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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein
Autoren: Grafit
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auf die Zeitung. »Wer bringt nur so ’ne arme Oma um?«
    »So arm war die gar nicht«, widersprach ich. »Nicht immer sind die Dinge so, wie sie scheinen.«
    »Sie werden die Wahrheit bestimmt rauskriegen, Frau Grappa«, lachte die Bäckersfrau. »Und jetzt hol ich die Brötchen. Und wenn ich Ihnen ma wieda behilflich sein kann – egal, wasses is – dann geben Sie Alarm, ja?«
    »Klaro, Mrs Watson«, grinste ich. Die Brötchen knackten beim Hineinbeißen und der Kaffee duftete.
    Inkasso Moskau. Das hörte sich nach Schutzgeld und Geldeintreibern an. Waren Schöderlapps ›Enkel‹ im organisierten Verbrechen tätig?
    Langsam speichelte ich mein Brötchen ein. Von früheren Recherchen wusste ich, zu was solche Jungs in der Lage waren. Sie kassierten im Auftrag eines Dritten. Meist reichte ein Besuch, ein kurzes Aufblähen der Brustmuskulatur und die Frage: Möchtest du, dass wir wiederkommen? , um widerspenstige und säumige Zahler willig zu stimmen.
    »An was denken Sie, Frau Grappa?«, holte mich Anneliese Schmitz in den Alltag zurück. »Sie machen ja ’n Gesicht wie drei Tage Regenwetter.«
    »Ich wünschte, es gäbe mal drei Tage Regen«, seufzte ich. »Dann würde es sich ein bisschen abkühlen.«
Pudel und Potemkin
    Der Königspudel hatte zur Pressekonferenz geladen. Thema: die Morde an Schöderlapp und Carstens. Der Raum im Polizeipräsidium war gerammelt voll. Bluthunde und Kamerateams, Radioleute und Schreiberlinge. Die Luft war stickig und es roch nach Schweiß und billigem Rasierwasser.
    Jansen hatte mich gebeten, den Fall Carstens mit zu übernehmen. Als Chef der Redaktion verfasste er nur gelegentlich selbst Artikel. Seine Hauptarbeit bestand darin, den schmalen Etat zu verwalten und die Mitarbeiter an die Arbeit zu kriegen.
    Noch waren der Oberstaatsanwalt und die Beamten der Mordkommission nicht erschienen. Die Kameraleute stritten sich um die besten Plätze, die Radiomenschen fummelten an ihren Mikrofonen herum und machten Sprechproben. Ich zog einen Block aus der Tasche und legte meinen Bleistift daneben.
    Pöppelbaum drängelte sich zu mir durch. Er sollte die Fotos machen.
    »Hallo, Grappa«, begrüßte er mich atemlos. »Sorry. Ich bin aufgehalten worden.«
    »Noch haben wir nichts verpasst, James Bond. Hast du dich mal wegen der Russen umgehört?«
    »Es gibt nur eine kleine Gemeinde hier«, berichtete er. »Und die schottet sich ab.«
    »Ist dir bei deinen Recherchen der Begriff Inkasso Moskau untergekommen?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Wayne! Warum antwortest du fast immer mit Gegenfragen? Also, was ist? Schon mal gehört?«
    Der Bluthund kratzte sich am Kopf. »Gehört nicht. Aber gesehen.«
    » Inkasso Moskau – gesehen?«
    »Es gibt da ein russisches Restaurant. Ziemlich großer Laden. Ich bin eben dran vorbeigefahren. Lag auf meinem Weg. Neben den Logos der Kreditkartenfirmen im Fenster ist mir ein Aufkleber aufgefallen, auf dem Inkasso Moskau stand.«
    »Wie heißt der Laden denn?«
    »Potemkin.«
    Wir hatten keine Zeit, weiter zu reden. Der Königspudel und seine Truppe rückten an.
    Zuerst nahm der Oberstaatsanwalt zum Fall Schöderlapp Stellung. Nach den Fakten, die ich schon kannte, kam er auf die beschlagnahmten Gegenstände zu sprechen. Er redete von umfangreichen Schriftstücken. »Wir gehen davon aus, dass das Opfer selbst oder durch Verwandte Kontakt zum organisierten Verbrechen hatte.«
    Der Kollege der BLÖD-Zeitung erkundigte sich konkret nach Inkasso Moskau.
    »Ob es eine Verbindung zu dieser Organisation gibt, müssen wir erst noch ermitteln.«
    »Haben Sie außer den Schriftstücken noch etwas in der Wohnung gefunden?«, meldete ich mich zu Wort.
    Hauptkommissar Brinkhoff flüsterte dem Staatsanwalt etwas zu. Dieser sah zu mir hin. »In der Tat. Wir sind auf Schmuggelware gestoßen.«
    Ein Raunen ging durch den Raum. »Welche Art Schmuggelware?«, rief ein Kollege. »Drogen? Falschgeld? Zigaretten?«
    »Bitte haben Sie Verständnis, dass wir diese Information aus ermittlungstechnischen Gründen zurückhalten.«
    »Frau Schöderlapp soll zwei Enkelsöhne haben«, sagte ich. »Haben Sie die beiden schon vernommen?«
    »Über Verwandtschaft ist uns nichts bekannt. Das Opfer hat allein gelebt und war in Bierstadt nicht gemeldet.«
    »Und der Vermieter der Wohnung?«, beharrte ich. »Weiß der denn nichts über die alte Frau?«
    »Diese Fragen zu beantworten, braucht Zeit. Ich kann Ihnen aber sagen, dass das Opfer seit etwa vier Tagen tot war. Genauer können die
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