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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Autoren: Youya Lo
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und flog in seine schmale
Hand. Es schien mit seinen Fingern zu verschmelzen, als er es auffing. Der Engel
und das blitzende Metall wurden eins.
     
    Meejael stand nur da und beobachtete das Geschehen mit
ausdruckslosem Gesicht. Sie rührte sich nicht. Der Engelsjunge straffte seinen plötzlich
konturlosen Körper aus Licht.
    „Du weißt, wieso ich hier bin, ´jael. Das Schwert
Gottes wird es bezeugen.“ Er griff in Meejaels Haarschopf und schleifte sie
hinter sich her wie einen großen Hund an der Leine. Meejael ließ es einfach geschehen.
     
    „Daniel.“ Teresa schob ihre Hände in die Hosentaschen.
„Später… ruf mich an.“
    Er nickte stumm. Teresa gab Nika einen Kuss auf die
Stirn und verschwand.
    „Komm!“ Daniel nahm Nikas Hand, aber sie konnte nicht
anders, als dem Engel nachzustarren.
    „Sie wehrt sich nicht.“
    „Das kann sie nicht. Göttliche Fesseln lähmen ihren
Kampfgeist.“
    „Wie kann das sein? Sie ist so… so übermächtig. Wieso
gelingt es dem Jungen, sie in Schach zu halten?“
    Daniel zuckte die Schultern.
    „Ich vermute, er hat ihr die Fähigkeiten genommen.“
    Vor dem Pavillon fiel Meejael auf die Knie. Das Gras
war auch dort wieder grün. Der Mohn leuchtete in der Sonne. Von verbrannter
Erde und zerklüftetem Boden keine Spur mehr.
    Nika senkte den Kopf, aber ihr Blick flog wieder hoch,
als sie das Schwert des Racheengels aus dem Augenwinkel aufblitzen sah. Sie
betrachtete den leuchtenden Jungen und spürte eine Welle der Genugtuung, weil sie
wusste, dass es für Meejael keine Gnade gab. In ihrem Herzen war kein Platz für
Mitgefühl.
    Der Racheengel erhob seine Stimme.
    „Ich bin bestimmt, dich zu vernichten, ´jael. Das Blut,
das du vergossen hast, ist damit gesühnt. Das ist unser Wille. Füge dich.“
    Daniel legte seine Hand auf Nikas Wange und sie wandte
sich ihm zu. Das dumpfe Geräusch eines Aufschlags folgte, und Nika stellte sich
vor, wie Meejaels Kopf durch das Gras rollte.
    Sie atmete durch und nahm Daniels Hände. Dann sprang
sie nach London und zog ihn mit sich.
     

Dreißig
     
    „Clares Kirche?“ Daniel lächelte.
    Nika ging durch den Mittelgang bis zur vordersten
Reihe vor dem steinernen Altar und setzte sich. Daniels leise Schritte störten
die Stille des Ortes nicht, als er ihr folgte. Wie sonst auch brannte jede
einzelne Kerze und tauchte die Kapelle in ein warmes, schummriges Licht.
Trotzdem herrschte arktische Kälte, zumindest im Vergleich zu den Temperaturen,
unter denen Meejael zu ihrer Bestform aufgelaufen war.
    Daniel fing an, die Luft im Gebäude zu erwärmen.
     
    Es gab einen Grund, weshalb sie ihn hierher geschleppt
hatte. Sie musste etwas loswerden, bevor sie ihn losließ.
    Ihre Hände umklammerten das glattlackierte Holz der
Sitzbank, bevor sie anfing.
    „Ein Wort zu Sophie.“
    Er nickte. Wartete.
    „Du hast versucht, es mir zu sagen. Ich habe es nicht
kapiert, aber Teresa hat es mir aufgemalt, zum besseren Verständnis.“ Nika
versuchte ein Lächeln. Ihre Handflächen schwitzten. Sie wischte sie an ihrer
Jeans ab, aber es half nicht. Scheiß Tag der Geständnisse. „Nichtsdestotrotz
passt meine blinde Antwort immer noch; ich kann damit leben. Ich bin sogar
froh. Was auch immer das für ein Licht auf mich wirft, ich bin froh. Und
deshalb gibt es nichts, was ich dir zu verzeihen hätte, vielmehr teile diese
Schuld mit dir.“
    Silberseen leuchteten sie an. Nika räusperte sich. Sie
versuchte es auch noch mal mit dem Lächeln.
    „Du bist meiner Mom nichts mehr schuldig. Im Grunde
genommen warst du das nie, zumindest hätte niemand ein Menschenopfer von dir
erwarten dürfen, nur damit ich weiter leben kann.“ Sie atmete durch und schloss
die Augen. „Besser, wenn du gehst, Daniel.“
    „Wie bitte?“ Die Silberseen erstarrten.
    „Wir sollten das hier beenden. Mit einem klaren
Strich.“
    „Nein. Wieso, Nik?“
    Weil sie nichts wert war.
    „Weil du mir nichts schuldig bist.“
    Weil sie ihn in Gefahr gebracht hatte. Weil sie ihn
traurig gemacht hatte. Weil sie das Mädchen verloren hatte.
    „Nik, was Sophies Tod betrifft,… ich hätte einen
anderen Weg suchen müssen. Aber Meejaels Blut gegen meine Freiheit
einzutauschen, war absolut richtig. Ich wollte es so.“
    „Über kurz oder lang hätte sie dich getötet.“
    Eine Weile schwieg Daniel nur, dann schüttelte er
nachdrücklich den Kopf.
    „Ich will das hier nicht beenden.“
    Sie starrte ihn verdutzt an, bevor sie schließlich
laut auflachte. Zu laut und zu schrill. Zu
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