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Europa, unsere neue Heimat

Europa, unsere neue Heimat

Titel: Europa, unsere neue Heimat
Autoren: Werner Pohl
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unten. Und das sehen sie nicht. Daher wird diese Gruppe am tiefsten fallen und dabei am meisten überrascht sein.
    Viele sollten es jetzt schon merken, wenn Akademiker keine Arbeit finden, auszubildende Handwerker keine Lehrstelle und Schulabbrecher keinen Job. Aber sie sind jung, sie erhalten Unterstützung von Gruppe 1 und 2, und so leben sie in ihrer Welt im Hier und Jetzt und surfen im Internet.
    Diese Generation wird am meisten betrogen und hat die geringsten Zukunftschancen, leider ohne es zu realisieren, auch weil sie nicht weiß, was bisher war, wie unsere Welt noch vor zwanzig Jahren ausgesehen hat, und damit keinen Vergleich hat. Der Wandel ist für sie normal, nur das furchtbare Ende kennen sie nicht.
    Was vor zwanzig Jahren war, interessiert leider nur Gruppe 2, die Erwachsenen. Gruppe 1, die Pensionäre, ist im scheinbar sicheren Hafen der Pension angelangt, und Gruppe 3, die Jugend, war zu dem Zeitpunkt noch nicht da. Die Vergangenheit betrifft aber alle, da erst deren Betrachtung die dynamische Beurteilung der Gegenwart und einen Blick in die Zukunft ermöglicht.
    Vor zwanzig Jahren gab es keine EU und keinen Euro. Das ist die ganze Erklärung. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen eine Europäische Union und auch nichts gegen eine gemeinsame Währung. Auch ich habe damals mit Ja gestimmt. Aber ich wurde wie alle anderen betrogen, weil die Politiker, aber auch und vor allem die Medien uns diese jetzt existierende EU so verkauft haben, als wäre es jene, die ich gern gehabt hätte – was sie aber nicht ist.
    Die EU, die ich gerne gehabt hätte, sollte so aussehen: Eine gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik sollte den immerwährenden Frieden in Europa garantieren. Die EU sollte uns im Wandel der Globalisierung schützen, unsere Arbeitsplätze erhalten und unser Volksvermögen bewahren. Sie sollte die Klein- und Mittelbetriebe, die 90 Prozent der gesamten Wirtschaftskraft in Europa ausmachten, vor der ausländischen Konkurrenz schützen und somit unser aller Kaufkraft, also unser Einkommen garantieren. Der Euro sollte als Gemeinschaftswährung alle diese notwendigen Maßnahmen unterstützen oder erst möglich machen.
    Die EU, wie sie dann tatsächlich realisiert wurde, hat keine gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik. Sie schützt uns nicht im Wandel der Globalisierung, und die Klein- und Mittelbetriebe in Europa sind der Vernichtung ausgesetzt. Die guten Zeiten, als ein Knopfgeschäft oder eine Boutique eine Familie ernährt hat, als Taxifahrer oder Beamte sich Häuser gebaut haben, sind vorbei.
    Vor dieser EU mit ihrem Euro, der uns allen leidvoll auch als Teuro bekannt ist, war die Eigenstaatlichkeit jedes Landes garantiert. Im Wesentlichen mussten sich die nationalen Politiker am Wähler messen. Sie mussten Respekt, tatsächlich sogar Angst vor dem Wähler haben. Das führte dazu, dass weniger leichtfertig mit unserem Geld umgegangen wurde und dass Skandale durch alle Medien gingen. Auch wenn sie keine Konsequenzen für die Verantwortlichen hatten, erfreut waren die Politiker nicht. Heute schert sich keiner mehr um Skandale – im Angesicht der Pleite von Griechenland, eines Rettungsschirms, an dem wir mit unzähligen Milliarden beteiligt sind, und einer Teuerung, wie wir sie alle noch nicht erlebt haben.
    Die Eigenstaatlichkeit bedeutete, dass eine Regierung von der eigenen Bevölkerung zur Rechenschaft gezogen werden konnte, auch wenn dies selten geschah. Es war die Chance für den einen oder anderen verantwortungsvollen Politiker, mit der Unterstützung des Wählers positive Veränderungen durchzusetzen, Budgets zu sanieren und den nationalen Arbeitsmarkt zu stärken. Eigenstaatliche Sozial- und Wirtschaftspolitik ermöglichte es jedem Land in Europa, nach eigener Verantwortung für das Wohl seiner Bürger zu sorgen.
    Vor dieser EU mit ihrem Euro waren unser Arbeitsmarkt und unser Vermögen relativ geschützt. Wir waren ein reiches Land. Die Generation unserer Eltern und Großeltern hatte Deutschland nach dem Krieg einen der höchsten Lebensstandards der Welt beschert. Davon leben wir jetzt noch – aber wie lange?
    Vor dieser EU mit ihrem Euro waren insbesondere Deutschland und Österreich Länder mit geringer Kriminalität. Die Suche nach einem Bankräuber ging wochenlang durch die Medien. Jeder sah sich Aktenzeichen XY an. Jetzt gehen Bürger nachts auf die
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