Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
hatte gelogen! Lenno war doch gekommen! Endlich!
    Als Olivia dies begriff, versuchte sie ein klägliches Schnurren und sah augenblicklich die Erleichterung in Lennos Gesicht. Er wischte die Tränen weg, kam vorsichtig zu ihr und streckte seine Hand nach ihr aus, um sie im Nacken zu berühren und ihr bei der Verwandlung zu helfen. Als sie jedoch zu zittern begann, hielt er erschrocken inne. Aus Angst vor weiterem Schmerz blinzelte sie ihn mit halbgeschlossenen Lidern an.
    „Ich tue dir nicht weh, Olivia“, sagte Lenno traurig und wischte sich wieder über die Augen. Vorsichtig legte er ihr seine Hand in den Nacken, sprach etwas in jener alten Sprache, und kaum war er fertig, spürte sie ihren schmerzenden Menschenkörper. Augenblicklich krümmte sie sich zusammen, um sich zumindest ein wenig zu schützen.
    Beim Anblick ihres verletzten Körpers atmete Lenno tief durch und ließ seine Augen über ihn wandern.
    War es Schmerz oder Wut, was sie erkannte? Sie konnte es nicht wirklich sagen. Außerdem schämte sie sich plötzlich für ihren Anblick, für das, was ihr angetan worden war und dafür, dass sie ihm zugetraut hatte, sie im Stich gelassen zu haben.
    Die Männer an der Tür bewegten sich und Olivia befürchtete schon, dass sie hineinkommen könnten, doch sie standen mit dem Rücken zu ihnen und hatten sich nur weggedreht.
    Lenno griff nach dem Erstbesten, das er zu fassen bekam, um sie zu bedecken. Er wollte ihr gerade das zerrissene Kleid überwerfen, als Olivia mit einer abwehrenden Handbewegung flüsterte: „Bitte nicht das.“ Die nervöse Bewegung an der Tür nahm sie nur nebenbei wahr.
    Lenno zog seine Weste aus und wollte ihr beim Hinsetzen helfen, während er verzweifelt eine unverletzte Stelle suchte, an der er sie berühren konnte. Sein Kiefer spannte sich an. Als sie sich ansahen, erkannte Olivia das Entsetzen in seinen Augen, die sich erneut mit Tränen füllten.
    Sie setzte sich auf und lehnte sich vorsichtig gegen die Felswand. Lenno nahm von irgendwoher ein Tuch, griff nach dem Krug auf dem kleinen Tisch, tränkte es wiederholt mit Wasser und rieb ihr etwas aus dem Gesicht und vom Hals. Als Olivia bemerkte, dass er Nukpanas Blut beseitigte, musste sie würgen. Behutsam glitt sein Daumen über ihre Wange, um den letzten Rest wegzuwischen. Sie beobachtete ihn dabei und sah, wie das Entsetzen in seinen Augen einer unendlichen Traurigkeit wich.
    Von der Tür her kam wieder eine Bewegung. „Tocho, wir müssen los!“, drängte einer der Männer.
    Lenno nickte ihm kurz zu, half Olivia behutsam beim Aufstehen, umwickelte ihren Körper mit einem weiteren Tuch und zog ihr schließlich seine Weste an. Dabei hatte er ihren verletzten Fuß bemerkt und wollte sie auf den Arm heben, um sie fortzubringen. Anstatt sich von ihm helfen zu lassen, wich Olivia einen Schritt zurück, verzog ihr Gesicht, weil sie falsch auf ihren Fuß aufgetreten war, und hielt sich an der Felswand fest.
    „Da sind Frauen in den Kerkern, so viele. Was ist mit denen?“, fragte sie geschwächt und sah ihn verzweifelt an.
    Lenno erwiderte ihren Blick besorgt und antwortete vorsichtig: „Wir sind erst einmal hier, um dich zu holen, Olivia. Wir werden wiederkommen, und dann befreien wir sie alle.“
    Als er die Distanz zwischen ihnen verringern wollte, um sie hochzuheben, rutschte Olivia einen Schritt an der Wand entlang von ihm weg und hielt ihm ihre Hand abwehrend entgegen. Lenno sah sie verwirrt und gleichzeitig erschüttert an.
    „Es sind meine Freundinnen, Lenno. Sie haben mir in meinen schlimmsten Momenten beigestanden. Ich werde diese Felsen nicht verlassen, ohne zu wissen, dass sie in Sicherheit sind.“
    Hilflos stand Lenno da, wusste nicht, was er tun sollte, denn er ahnte sofort, wie ernst es Olivia damit war.
    Es war nicht mehr als ein Flüstern gewesen, das sie herausgebracht hatte, denn sie hatte seit einer Woche nicht mehr gesprochen. Trotzdem kamen Lennos Begleiter plötzlich in den Raum und fragten an Olivia gerichtet: „Wo finden wir sie?“
    Olivia und Lenno tauschten einen verwunderten Blick aus. Sie waren sich offenbar beide nicht sicher, was sie da gerade gesehen hatten.
    „Einer von Bidziils Männern hat grüne Augen und Kratz- und Bisswunden im Gesicht. Er wird euch helfen, wenn ihr ihm sagt, dass ich euch schicke. Er weiß, wo die Verliese sind“, begann Olivia mit einer rauen Stimme. Es fiel ihr unendlich schwer, zu sprechen und kostete eigentlich viel zu viel Kraft. Dennoch sah sie hier die einzige Chance
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher