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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei
Autoren: Rosemarie Bus
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Herz vor Hoffnung zu rasen begann, blieb er völlig gelassen. »Derrida«, rief er erfreut. »Hierher!« Und Derrida, das blöde Vieh, bog um die Ecke, setzte sich brav vor ihn und schaute ihn treuherzig an, mit seinem typischen Dafür-habe-ich-aber-ein-bisschen-Leberwurst-verdient-Blick. Und der liebevolle, weichherzige Andreas kam für einen Moment zum Vorschein, nahm eine Hand vom Gewehr und tätschelte dem Hund zärtlich den Kopf. »Gleich.«
    Die gläserne Vierkantflasche mit zwei Liter bestem umbrischem Olivenöl Extra Vergine, kaltgepresst, für 29,99 Euro, dieauf seinen Schädel donnerte und ihn k. o. schlug, sah er nicht. Anders als Jochen zuvor sank er nicht in sich zusammen, sondern kippte wie mit der Axt gefällt nach vorn, mitten aufs Gesicht. Seine randlose Brille schlitterte unter die Eckbank und kreiselte dort, ohne Schaden zu nehmen, bis sie endlich zur Ruhe kam.
    »Das war knapp«, sagte Irma und stellte schwer atmend die Flasche, die sie immer noch mit beiden Händen hielt, auf den Tisch.
    »Was ist denn hier los?« Jetzt hatte auch Luis mit Gipsbein und zwei Krücken endlich die Treppe hinunter ins Jagdstüberl geschafft.

Epilog
    Otto schickte Blumen. Nach einem ausgetüftelten Verteilerschlüssel, den wahrscheinlich nur seine Sekretärin überblickte, bekam Stella Sonnenblumen. Die hatten den Vorteil, billig zu sein, aber viel herzumachen. Der dazugehörige Brief, von der Sekretärin per Hand verfasst, bedankte sich für die »erfreuliche Zusammenarbeit«, aber das abgesprochene Honorar kürzte er um die Hälfte. Der zuständige Leiter des Ressorts »Leben« hatte sich beklagt, die Geschichte sei nicht gefühlig genug geschrieben. Er sah sich genötigt, ein Wochenende zu opfern, um das Ganze höchstpersönlich neu zu dichten, ohne Kenntnis der Fakten und Gefühlslagen der handelnden Personen, aber von Otto gut informiert über die Interessen der im Hintergrund agierenden Kräfte. Das Resultat stellte den Chefredakteur und den Verleger zufrieden. Stella bestand darauf, ihren Namen als Autorin zurückzuziehen. Was wiederum Otto so erboste, dass er zu seiner strengsten Bestrafung griff und ihr nur ein Ausfallhonorar in allgemein üblicher Höhe gewährte.
    Irmas aktiven Einsatz bei der Verteidigung wehrloser freier Mitarbeiter seiner Redaktion belohnte er dagegen großzügig mit einem üppigen Strauß gelber Rosen mit zarten roten Rändern an den Blütenblättern und einem Abonnement von ›Leute‹. Irma veranstaltete daraufhin einen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen für ihre Freundinnen und übte sich bei der Erzählung ihrer Heldentaten in Bescheidenheit. »Jede andere hätte das Gleiche getan.«
    Zu Valeries Beerdigung spendierte Otto ein riesiges Herz ausweißen Rosen. »Sie war doch nicht Lady Di«, sagte Irma missbilligend beim Blick auf die üppige Fotostrecke in ›Leute‹.
    Stella bemerkte, dass auch die obligatorische Schleife Ein letzter Gruß nicht fehlte. Sie hatte nicht an der Trauerfeier teilgenommen. Sie hatte keine Lust gehabt, innerhalb von vierzehn Tagen schon wieder denselben Leuten wie auf Mechthilds Beerdigung zu begegnen. Das überstieg ihre Kräfte.
    Von Marlene, zu der sie nach wie vor lockeren Kontakt hielt, erfuhr sie, dass der Vater von Valeries Zwillingen nie ermittelt wurde. Der DNA-Test hatte alle, die sich selbst verdächtigten, ausgeschlossen. Jochen Wilke, Karl Kleemann, Orlando Cavallo. Valerie hatte sie alle belogen. Warum, darüber gab es nur Vermutungen. »Bosheit«, glaubte Marlene. »Geldgier«, war Irma überzeugt. Stella konnte sich beides gut vorstellen, aber nur weil Valerie vielleicht endlich ein selbstbestimmtes Leben führen wollte, fernab von allen Männern, die sie als Manövriermasse ihrer Wunschvorstellungen benutzten. Der wahre Vater hatte sich, trotz umfassender Berichterstattung in den italienischen und deutschen Medien, nie gemeldet. Maresciallo Luca Sculli wurde in diesem Zusammenhang nirgends erwähnt. Der zuständige Commissario, Giorgio Manzini, äußerte lediglich, die Identifizierung der Vaterschaft von nie geborenen Zwillingen liege nicht im öffentlichen Interesse. Der Fall sei abgeschlossen.
    An Jochens Beerdigung nahm Stella teil. Weil sie ihm Abbitte leisten wollte für ihre hartnäckigen, mit Vorurteilen beladenen Verdächtigungen. Dass auch Luca und seine Kollegen lange diese Spur favorisierten, ließ sie als Entschuldigung nicht gelten. Sie hatte Jochen jede Schandtat zugetraut, einfach weil er einen Beruf ausübte, in dem er
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