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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein
Autoren: Grafit
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Gerichtsmediziner das nicht feststellen, die heiße Witterung hat den Zersetzungsprozess beschleunigt. Vergessen Sie bitte nicht, dass wir noch einen weiteren aktuellen Mordfall zu bearbeiten haben. Den Mord an Hein Carstens, Ihrem Kollegen.«
    Zu diesem Fall gab es mehr Fakten. Der Fotograf war in das Hotel gelockt worden – mit der Aussicht, den Auftrag für eine große Fotoserie zu bekommen.
    »Wir haben den Termin in seinem elektronischen Terminkalender gefunden«, erklärte Brinkhoff. »Carstens sollte angeblich für eine Reisezeitschrift eine mehrseitige Fotoreportage über St. Petersburg machen. So hat er es auch seiner Mitarbeiterin erzählt. Wir haben bei der Zeitschrift nachgefragt. Dort sagte man uns, dass eine solche Reportage nicht geplant sei.«
    St. Petersburg? Russland! Ich grübelte. Nein, wohl nur ein Zufall. Was konnten ein Promifotograf und eine 78-jährige Oma schon für Gemeinsamkeiten haben? Als Model für seine Erotikfotos hatte der Knipser Ekaterina Schöderlapp wohl kaum engagieren wollen.
    »Sind Sie bei der Untersuchung des Bildes der Überwachungskamera weitergekommen?«, fragte eine Kollegin. »Konnte der Mann identifiziert werden?«
    »Die Bilder sind unscharf und der Mann hat sein Gesicht verborgen. Eine Schirmmütze auf dem Kopf und ein Handy vorm Gesicht. Wir wissen immerhin, dass er nicht besonders groß und von schmächtiger Gestalt ist. Im Hotelzimmer wurden zwar DNA-Spuren gefunden, doch die können auch von anderen Gästen stammen. Außerdem müssen wir erst mal jemanden finden, mit dem wir die Spuren abgleichen können.«
    »Wie muss jemand ticken, der einem Menschen den Schädel zertrümmert?«, fragte ich.
    Der Königspudel übergab an die Polizeipsychologin.
    »Ich habe die Fotos gesehen. Die Wucht und die Häufigkeit der Schläge lassen auf ein großes Wutpotenzial schließen«, führte sie aus. »Es war ein kaltblütig geplanter, aber heiß ausgeführter Mord. Immerhin hätte jemand die Schläge hören können. Das Hotel ist ziemlich hellhörig.«
    »Er ist doch an der Rezeption vorbeigekommen«, sagte Pöppelbaum. »Die müssen ihn doch beschreiben können.«
    »Es existiert tatsächlich eine vage Beschreibung«, räumte Brinkhoff ein. »Nur reicht sie leider nicht einmal für ein Phantombild. An dem Abend war zu viel los im Hilton. «
    »Gibt es im privaten Bereich Motive?«, wollte der BLÖD-Typ wissen. »Immerhin hatte Carstens das besondere Faible, Frauen nackt zu knipsen. Vielleicht hatte eine davon einen eifersüchtigen Mann?«
    »Wir gehen auch dieser Frage nach«, beruhigte ihn der Königspudel. »Die Hamburger Kollegen sichten alles Material in der dortigen Agentur.«
    Mehr gab es nicht zu fragen und zu sagen. Die elektronischen Kollegen stürzten sich auf den Oberstaatsanwalt und hielten ihm etwa fünfzehn Mikrofone unter die Nase. Jetzt sah er aus wie ein Pudel mit vielen bunten Bällen vor der Schnauze.
    Pöppelbaum machte ein paar Schüsse und folgte mir dann auf den Flur.
    »Komisch, dass der Carstens nach Russland fahren wollte.«
    »Ach was, Grappa. Ich hab mitgekriegt, dass du die Ohren gespitzt hast. Russland ist nun gerade mal angesagt in den Medien. Zwischen diesen Morden gibt es keinen Zusammenhang.«
    »Ja, vielleicht hast du recht. Sag mal, hast du heute Abend was vor?«
    »Wieso?«
    »Immer diese Gegenfragen!«, motzte ich.
    »Ich bin mal lieber vorsichtig, wenn du so was fragst.«
    »Keine Angst, du großer starker Bluthund. Ich will nur mit dir ausgehen. So richtig schön gemütlich.«
    »Russische Küche?«, tippte er.
    »Ob wir essen, entscheiden wir noch. Aber wehe, wenn der Laden ein Potemkinsches Dorf ist.«
    »Hä? Was für ein Dorf?«
    Den Gag verstand er nicht. Wahrscheinlich hätte er mit dem Filmtitel Panzerkreuzer Potemkin genauso wenig anfangen können.
Drei Schritte Entfernung
    Vor vielen Jahren buchte ich eine Flugreise nach Kuba mit Aeroflot. Die vierzehn Stunden des Rückflugs nach Moskau sind mir unvergesslich geblieben. Problem eins war, dass es keine Nichtraucherplätze gab. Problem zwei, dass die in der Maschine sitzenden damaligen Sowjetbürger keinen Alkohol in ihr Land einführen durften. Aber die Russen hatten jede Menge kubanischen Rum im Handgepäck und der musste vor der Ankunft in Moskau vernichtet werden. Also tranken sie während des Fluges und rauchten dicke kubanische Zigarren dazu. Nicht die teuren, sondern die billigen. Nach zwei Stunden in der Luft kotzte sich mein Sitznachbar voll. Ein wenig Flüssigkeit
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