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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Autoren: Youya Lo
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werden?!“ Sie rollte ihre schwarzen
Mandelaugen und verzog das Gesicht zu einer  Grimasse. Völlig unerwartet
erbebte der Boden. Risse bildeten sich und zerklüfteten das gesamte Plateau.
Feuerzungen leckten aus den Spalten im Boden heraus.
     
    Auf keinen Fall durfte Nika jetzt von Daniel getrennt
werden. Sie tastete panisch nach ihm, aber Meejael sah es, und es gefiel ihr
nicht. Sie holte aus und schlug mit ihrem zierlichen Handrücken über Nikas
schon fast verheilte Wange.
    Die unerwartete Heftigkeit des Hiebes überraschte
Nika. Ihre Kiefernknochen gaben nach, als wären sie aus Pudding. Ihr Kopf flog
durch die Luft und ihr Körper folgte ihm ergeben. Sie wehte weg wie ein Blatt
im Wind.
     
    Wie weit sie geflogen war, wusste Nika nicht, aber um
sie herum gab es weder Erdrisse noch Feuer, und das Gras war grün. Mit roten
Schlieren.
    Sie versuchte, auszuatmen, ohne dass das Stöhnen und
Knirschen aus ihrem Kopf herausjaulte. Aber es gelang ihr vermutlich nicht,
denn als Daniel neben ihr erschien, hörte sie seinen rasenden Puls. Sie fühlte seinen
zittrigen Atmen.
    Nika wagte kaum, in die glitzernden Silberseen zu
schauen. Sie hätte ihn gerne getröstet, sie hatte nur keine Gewalt über ihre
Gesichtsmuskulatur. Der Unterkiefer reagierte nicht auf Befehle und der Oberkiefer
wummerte wie verrückt. Bevor sie auch nur daran denken konnte, Würde oder
Körperbeherrschung zurückzuerlangen, zog Daniel ihren Oberkörper auf seinen
Schoß und schob behutsam ihre Gesichtsknochen zusammen, bis der Schmerz in
Nikas Gehirn zumindest erträglich wurde.
    Sie atmete durch. Das Blut, das sich in ihrem Mund
angesammelt hatte, war weder dickflüssig noch klebrig. Sie schluckte es. Dann verschloss
sie sich vor seinem besorgten Blick und nahm alle Kraft zusammen. Denn er
weigerte sich ja, einfach zu gehen.

Neunundzwanzig
     
    Niemand hatte jemals mit Nika über die eine besondere
Fähigkeit gesprochen, die sie nur zufällig entdeckt hatte. Geschweige denn,
dass Nika gesehen hätte, wie irgendeiner der Umgewandelten sie gebrauchte.
    Das konnte nur bedeuten, dass die Engelsblüter nichts
davon wussten. Daniel auch nicht, denn er hätte diese Waffe längst gegen sie eingesetzt,
schon allein, um sie loszuwerden.
    Nika hatte sie selbst noch nie an etwas Lebendem ausprobiert,
nur an einem Kieselstein, und selbst das nur zufällig. Also gab es keine
Garantie. Aber die Alternativen waren nicht besser, und für Sicherheitstests
fehlte die Zeit. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass es so schwer werden
würde, Daniel von der verrückten Teufelin loszueisen.
     
    Sie ließ sich auf den Boden herunterrutschen.
    Von der Erschütterung hämmerte es noch wilder in ihrem
Schädel. Wieder wurde ihr übel, und wieder schwindelig.
    Diese Seekrankheit. War das Angst?
    Weil sie befürchten musste, das Bewusstsein zu früh zu
verlieren oder ihre Kraft nicht mehr ausreichend bündeln zu können, fiel der
Schlag ihrer flachen Hand auf Daniels Brust entsprechend heftig aus. Doch er
verfehlte seine Wirkung nicht. Daniel verschwand.
    Nicht einmal Meejael konnte ihn irgendwo in der Nähe
ausmachen, wenn Nika die plötzliche Feuersäule am Horizont richtig deutete.
    Sie schloss sie Augen. Sie hatte es geschafft, ihn aus
der Umgebung zu katapultieren. Nika hatte Daniel weggebeamt und war selbst da
geblieben.
     
     
    Leider hatte sie keine Ahnung, wohin genau sie ihn geschickt
hatte, aber mit etwas Glück würde er sich wunschgemäß bei Tess wiederfinden, wo
auch immer der Elfenengel gerade steckte. Theoretisch konnte es klappen.
    Oh, hoffentlich.
    Teresa war vernünftig. Sie würde Daniel aufhalten,
zumindest würde sie es versuchen. Auf jeden Fall würde Nika auf diese Weise wertvolle
Sekunden gewinnen, und wenn Daniel begriff, dass eine Rückkehr hierher, auf das
Schlachtfeld, sinnlos war, dann war er sicher. Ein für alle Mal.
    Und falls er doch zurückkam, dann hoffentlich zu spät.
     
    „Verstehst du nicht, dass ich ihn mir jederzeit
wiederholen kann?“, kreischte Meejael und stapfte mit wehender Mähne durch das
Gras auf sie zu.
    Nika sammelte das zusammen, was sie an Kräften übrig
hatte.
    „Meejael, du begreifst es nicht.“ Das Sprechen fiel ihr
schwer, obwohl das breiige Gefühl in ihren Gesichtsknochen schon besser wurde. Wenn
sie ihren Kopf ruhig hielt, dann hämmerte er nicht mehr so heftig. „Es ist
vorbei. Bring es zu Ende und töte mich. Hol dir dein verdammtes Blut oder lass
mich gehen. Zu ihm.“
     
    Meejael hockte sich neben
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