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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein
Autoren: Erma Bombeck
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Großteil der Bevölkerung wird dennoch die Prophezeiung von Andy Warhol wahr machen und für fünfzehn Minuten lang eine Berühmtheit sein.
    An der Spitze der Liste stehen natürlich die Lottogewinner. Stellen Sie sich doch einfach ein amerikanisches Ehepaar vor, das, nichts Böses ahnend, vor dem Fernseher sitzt, während ihre Zahlen gezogen werden. Innerhalb von Minuten wimmelt es vor ihrem Haus nur so von Fotografen, Kameraleuten und gierigen Verwandten, die selbst den weiten Weg von Hawaii nicht gescheut haben. Hubschrauber kreisen über dem Haus. Kurz bevor die beiden von Panik erfasst werden, hauchen sie in die Kamera: »O mein Gott.« Auf die Frage, ob das viele Geld ihr Leben verändern wird, antworten sie: »Nicht im Geringsten.«
    Nie werde ich den Lottogewinner aus Ohio vergessen, der fünfzig Millionen Dollar gewann. Als man ihn fragte, was er mit all dem Geld tun würde, soll er gesagt haben:
    »Ich wollte mir schon immer einen Toaster kaufen, mit dem sich acht Scheiben auf einmal toasten lassen.«
    Sieht so der amerikanische Traum aus?
    Zu den Wünschen, die Menschen hegen und deren Erfüllung ihnen versagt bleibt, scheint mir ein Toaster nicht zu gehören, aber was weiß denn ich schon? Vielleicht gibt es Träumer, die in einer Hängematte liegen, zum Himmel hinaufstarren und sich vorstellen, eines Tages Toasts für einen ganzen Armeestützpunkt zu machen.
    Der Witz an der Sache ist, dass sich die meisten Lottogewinner nach irgendeinem kleinen Traum verzehren, dessen Erfüllung schon lange im Bereich ihrer Möglichkeiten lag. Sie erfüllen sich also einen Wunsch, den sie bisher immer vor sich hergeschoben haben... ein neues Sofa für Mama, eine Reise mit den Kindern in die Smoky Mountains, oder wie der Mann aus Ohio meinte: »Jetzt kann ich endlich die Beulen in meinem Auto reparieren lassen.«
    Ein anderer Lottogewinner aus New York kaufte ein bescheidenes, kleines Häuschen, um sich den Luxus zu gestatten, »sich jeden Tag das Essen ins Haus liefern zu lassen und für die Tage zu sparen, wenn wir wieder arm sind«.
    Quatsch, sagen Sie? Wie lange besitzen Sie denn schon dieses Backblech, das aussieht wie eine Ölpfanne unter einem Traktor von 1947? Für ein paar Dollar könnten Sie höchstwahrscheinlich ein neues erstehen, aber stattdessen reißen Sie, wenn Sie es benutzen, lieber jedes Mal das Küchenfenster auf und lüften anschließend die ganze Wohnung.
    Ich träume oft davon, im Lotto zu gewinnen und dann im Fernsehen als Berühmtheit aufzutreten. Ich wünsche mir nämlich schon lange Ersatzschlüssel für unsere Haustüre. Mein Mann träumt von einer Salz- und Pfeffermühle für den Tisch, damit er nicht jedes Mal aufstehen und in die Küche laufen muss. Tja, warum denn nicht nach den Sternen greifen, wenn man schon träumt?
    Ich sehe mir gerne eine dieser kurzlebigen Berühmtheiten in den Sechs-Uhr-Nachrichten an. Zum Beispiel den Mann, der jahrelang neben einem Serienmörder gelebt und nichts geahnt hat. Die Kamera zeigt ihn in Großaufnahme, wie er seinem Nachbarn nachsieht, den man eben im Polizeiauto abführt. Ein Fernsehreporter hält ihm das Mikrofon unter die Nase und sagt: »Und das ist Elwood Merk, der neben dem Verdächtigen wohnt. Nun, Mr. Merk, haben Sie irgendetwas Ungewöhnliches an Ihrem Nachbarn bemerkt?«
    Mr. Merk, der inzwischen mitbekommen hat, dass die Kamera auf ihn gerichtet ist, lächelt und sagt: »Aber nein. Er schien ein wirklich netter Kerl zu sein. Hat jeden Abend seinen Hund ausgeführt, eigentlich sehr ruhig. Hat meiner Tochter sogar Plätzchen abgekauft. Meine Tochter ist nämlich Pfadfinderin. Wenn ich mich recht erinnere, waren es Schokoladenplätzchen, stimmt's, Evie?« (Seine Frau nickt.)
    Das Fernsehen besitzt überhaupt die Fähigkeit, längst vergessene oder lange verdrängte Gefühle zum Vorschein zu bringen. Klassische Beispiele dafür sind die neuen »Enthüllungs«-Talkshows, die bei den jüngeren Zuschauern so beliebt sind.
    Für die Mitwirkung winken eine Reise nach New York inklusive Flug und Übernachtung in einem der besten Hotels, und ein Auftritt in der Talkshow, wo einem lauter Fremde zuhören, wenn man die Geschichte der eigenen Scheidung, Untreue, Perversität oder schwierigen Beziehung zum Besten gibt. Der Unterhaltungswert besteht darin, dass der oder die Bekennende die Schimpftiraden der Zuschauer über sich ergehen lassen muss, bis er oder sie in Tränen aufgelöst ist und selbst von einem tüchtigen Therapeuten nicht mehr aufgerichtet
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