mir. Roman hat nie mit seinem Tod gerechnet, also hat er nie ein Testament gemacht. Was bedeutet, dass niemand sonst ein Recht auf seine Sachen hat, und wer anderer Ansicht ist, soll sich ruhig mit mir anlegen. Das hier ist meine Verbindung zu Roman.«
    Sie schwenkt das Hemd durch die Luft, und der Stoff weht sanft hin und her, während sie auf die Antiquitätensammlung zeigt. Mit der anderen Hand krallt sie sich fester um Judes Arm und spricht weiter. »Dieses Haus, diese Sachen, alles, einfach alles, gehört mir. Ich hab Erinnerungen an ihn, wohin ich auch schaue, also brauch ich echt nicht unbedingt irgendein blödes weißes Hemd. Nein, du bist diejenige, die es braucht, Ever. Es geht nur um den Fleck, stimmt’s? Er ist von dem berüchtigten Gegengift übrig geblieben, das du beinahe in die Finger gekriegt hättest, wenn der Typ hier nicht gewesen wäre.«
    Sie packt Jude fester, sodass er zusammenzuckt, sich jedoch den Aufschrei verkneift und ihr die Genugtuung darüber
verweigert, dass sie ihm tatsächlich Schmerzen zugefügt hat. »Und jetzt hat er es offenbar wieder geschafft.« Sie wendet sich an Jude und schnalzt kopfschüttelnd mit der Zunge. »Wenn dir dieser Typ nicht in die Quere gekommen wäre, würdest du jetzt für immer glücklich und in Freuden leben, was? Oder zumindest ist das deine Version der Geschichte. Deshalb frage ich dich – stehst du immer noch dazu? Willst du immer noch ihn für alles verantwortlich machen?«
    Ich mustere sie mit festem Blick, die Muskeln angespannt und auf alles vorbereitet, gebe ihr jedoch keine
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